Ehrenamtsprojekt vermittelt Großeltern an junge Familien

Saarbrücken · Viele Familien leben weit von den Großeltern entfernt – das Projekt „Leihgroßeltern schenken Familien Zeit“ bringt junge Familien mit älteren Menschen zusammen. In den vergangenen drei Jahren wurden 22 „Großeltern“ vermittelt.

 Mehr als 22 Leihgroßeltern wurden in drei Jahren vermittelt. Foto: dpa

Mehr als 22 Leihgroßeltern wurden in drei Jahren vermittelt. Foto: dpa

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Omas und Opas, die auf ihre Enkelkinder aufpassen, mit ihnen auf den Spielplatz oder in den Zoo gehen und mit ihnen Eis essen - was früher die Regel war, ist heute nicht mehr selbstverständlich. Viele Familien leben verstreut, immer mehr Paare bleiben kinderlos. Seit zehn Jahren nutzt das Projekt "Leihgroßeltern schenken Familien Zeit" diese Situation als Chance.

Angefangen hat alles mit dem Anruf einer Seniorin bei der damaligen Kinderbetreuungsbörse, die sich gerne um ein Kind kümmern wollte. Daraus entstand dann das Ehrenamtsprojekt, später übernahm die Familienbildungsstätte die Leitung und erhielt 2013 eine Anschubfinanzierung von 6000 Euro durch die Bischof-Stein-Stiftung und mehrere Unternehmen. Seither ist Projektleiterin Julia Afgan neben ihrer Rolle als Referentin in den Kursen ständige Ansprechpartnerin für Großeltern .

"Die Finanzierung ist für uns wichtig, weil wir so die Vermittlung, die Kurse und die Betreuung kostenlos anbieten können", so Beate Feichtner, Leiterin der Katholischen Familienbildungsstätte Saarbrücken e.V., die das Projekt inzwischen betreut. Am 17. Juni blickten die Organisatoren mit einer kleinen Feier auf zehn Jahre des Ehrenamtsprojekts zurück. Gleichzeitig endet damit die Anschubfinanzierung für das Projekt, das Geld ist alle. "Wir hoffen jetzt, dass wir neue Sponsoren finden", berichtet Feichtner.

"Mehr als 22 Leihgroßeltern wurden in den letzten drei Jahren an Familien vermittelt. "Da gab es viele positive Erfahrungen", sagt sie. Und auch besondere Momente, erinnert sich Feichtner: "Eine Leihoma hat mir mal erzählt, dass sie mit ihrer 13-jährigen Enkelin nach Paris fährt. Da sieht man, dass da wirklich ein gutes Verhältnis entstanden ist. Wir bringen Senioren und junge Familien zusammen." Das Angebot richte sich an Familien mit Kindern, die keine Großeltern vor Ort haben. "Wir vermitteln ihnen dann ehrenamtliche Leih omas und -opas, die langfristig so was wie ein Teil der Familie werden", so Afgan. Wichtig sei, dass eine emotionale Beziehung entstünde: "Leihgroßeltern sind keine Babysitter oder Haushaltshilfen", erklärt Afgan. Sie entscheiden selbst, was sie mit den Kindern und Familien unternehmen. "Natürlich können sie auch mal einspringen, wenn Not am Mann ist. Aber das soll nicht regelmäßig so sein", fügt Feichtner hinzu. Umgekehrt lassen die Familien ihre Leihomas und -opas auch nicht im Stich, wenn die mal Hilfe benötigen, meint Projektleiterin Afgan.

Damit Familien und Großeltern zueinander passen, füllen sie inzwischen Profilbögen aus, in denen ihre Wünsche und Vorstellungen zum Ausdruck kommen. Die Leihgroßeltern besuchen dann an vier Samstagen einen Kurs, der sie auf ihre neue Rolle vorbereitet. "Darin geht es um rechtliche Aspekte, aber auch um eigene Talente und Fähigkeiten sowie Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung", so Afgan. Nach dem Kurs kann es in den Familien losgehen. Und das wünschen sich viele Familien: "Wir haben ständig 30 bis 40 Familien, die auf jemanden warten. Denn leider gibt es zu wenige Ehrenamtliche", erklärt sie und meint, dass es schwer sei, genau diejenigen zu erreichen, die Zeit und Lust für so eine Aufgabe haben.

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