Saarland feiert Abstimmung 1955

Saarbrücken · Mit Prominenz und einem großen Bürgerfest feiert das Saarland den 60. Jahrestag des Ereignisses, dem es seine Existenz als Bundesland verdankt: die Abstimmung über das Saarstatut am 23. Oktober 1955.

Mit Spannung hat vor 60 Jahren die Welt für einen kurzen Moment auf das Saarland geblickt: Am 23. Oktober 1955 haben die Menschen an der Saar mit Zwei-Drittel-Mehrheit das vom damaligen Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann favorisierte Saarstatut abgelehnt, das aus dem Saarland ein autonomes europäisches Territorium und Standort verschiedener europäischer Institutionen machen sollte. Das Ereignis ebnete den Weg zum Anschluss an Deutschland im Jahr 1957. "Die erste kleine Wiedervereinigung hat hier bei uns im Saarland stattgefunden. Sie hat auch einen der größten Stolpersteine auf dem Weg zur europäischen Einigung beseitigt", erinnerte die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ). Hatte doch die bis dahin ungeklärte Saar-Frage die Beziehungen zwischen Frankreich und der Bundesrepublik belastet.

Mit einem Festakt im Staatstheater und einem zweitägigen Bürgerfest auf dem Tblisser Platz in Saarbrücken wird der 60. Jahrestag der Volksabstimmung von 1955 gefeiert. Als prominente Gäste haben sich für den Festakt am Freitag, 23. Oktober, unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU ), die die Festrede halten wird, der amtierende EU-Ratspräsident und luxemburgische Premierminister Xavier Bettel sowie der ehemalige französische Premierminister Jean-Marc Ayrault angekündigt. Zwischen 750 und 1000 Gäste werden zum Festakt geladen, darunter Vertreter der Großregion und Schülergruppen. Dabei soll sich das Saarland als "junges und jung gebliebenes Bundesland" präsentieren, sagte die Regierungschefin. Dies spiegele sich auch in der Musikwahl wider: So werden das Landes-Jugend-Symphonie-Orchester, der Landesjugendchor Saar sowie die Thomas-Blug-Band spielen. Das SR-Fernsehen wird den Festakt ab 17.30 live übertragen.

Im Anschluss werden Annegret Kramp-Karrenbauer und Angela Merkel das Bürgerfest eröffnen. Bis 23 Uhr gibt es Livemusik mit Musikern und Bands aus der Region, wie Elaiza, The Real Hot Dynamites und Beyond the Black, einer Symphonic-Metal-Band.

Der Samstag, 24. Oktober, ist Familientag mit Showprogramm und vielen Mitmach-Aktionen. Auf der Bühne stehen verschiedene Musik- und Show-Acts von Schulklassen über Breitenkultur bis zu Profigruppen. Neben 20 Ausstellern präsentieren sich auch der Landtag und die Landesregierung mit Infozelten. Ab 11.30 Uhr stellen sich die Landesminister nacheinander für jeweils eine halbe Stunde den Fragen der Bürger. Die Kosten für das Bürgerfest betragen rund 350 000 Euro, von denen 235 000 Euro von Sponsoren getragen werden.

Die Feier steht am Abschluss eines im Januar gestarteten Jubiläumsjahres. Im Januar wurde die Ausstellung zur Geschichte des Saarlandes in den letzten 100 Jahren eröffnet (siehe Infobox). Diese hat neben dem Referendum 1955 auch die Volksabstimmung am 13. Januar 1935 im Blick. Vor 80 Jahren votierten die Menschen an der Saar dafür, dass das zu diesem Zeitpunkt vom Völkerbund verwaltete Saargebiet an das Deutsche Reich angegliedert wurde.

Zum Thema:

Bis zum 30. Dezember können Bürger kostenlos und letztmalig die Wanderausstellung "Saarland. Eine europäische Geschichte" im Historischen Museum im Saarbrücker Schloss besichtigen. Die Schau, die Station in Paris, Berlin und Schengen machte, zeigt anhand zahlreicher Fotos, Plakate und Videos die Geschichte des Saarlandes in den vergangenen 100 Jahren. Im Zentrum stehen die Saar-Referenden von 1935 und 1955. Das Museum ist geöffnet: dienstags und mittwochs von 10 bis 18 Uhr, donnerstags von 10 bis 20 Uhr, freitags, samstags, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr. Auf dem Saarlandkanal des Google Cultural Institutes (www.damals-heute.saarland ) sind fast 500 Fotos und Filme zur Saar-Geschichte zu sehen. ukl

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort