Wie die Namen neuer Saarbrücker Straßen in die Karten hineinkommen

Saarbrücken · Erdacht sind sie in den Gremien schnell, bis alle Bescheid wissen, ist allerhand Arbeit zu leisten und zu überprüfen. Mit den Straßennamen ist es so ähnlich wie mit Kindern. Nach neun Monaten sind sie in der Welt.

 Navigationsgeräte sind für viele Autofahrer inzwischen unentbehrlich geworden.Location:Hamburg

Navigationsgeräte sind für viele Autofahrer inzwischen unentbehrlich geworden.Location:Hamburg

Foto: Sebastian Widmann/dpa

Nichts ist so alt wie der Stadtplan von gestern. Wo Neubaugebiete erschlossen werden oder kommunale Gremien ihre Befugnisse zur Benennung bislang namenloser öffentlicher Flächen ausschöpfen, da kommen neue Straßennamen in die Welt und zwingen zur Aktualisierung des Kartenmaterials. Erst in der vergangenen Woche benannte der in dieser Hinsicht eifrige Bezirksrat Mitte die Freifläche vor der alten evangelischen Kirche von St. Johann in Cora-Eppstein-Platz. Im September war der Platz an der Ecke Trierer Straße/Faktoreistraße nach dem Filmemacher in Wolfgang-Staudte-Platz getauft worden. Seit Mai trägt eine noch gar nicht befestigte Erschließungsstraße Im Wittum den Namen der Kunstpädagogin Sofie Dawo. Bob-Strauch-Platz, nach dem Künstler, heißt seit einem Jahr die Fläche vor dem Bahnhof in Burbach.

Straßennamen, die ja vor allem der Orientierung der Menschen dienen sollen, brauchen aber meist Monate, bis sie in den einschlägigen Karten für Autofahrer und Touristen erscheinen. Als Erstes tauchen sie idealerweise in den Veröffentlichungen der Stadt auf, also auf dem frei zugänglichen Stadtplan im Internet. Gerhard Laux, Leiter des städtischen Amtes für Vermessung und Geodaten, listet auf, wer nach einer Straßenbenennung informiert werden muss: eigene Abteilungen, Stadtwerke, Müllabfuhr, Post- und Paketdienste, Telefonanbieter, Polizei und natürlich auch die Verlage, die Karten auf Papier oder im Netz verbreiten. Wie Amtsleiter Laux versichert, sei man mit der Weitergabe der Informationen "nicht kleinlich", schließlich habe man großes Interesse daran, dass die Namen schnell und weit verbreitet werden.

Sehr interessiert an flinker offizieller Information sind natürlich die Hersteller von Navigationssystemen. Für sie ist es im wirtschaftlichen Wettbewerb wichtig, so aktuell wie möglich zu bleiben. Wie Sprecher Thomas Henkel vom Anbieter Tom-Tom erklärt, bitte man alle Kommunen, jede Änderung an eine "Feedback"-Mailadresse zu melden. Darüber hinaus kämen auch Informationen durch Kunden (die "Community") herein. Das Unternehmen erfasse auch durch eine eigene Flotte Daten. Übrigens sendeten auch die Navi-Systeme bei ihrem Gebrauch Signale aus, so dass auch durch diese Quelle auf einen neuen Straßenverlauf zu schließen sei. Fazit: Es könne sein, dass in einem 20-Seelen-Ort ein Weg unentdeckt bleibe, es sei aber unwahrscheinlich, so Henkel. Jede Information werde geprüft und bestätigt, danach erfolgten die notwendigen Änderungen in den Karten. So dauere es sechs bis neun Monate von der Benennung einer Straße bis zu ihrer Ankunft in der Welt der Karten.

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