Wie die Stadt den Handel entwickeln will

Saarbrücken · In Saarbrücken bekommt man alles – aber nicht immer dort, wo man es am bequemsten hätte. Sei es drum, die sogenannte Handelslandschaft gilt als intakt. Mit einem Gutachten als Handlungsbasis möchte die Landeshauptstadt das Bestehende bewahren und wohnortnahe Versorgung sicherstellen.

Saarbrücken ist die wichtigste Einkaufsstadt des Saarlandes. In den fast 1200 Geschäften - vom Tankstellenshop bis zum Warenhaus - gibt es für die Bevölkerung und die Menschen aus dem Umland mehr als genug zu kaufen, ein Versorgungsproblem liegt allenfalls darin, dass das Warenangebot nicht optimal verteilt ist und dass die ständigen Veränderungen des Marktes nicht automatisch zum Vorteil der Stadt ausfallen. Oft wollen neue Anbieter an einen Ort, wo sie stören, sei es die Bewohner, den Städtebau, den Verkehr oder den etablierten Handel. Auf der anderen Seite klagen in weniger lukrativen Vierteln die Bürger, dass Läden schließen, und rufen die Politik um Hilfe.

Die Landeshauptstadt hat nun den Entwurf eines Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes vorgelegt, das der Stadtrat vor gut einem Jahr an das Büro Junker & Kruse aus Dortmund vergeben hatte. Das Konzept soll einen Handlungsrahmen für die künftige räumliche Entwicklung des Saarbrücker Einzelhandels vorgeben sowie Planungs- und Investitionssicherheit für neue Investoren und die bereits ansässigen Händler bieten. Dahinter steht der Anspruch, die Einzelhandelsentwicklung bei Bedarf gezielt zu steuern, sofern dies in einer Marktwirtschaft möglich ist. Vor allem durch die Bauleitplanung sollen der Handel als Ganzes und vor allem die wohnortnahe Versorgung gesichert werden. Dabei genügt es nach herrschender Rechtsprechung nicht, als Kommune eine Negativliste unerwünschter Branchen oder Sortimente quasi ans Stadttor zu schlagen. Die Verwaltung muss fundiert und rechtssicher darlegen, was es wo bereits im Angebot gibt, was noch wo fehlt und was man da und dort gern sähe beziehungsweise nicht mehr sehen möchte. Ein aktuelles Beispiel: Beim Bebauungsplan für das ehemalige Milchhofgelände, wo sich ein großer Möbelmarkt ansiedeln möchte, hat man Randsortimente (etwa Lampen, Heimtextilien) auf bestimmte Flächengrößen reduziert, um dem bestehenden Fachhandel keine Konkurrenz ins Haus zu holen.

Bis zum 31. August liegt eine 36-seitige Kurzfassung des Konzeptes zu jedermanns Einsicht und Stellungnahme im Stadtplanungsamt aus. Die Langversion bleibt der Öffentlichkeit aus Datenschutzgründen verborgen. Zu den Kernaussagen gehört, dass sich in Saarbrücken aus rein absatzwirtschaftlicher Sicht nur in wenigen Warengruppen wie Möbel, Spielwaren und Baumarktsortimenten größere Verkaufsflächenpotenziale ergeben.

Die City gilt als "lebendig und gut aufgestellt", Potenziale seien unter anderen der Bereich der alten Hauptpost; Kaiser- und Dudweilerstraße gelten als Kandidaten für städtebauliche Aufwertung. Dudweiler wird laut Gutachten seiner Versorgungsaufgabe nur zum Teil gerecht, sein Zentrum sollte gestärkt werden. "Schwach aufgestellt" und Kümmern wert ist demnach auch das Zentrum Burbach.

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Auf einen BlickSaarbrücken verfügt über 1187 Einzelhandelsgeschäfte. 70 Prozent der Betriebe liegen im Bezirk Mitte. Die durchschnittliche Verkaufsfläche liegt mit 340 Quadratmetern deutlich über dem Bundesschnitt von 230. Die räumliche Versorgung (Erreichbarkeit zu Fuß) gilt als weitgehend gut. Räumliche Versorgungsdefizite sehen die Gutachter etwa im Bezirk Halberg, in Herrensohr und Altenkessel. Eine Kurzfassung des Einzelhandelskonzepts gibt es auf www.saarbruecken.de/einzelhandelskonzept . Stellungnahmen per E-Mail an stadtplanungsamt@saarbruecken.de. wp

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