Hier ging's heftig zur Sache

Dudweiler · Gehen in Dudweiler die Lichter aus? Das war die zentrale Frage einer Podiumsdiskussion im Bürgerhaus, der sich alle im Saarbrücker Stadtrat vertretenen Parteien stellten. Vor allem die Abschaffung des Sonderstatus' und die Bäderpolitik stießen auf große Kritik.

 Im Podium (von links): Lothar Schnitzler (Die Linke), Karin Burkart (Grüne), Peter Bauer (SPD), Moderator Michael Wagner, Volker Krämer (CDU) und Tobias Raab (FDP). Foto: Iris Maurer

Im Podium (von links): Lothar Schnitzler (Die Linke), Karin Burkart (Grüne), Peter Bauer (SPD), Moderator Michael Wagner, Volker Krämer (CDU) und Tobias Raab (FDP). Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Am Freitagabend hätte man wohl nicht in der Haut von Peter Bauer stecken wollen. Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Saarbrücker Stadtrat und Spitzenkandidat bei der Kommunalwahl (25. Mai) stellte sich bei einer Podiumsdiskussion auf Einladung der Volkshochschule (VHS) Fragen zur Zukunft von Dudweiler. Ein ums andere Mal verteidigte er die städtische Politik mit hochrotem Kopf und gestikulierte abwehrend und ratlos erscheinend mit den Händen. "Wie der Münchner im Himmel" - so erschien es einem Zuhörer.

Rund 70 Vereinsvertreter und interessierte Bürger hatten sich zur Veranstaltung im Bürgerhaus eingefunden, an der die im Stadtrat vertretenen Parteien teilnahmen: Lothar Schnitzler (Die Linke), Karin Burkart (Bündnis 90/Die Grünen) und Peter Bauer (SPD). Sie bilden im städtischen Parlament mehrheitlich das rot-rot-grüne Bündnis. Auf der rechten Seite des Tisches saß die Opposition, bestehend aus Volker Krämer (CDU) und Tobias Raab (FDP). Moderator war VHS-Leiter Michael Wagner.

Im Hinblick auf den baldigen Verlust des Sonderstatus' (Teilautonomie der Verwaltung) startete er mit einer provokativen Frage: "Gehen in Dudweiler bald die Lichter aus?"

Man müsse sich darüber im Klaren sein, dass es "keine kurzen Wege" mehr geben werde, sagte Volker Krämer. Und da der Bezirksbürgermeister dann nur noch ehrenamtlich tätig sei, könne er sich nur nebenher um die Belange der Bürger kümmern. Tobias Raab pflichtete ihm bei und benannte als Beispiel die Seniorenfahrten, in anderen Stadtbezirken würde es diese nicht mehr geben. "Blanker Unsinn" kanzelte Peter Bauer die Argumente ab, "es wird keinen qualitativen Unterschied geben." Mit Blick auf die Zukunft fügte er auch an, dass das Saarland nicht um eine weitere Gebietsreform herumkommen werde. Er ließ im Übrigen diesen bemerkenswerten Satz fallen: ,,Die Dudweiler Bäder bleiben erhalten." Lothar Schnitzler wiederum meinte, er wolle sich mit seiner Partei dafür einsetzen, dass die Verwaltung zukünftig so gestaltet werde, dass für niemanden Nachteile entstehen. Karin Burkart positionierte sich mit ihrer Aussage sogar gegen Dudweiler. Sie verteidigte die rot-rot-grüne Mehrheitsentscheidung gegen den Sonderstatus. Sie freute sich zudem darüber, dass im Dudweiler Stadtpark ein öffentliches WC errichtet wird. Das Klo-Projekt bezeichnete sie als ,,mein Kind". Kostenpunkt: rund 160 000 Euro.

Für erhebliche Verstimmung im Publikum sorgten die Themen Bäder und Lehrschwimmbecken der Albert-Schweitzer-Schule. "Sie haben überhaupt kein Interesse, das Becken wieder zu eröffnen", meinte Wolfgang Backes, der Vorsitzende des Fördervereins Dudweiler Bäder in Richtung SPD-geführte Verwaltung. Peter Bauer ließ auch tatsächlich durchblicken, dass es wohl keine weiteren Investitionen geben werde. Desorganisation unterstellte Wolfgang Backes auch dem Gebäudemanagement der Stadt Saarbrücken (GMS). So habe es zwei Jahre gedauert, bis eine vom Verein initiierte Spende vom GMS angenommen worden sei. Jürgen Crauser, ehemals Rektor der Albert-Schweitzer-Grundschule, in der sich besagtes Becken befindet, kritisierte, dass zu viel und völlig unnötig drumherum investiert werde, anstatt das Becken selbst zu sanieren. Die Stadt habe 1,5 Millionen Euro ans Calypso gezahlt, damit das privat betriebene Spaßbad einen sechsstelligen Gewinn habe machen können, kritisierte Volker Krämer.

Viele Vereine fürchten nach dem Wegfall des Sonderstatus' offenbar erhebliche finanzielle Belastungen. So müsse künftig jede Kleinigkeit über die Landeshauptstadt teuer abgerechnet werden. Vor allem Uwe Staub, der Vorsitzende des Männerchores Harmonie, der jährlich das sehr beliebte Park- und Lichterfest organisiert, trug im Sinne aller Vereine seine Bedenken vor. Die kurzen unbürokratischen Wege ins Dudweiler Rathaus, vor allem aber zum Bauhof, der viele kleine Hürden bei großen Festivitäten aus dem Weg räumte, werde es nicht mehr geben. Da sind sich alle Ehrenamtlichen offenbar einig. Das Ehrenamt aber gehöre weiter unterstützt, betonte Ralf-Peter Fritz, der Vorsitzende des Verkehrsvereins. Ein ums andere Mal verteidigten die Vertreter von Rot-Rot-Grün ihre Politik, indem sie meinten, die vergangenen fünf Jahre seien für Saarbrücken eine gute Zeit gewesen. "Das muss man ja fast als Drohung auffassen", sagte dazu Volker Krämer. Zum Schluss der dreieinhalbstündigen Diskussion entließ Moderator Michael Wagner die Zuhörer mit einem Bibel-Zitat: "An den Taten sollt ihr sie messen."

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