Asta der Saar-Uni protestiert mit 24-Stunden-Vorlesungs-Marathon gegen Sparpläne

Saarbrücken · Mit einem 24-Stunden-Vorlesungs-Marathon haben Studenten und Dozenten bis in den frühen Mittwochmorgen hinein gegen Sparmaßnahmen an der Saar-Uni protesiert. Mit der Aktion will der Asta auf die schlechten Zukunftsausichten der Uni aufmerksam machen.

 Mit Thermoskannen voll Kaffee rüsteten sich diese Studenten für die lange Vorlesungsnacht. Fotos: Becker & Bredel

Mit Thermoskannen voll Kaffee rüsteten sich diese Studenten für die lange Vorlesungsnacht. Fotos: Becker & Bredel

 Physik-Professorin Karin Jacobs setzte sich in ihrer Vorlesung gegen Einsparungen in ihrem Fachbereich ein.

Physik-Professorin Karin Jacobs setzte sich in ihrer Vorlesung gegen Einsparungen in ihrem Fachbereich ein.

In den Hallen des Audimax an der Universität des Saarlandes duftet es nach Glühwein, überall Studenten, die sich leise unterhalten, eine heimelige Atmosphäre nachts um 2 Uhr - Weihnachtsstimmung? Weit gefehlt. Im Rahmen der Aktionswoche gegen die Sparmaßnahmen an der Saar-Uni hat der Asta am Dienstag eine 24-Stunden-Vorlesung organisiert. Unter dem Motto "Uni 2020 - Die Lehre ist am Boden" zeichnet der Studierendenausschuss ein düsteres Zukunftsbild für die saarländische Universität. "Die Grundidee ist, aufzuzeigen, was passiert, wenn das Sparpaket des Präsidiums tatsächlich so umgesetzt wird - Eine zentrale Vorlesung für alle, wenn die Lehrveranstaltungen nach und nach gekürzt und zusammengelegt werden", erklärt Govinda Sicheneder, Asta-Vorsitzender. Tatsächlich rechnet der Asta bis 2020 mit einem Defizit von über 100 Millionen Euro, daraus folgen Fächerschließungen, der Wegfall von Weiterbildung sowie der Verlust zahlreicher Arbeitsplätze.

Von Nano-Optik über italienische Literatur bis hin zu psychologischer Forschung referieren rund 30 Professoren und Dozenten der unterschiedlichen Fakultäten beim Vorlesungsmarathon. Auch Professorin Karin Jacobs, Experimentalphysikerin, betritt trotz später Stunde - mittlerweile ist es 2.30 Uhr in der Nacht - das Podium. Nach dem Beifall der verbliebenen, doch noch etwa 100 Studenten, beginnt sie ihr Plädoyer für die Naturwissenschaften mit der Kampfansage: "Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut!". Die Studenten lauschen nun aufmerksam, der ein oder andere mit einem Kaffeebecher, einem Weinglas oder einer Wolldecke für die lange Nacht ausgerüstet. Im Folgenden listet Jacobs stichhaltige Argumente auf, warum gerade die Physik und damit auch die Forschung so wichtig für die Universität sind. Immer wieder betont sie den Wissenschafts- und IT-Standort Saarland und die Allgegenwärtigkeit von Physik . Im Bereich Physik sollen 25 Prozent der Fakultätsmittel eingespart werden, doch "keine Lehre ohne Forschung und keine Forschung ohne Lehre", so Jacobs. Die Professorin kam einst wegen des vielversprechenden Forschungsbereichs nach Saarbrücken . Dieser halte exzellente Leute an der Uni und mache auch den Ruf der Hochschule aus. Genau darum spreche sie nachts um 2.30 Uhr während der 24-Stunden-Vorlesung zu den Studierenden, die für sie "das Herz der Uni" sind. Die Stimmung in dieser Nacht schätzt sie als "fatalistisch, aber nicht hoffnungslos" ein. In ihren Abschlussworten schwingt aber auch Enttäuschung und Frust mit: "Die Politiker wissen nicht, was Forschung bedeutet. Wir stehen vor einer Wand."

Am Kaffeestand herrscht derweil reger Betrieb. Manche Studenten sind seit dem Beginn der Veranstaltung dabei und halten, allen düsteren Zukunftsaussichten zum Trotz, bis zum Schluss durch. Auch Marc Kraß (24), Student der Mikrotechnologie hält seit 9 Uhr vormittags die Stellung und schenkt Kaffee für die ermatteten Kommilitonen aus. Er fürchtet wie viele andere, dass durch das Spardiktat HiWi-Stellen, also studentische Jobs sowie Promotionsstellen, wegfallen würden und die Uni dadurch an Attraktivität verliere. "Die Politiker sollen verstehen, dass man an Bildung nicht sparen kann", meint auch sein Kommilitone Patrick Galenschowski (23) während die letzten Stunden der Marathon-Vorlesung anbrechen.

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