„Die Karten werden neu gemischt“

Saarbrücken · Klarere Zuordnungen: Das ist einer der Vorteile, die der Direktor des Kehler Euro-Instituts für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit der neuen französischen Großregion ALCA sieht. Georg Walter sprach darüber am Donnerstag in Saarbrücken.

Durch die französische Gebietsreform könnten sich für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit durchaus neue Möglichkeiten eröffnen, sagt Georg Walter. Denn es werde neue Strukturen geben, eine Neuverteilung von Kompetenzen, neue Ansprechpartner, kurz: "Die Karten werden neu gemischt."

So ließen sich manche Blockaden, die man jetzt noch erlebe, vielleicht überwinden, meinte der Direktor des Kehler Euro-Instituts. Die Einrichtung, der er vorsteht, ist eine Art Kompetenzzentrum für grenzüberschreitende Zusammenarbeit, das von der Stadt Kehl und der Region Elsass getragen wird.

Walter, der durch seine Tätigkeit bei der Asko Europa-Stiftung auch das Saarland gut kennt, erläuterte am Donnerstag in der Union Stiftung in Saarbrücken vor zahlreichem Publikum, die neue französische Nachbarregion ALCA, zu der die bisher eigenständigen Regionen Elsass, Lothringen und Champagne-Ardenne zum Jahreswechsel fusionieren. Einfacher werde die grenzüberschreitende Kooperation durch eine klarere Zuordnung bestimmter Aufgabenbereiche wie berufliche Bildung und Raumplanung zur Ebene der Region, für die bisher die Départments mit zuständig waren. Andererseits müsse man sich auf Debatten ums Geld gefasst machen, warnte Walter, "weil es für Menschen, die in der Champagne-Ardenne leben, die sehr stark Richtung Paris orientiert sind, sehr schwer zu vermitteln sein wird, dass französische Steuergelder in Kooperationsprojekte und -strukturen mit Deutschland Luxemburg, der Schweiz oder Belgien fließen sollen."

Die Elsässer und Lothringer müssten im neuen Conseil Régional erst einmal Mehrheiten organisieren, um die guten Kontakte zu den Partnern in den Kooperationsräumen Großregion SaarLorLux und Oberrhein zu pflegen. Andererseits verfolgen auch die drei beteiligten Bundesländer Saarland, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg alle "starke politische und wirtschaftliche Eigeninteressen und Strategien" für ihre Zusammenarbeit mit Frankreich, gab Walter zu bedenken. Wichtig sei es daher, den Moment des Neubeginns nicht zu verpassen und sich jetzt schon gut zu informieren und gemeinsam Gedanken zu machen, wie man mit der neuen Region umgehen wolle.

Warum es in Saarbrücken noch kein Euro-Institut gebe, das frage er sich auch, sagte Walter im Anschluss an die Veranstaltung gegenüber unserer Zeitung. In Kehl bietet es den Akteuren der Region derzeit zahlreiche Fortbildungen zum Thema ALCA an.

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