„Da spielt der Faktor Neid eine große Rolle“

Saarbrücken · Es läuft gut für die Krawallbrüder: In dieser Woche sind sie mit ihrem neuen Album Venganza auf Platz drei in die deutschen Charts eingestiegen. Am Samstag startet die Band ihre Deutschlandtour im Saarbrücker E-Werk. Zur Präsentation des neuen Albums kommen alte Vorwürfe wieder hoch.

 Swen Scherer (links) und Pascal Gaspard. Foto: Krawallbrüder

Swen Scherer (links) und Pascal Gaspard. Foto: Krawallbrüder

Foto: Krawallbrüder

"Es sähe schlecht aus für Deutschland, wenn wir rechtsextrem wären", sagt Pascal Gaspard. Denn was wäre von einem Land zu halten, in dem das Album von Musikern, die als "Nazi-Band" beschimpft werden, auf der Hitliste der beliebtesten Musik ganz weit oben steht? Nein, sagt Gaspard, es gebe keinen Anlass zur Sorge. Die Krawallbrüder, denen in diesen Tagen vorgeworfen wurde, weit rechts zu stehen (die SZ berichtete), stünden genau da nicht.

Auf der Hitliste der meistverkauften deutschen Musikalben stehen die saarländischen Musiker aber in der Tat fast ganz oben. Nur die Musik zum Film "Fifty Shades Of Grey" und das neue Album der Scorpions verkaufen sich noch besser.

Dass mit dem Erfolg auch die Vorwürfe, die Band musiziere in der "rechten Grauzone", wieder hochkommen, wundert weder Pascal Gaspard noch seinen Bandkollegen Swen Scherer. Aber es ärgert sie. Denn die Band positioniere sich deutlich gegen rechts. Geschulte Türsteher, sagen die beiden, versuchen sogar, Neonazis aus den Konzerthallen rauszuhalten.

Man spiele überall, auch in der linken Szene zuzurechnenden Clubs. Und manchmal komme auch ein Asylbewerberkurs zu einem Konzert. Ja, man könne nicht ganz ausschließen, dass auch Leute aus der rechten Szene zu Konzerten kommen. Aber das sei etwa auch bei Rammstein- und Iron-Maiden-Konzerten so.

"Wir sind keine politische Band. Wir machen seit 20 Jahren Musik - über sämtliche Szenen hinweg", sagt Gaspard - und genau das mache die Krawallbrüder erfolgreich. Es provoziere aber auch Neid. Und der "Faktor Neid" sei auch der Grund, warum Stimmung gegen die Band gemacht wird.

Dann werde ihr Song "Morgen die Welt" mal eben mit dem Nazi-Liedtext "Denn heute da hört uns Deutschland und morgen die ganze Welt" in Zusammenhang gebracht. "Wenn ich sage: ,Morgen früh stehe ich auf‘, kommt das sicher auch in irgendeinem Nazi-Lied vor", sagt Scherer. Es werde auch ewig wiederholt, dass Kleidung der Marke Lonsdale , die einige Fans wohl bevorzugen, eine Marke der neuen Nazis sei. Die Marke sei aber längst Massenware, wird unter anderem vom Otto-Versandhaus angeboten.

Ja, man mache harte Musik, sagt Scherer: "Das ist die alte Punkrockgeschichte: Man versucht natürlich, auch anzuecken." Aber eins sei man sicher nicht: rechtsradikal.

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