Auf der Flucht getrennt

Saarbrücken · Immer wieder kommt es vor, dass Familien auf der Flucht getrennt werden. Der Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes hilft Flüchtlingen dabei, das Schicksal ihrer Angehörigen zu klären. Anlässlich des Internationalen Tags der Verschollenen stellte das DRK drei Fälle vor.

 Oft verlieren Flüchtlinge ihre Angehörigen auf der Flucht aus den Augen, wenn etwa die Boote bei der Überfahrt kentern. Foto: Nietfeld/dpa

Oft verlieren Flüchtlinge ihre Angehörigen auf der Flucht aus den Augen, wenn etwa die Boote bei der Überfahrt kentern. Foto: Nietfeld/dpa

Foto: Nietfeld/dpa

. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs hat der Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) geholfen, zigtausende vermisste und verschollene Soldaten zu finden - jetzt berät und unterstützt er immer mehr Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, Somalia oder Eritrea bei der Suche nach Angehörigen und der Familienzusammenführung .

Zum Internationalen Tag der Verschollenen am 30. August stellten der Präsident des Rotkreuz-Landesverbandes Saarland, Michael Burkert , und der Leiter des DRK-Suchdienstes, Alexander Buchhammer, jetzt bei einem Pressegespräch drei Flüchtlinge vor, denen mit Hilfe des Suchdienstes geholfen wurde oder noch geholfen wird, das oft erschütternde Schicksal ihrer Angehörigen zu klären oder sie mit ihren Familienangehörigen zusammenzubringen. "Das DRK hält sich bei politischen Debatten, ob Obergrenzen für Flüchtlinge der richtige Weg sind, sehr zurück", sagt Präsident Michael Burkert (SPD ), der zurzeit Saartoto-Direktor ist und zuvor Saarbrücker Stadtverbandspräsident war. "Aber das Schicksal der Flüchtlinge , die nach Deutschland gekommen sind, wird viel zu oft vergessen", sagt Burkert. Für den DRK-Suchdienst im Saarland, der mit dem Roten Kreuz und dem islamischen Ableger "Roter Halbmond" weltweit vernetzt ist und auch über das Internetportal www.tracetheface.org nach Personen sucht, habe die Familienzusammenführung jedenfalls oberste Priorität.

Fall 1: Der seit Juli 2015 im Saarland untergebrachte 37-jährige syrische Flüchtling Zakaria Z., der in der Heimat miterleben musste, wie sein Bruder von Rebellen getötet wurde, floh vor gut einem Jahr mit seiner gesamten Familie und Kindern zunächst in den Libanon. "Es war das letzte Mal, dass ich alle zusammen gesehen habe", erzählt er mit Hilfe eines ehrenamtlichen arabischen Dolmetschers.

Der Vater schaffte es bis nach Deutschland. Für den großen Teil der Familie nahm die weitere Flucht mit einem Holzboot von der Türkei aus nach Griechenland dagegen dramatische Formen an. Seine elfjährige Tochter und seine Nichte ertranken bei der Überfahrt. Seine Frau und seine jüngere Tochter überlebten und kehrten nochmals in die Türkei zurück, wo seine Frau bei der deutschen Botschaft vorgesprochen und für sich und die Tochter Antrag auf Familienzusammenführung gestellt hat.

Der geflüchtete Syrer vermisst noch seine Mutter und seinen Sohn, die seit der Überfahrt verschollen sind.

Fall 2: Der 34 Jahre alte syrische Kurde Imad J. musste mitansehen, wie eine Fliegerbombe in der Heimat seine Schneiderei zerstörte. Im August 2014 floh er mit seiner Familie in Richtung Türkei. Im Spätherbst 2015 machte er sich mit seinen Familienangehörigen und anderen - insgesamt 29 Menschen - mit einem von einem Schlepper "gecharterten" Boot Richtung Griechenland auf. Das Boot kenterte. Und während der 34-jährige Familienvater von einem Fischerboot gerettet wurde, fehlt von den anderen noch immer jede Spur, auch die Leichen wurden nicht entdeckt, wie der DRK-Suchdienst bislang herausfand.

Der Kurde lebt seit Dezember 2015 in Lebach und hat noch vor seinem Asylantrag eine Suchanfrage beim DRK-Suchdienst gestellt.

Fall 3: Der 46-jährige Syrer Mohammad A., der 2012 mit seinen beiden Frauen und seinen Kindern Hals über Kopf aus dem von Terroristen des Islamischen Staats (IS) besetzten Rakka in den Libanon fliehen musste. Dort lebten sie wie Nomaden drei Jahre lang in Zelten, ehe sie in ein Flüchtlingscamp im syrisch-libanesischen Grenzgebiet kamen. Angreifer erschossen Mohammads erste Frau Fatima, während es ihm, seiner zweiten Frau und allen Kindern später gelang, zu fliehen.

Mohammad kam im August 2015 ins Erstaufnahmelager Lebach. Er hat einen Antrag auf Familiennachzug über den DRK-Suchdienst gestellt. Seine zweite Frau und die Kinder sind wieder in Syrien. Das DRK schaltete die deutsche Botschaft in Beirut ein.

Personell besetzt ist der DRK-Suchdienst Saarland mit seiner Beratungsstelle in Saarbrücken-Burbach lediglich mit zwei hauptamtlichen Mitarbeitern. Dazu helfen aber viele Ehrenamtliche und Honorarkräfte mit, denen Burkert für ihre Arbeit dankte. Bis Jahresende erwartet der DRK-Suchdienst Saarland mehr als 1200 Anfragen, von denen nach Erfahrungen aus anderen Bundesländern bis zu 40 Prozent geklärt werden könnten.

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