Kaufen billiger als mieten?

Saarbrücken · Die Postbank trommelt in einer Studie für den Erwerb von Hauseigentum in Saarbrücken. Der Ring Deutscher Makler schüttelt den Kopf: Schönrechnerei und kein realistischer Blick auf die wahren Angebote.

"Durchschnittsverdiener können sich in fast allen Stadtteilen eine eigene Immobilie leisten", so möchte die Postbank Lust auf einen Hauskauf in Saarbrücken machen. Sie beruft sich auf eine hauseigene Analyse mit dem Titel "Wohnatlas 2015".

In vielen Teilen der Landeshauptstadt blieben bei der Finanzierung eines Eigenheims wegen der niedrigen Zinsen im Vergleich zur Miete monatlich mehr als 200 Euro mehr in der Tasche, lautet die Kernaussage.

Nach Einschätzung der Postbank finden Familien fast überall in Saarbrücken bezahlbare Einfamilienhäuser mit 130 Quadratmetern. Im Durchschnitt liege die Finanzierungslast nur bei knapp 25 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens von 2160 Euro. In Bischmisheim und Güdingen stünden die Chancen auf die eigenen vier Wände besonders gut: Hier müssten Familien für ein Haus unter 20 Prozent ihres Einkommens investieren. Doppelverdiener, so heißt es weiter, könnten sich fast überall eine Eigentumswohnung leisten.

Selbst in Saarbrücken-Mitte liege die Finanzierungslast für eine 110-Quadratmeter-Wohnung im Durchschnitt noch unter der 40-Prozent-Marke des gemeinsamen Nettoeinkommens. Auch Alleinverdiener würden in Saarbrücken schnell fündig. Eine 70-Quadratmeter-Wohnung koste im Durchschnitt nur rund 27 Prozent ihres Nettoeinkommens. Einzig im angesagten Nauwieser Viertel benötigen Singles mehr als die Hälfte ihres Einkommens zur Finanzierung.

Nach Rechnung der Postbank blieben die Saarbrücker Immobilien selbst bei steigenden Zinsen finanzierbar. Erst wenn der Zinssatz 5,4 Prozent erreiche, sei die Miete einer 70-Quadratmeter-Wohnung günstiger als der Kauf. Bei 110 Quadratmeter großen Wohnungen sei bis zu einem Zinssatz von 3,8 Prozent der Kauf rentabler.

Beim Ring Deutscher Makler (RDM), Landesverband Saar, wird die Postbank-Studie mit erheblichem Unbehagen gesehen. Vorsitzender Helmut Petsch (Saarbrücken ) hält etliche Aussagen gar für "extrem gefährlich", weil bei Interessenten übertriebene Erwartungen geweckt werden könnten. Viele Interessenten könnten sich nur "vordergründig" ein eigenes Haus leisten.

Petsch kritisiert vor allem das Fehlen des Hinweises, dass die Zinsen nicht dauerhaft niedrig sein müssten. Vor allem müsse man zusätzlich beachten, dass der Käufer auch die Tilgung aufbringen müsse.

Ausgeblendet seien in der Studie auch Nebenkosten der Immobilien, etwa für Reparaturen. Nach Worten des Maklers sei die Bezugnahme auf ein statistisches Einkommen von etwa 2160 Euro "fahrlässig", denn es müsse hinterfragt werden, ob in 10 bis 15 Jahren, nach Auslauf der Zinsbindung, auch der Job noch sicher sei.

Der RDM bemängelt überdies eine "sehr oberflächliche" örtliche Betrachtung der Studie, in der an einer Stelle gar von "Malstadt" statt "Malstatt" die Rede ist.

Beispiele: Dudweiler-Nord und Eschberg seien eben nicht "zentral" gelegen. Und die Universität liege zwar laut Grundbuch in St. Johann, dort gebe es aber ebensowenig günstige Einfamilienhäuser wie etwa im Neubaugebiet Bellevue 2.0, wo ja alle Häuser vergeben seien.

Auch die Mieten sind nach Meinung des Maklerverbandes "sehr undifferenziert" dargestellt.

Lagen wie Triller, Weinbergweg und Schenkelberg könne man nicht, wie auf der Karte geschehen, in eine Preislage einordnen.

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