„Neuer Schwung für Europa“

Saarbrücken · Großregionen, die intensiv über Nationalgrenzen hinweg zusammenarbeiten, seien das beste Gegenmittel gegen die grassierende Europa-Depression, meinte Grand-Est-Präsident Richert gestern in Saarbrücken.

 Mehrsprachigkeit bleibt der Schlüssel zu europäischem Verständnis. Foto: dpa

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Die aus Lothringen, dem Elsaß und Champagne-Ardenne gebildete neue französische Region Grand-Est will zusammen mit dem Saarland und seinen Nachbarländern erste Modellregion für Mehrsprachigkeit in Europa werden. Dabei geht es um mehr Deutsch und Französisch auf jeder Seite, ohne das Englische zurückzudrängen. Das hat der Präsident von Grand Est, Philippe Richert, gestern auf der Europa-Matinee der Landesregierung im Saarbrücker Schloss angekündigt. Er begrüßte dabei ausdrücklich die vor zwei Jahren von Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ) eingeleitete "erfolgreiche Frankreich-Strategie" und kündigte an, dass die auf französischer Seite im Elsaß und in Lothringen begonnene Deutschland-Strategie in Grand Est und der Grenzregion ausgebaut werden solle.

Im Schloss-Festsaal sangen zur Einstimmung 18 Kinder der Kindergartengruppe Ittersdorf auf Deutsch, Englisch und Französisch Weihnachtslieder von "Jingle Bells" bis "Petit Papa Noël". "Die Frankreich-Strategie des Saarlandes ist bei den Menschen angekommen", befand Europa-Minister Stephan Toscani (CDU ) und erntete dafür - ebenso wie Richert - viel Applaus der über 300 Gäste.

Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer als "Mutter der Frankreich-Strategie" lag krank im Bett und ließ so Toscani und die Europa-Bevollmächtigte Helma Kuhn-Theis eine Zwischenbilanz ziehen. Schon jetzt seien mehr als die Hälfte der Kindergärten im Saarland zweisprachig mit Deutsch und Französisch. Dazu gibt es 46 bilinguale Grundschulen ab der ersten Klasse. Und von der 3. Klasse an haben alle Schulen beide Sprachen. "Fast 10 000 Franzosen leben im Saarland, und Saarbrücken lebt zum großen Teil von französischer Kundschaft", sagte Toscani. Für die Jahre 2017 bis 2019 kündigte er den Ausbau eines bilingualen Studiengangs an der Saar-Uni für Grundschullehrer an, die dann auch in Frankreich und Luxemburg unterrichten können, noch mehr Zusammenarbeit deutscher und französischer Polizisten sowie einen verstärkten Austausch von Nachwuchsanwälten und Justizreferendaren.

Grand-Est-Präsident Richert sagte, auch im Elsaß seien schon die Hälfte der Kindergärten zweisprachig und 20 Prozent der Schulen böten Deutsch-Unterricht . Auch in Lothringen und Champagne-Ardenne solle man sich "diesen Quoten zumindest annähern, ohne das Englische auf die Seite zu schieben". Probleme bereiteten der neu formierten Region in Ostfrankreich neben der Beschaffung zusätzlicher Lehrer aber noch die Frage, wie man Paris überzeugen könne, dass nur die Großregionen mit mehr Kompetenzen "neuen Schwung für Europa" bringen.

Das Saarland, so kündigte Europaminister Toscani an, wird seine Frankreich-Strategie mit Grand Est am 25. Januar 2017 auf einer Dreiländer-Konfenz mit den Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg in Saarbrücken erörtern.

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