Historiker-Debatte über Röder

Saarbrücken · Im Keller des Saarbrücker Schlosses wird morgen Abend ab 19 Uhr eine Expertenrunde ein heißes historisches Eisen anpacken: Es geht um die umstrittene Rolle von Ex-Ministerpräsident Röder (CDU) in der Nazi-Zeit.

. Der kühle Saarbrücker Schlosskeller ist gut gewählt für eine sicher spannende Diskussionsrunde über den Ex-Ministerpräsidenten Franz-Josef Röder (CDU ), der von 1933 bis 1945 NSDAP-Mitglied war. Unter dem provokanten Titel "Röders braune Spuren?" hat die Linken-nahe Peter-Imandt-Gesellschaft/Rosa-Luxemburg-Stiftung mit dem Landesarchivar Peter Wettmann-Jungblut, dem Saarbrücker Stadtarchivar Hans Christian Herrmann, dem Historiker der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung Erich Später und dem Autoren Julian Bernstein von den gesellschaftskritischen "Saarbrücker Heften" eine Runde zusammengebracht, die durchaus streitig auf Röders NS-Vergangenheit blickt. Wettmann-Jungblut hatte 2014 bekundet, dass die historische Forschung außer dem Umstand, dass Röder ein relativ frühes Mitglied der Nazipartei im Saarland war, "bis heute keine weiteren Beweise für Röders braune Gesinnung, gar Verstrickung in das NS-Regime gefunden" habe. Daher sei ein "sensibler Umgang" mit dem Thema vonnöten, sagte der Landesarchivar. Auch Herrmann ging 2015 davon aus, dass "eine Verstrickung Röders in NS-Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit", aufgrund seiner Aufgaben in den Niederlanden nicht anzunehmen sei. Röder war von 1937 bis 1944 Lehrer an einer deutschen Schule in Den Haag und während der deutschen Besetzung der Niederlande für die Begutachtung niederländischer Bewerber zuständig, die an reichsdeutschen Unis studieren wollten. Diese Periode ist noch weitgehend unerforscht, ebenso Röders Umgang mit seiner früheren NSDAP-Mitgliedschaft als Saar-Ministerpräsident (1959-79). Später und Bernstein sehen die NS-Verstrickung Röders angesichts der vorliegenden Quellen deutlicher, sehen aber ebenfalls noch Forschungsbedarf. Moderiert wird die Debatte morgen Abend ab 19 Uhr von SR 2-Moderator Jürgen Albers.

Saar-Schriftsteller Gerhard Bungert (im Frühjahr gewürdigt in der Spiesen-Elversberger "Hall of fame") forderte jetzt eine Umbenennung der Franz-Josef-Röder-Straße vor dem Landtag in Europa-Straße. Das Saarland sei das "europäischte Bundesland". Das sei wichtiger als die Ehrung eines Mannes, der als NSDAP-Mitglied "in Den Haag ab 1937 tatkräftig dabei half, die Besetzung der Niederlande vorzubereiten", sagte Bungert, der in Südfrankreich lebt.

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