Seine Droge ist die Musik

Saarbrücken · Der Saarbrücker Florian Linsenmaier alias „Flo.von“ hat sich als Produzent von Elektro-Musik einen Namen gemacht.

 Zuhause hat sich Florian Linsenmaier ein Studio eingerichtet, in der er seine Musik produziert. Foto: Maurer

Zuhause hat sich Florian Linsenmaier ein Studio eingerichtet, in der er seine Musik produziert. Foto: Maurer

Foto: Maurer

Ein Klick. Die Musik startet. Der Kopf, die Schultern, die Beine - alles wippt. Im Takt der elektronischen Rhythmen. Florian Linsenmaier strahlt. Sein ganzer Körper strahlt. Elektronische Musik ist seine Droge. Sie bringt ihn hoch. Sie macht ihn glücklich. Von ihr kann er nicht genug kriegen. Der 28-jährige Saarbrücker produziert sie selbst. Unter dem Namen "Flo.von". Zuhause in seinem Studio. Oder vielmehr in seinem Büro. Regale mit Ordnern, ein Schreibtisch, ein Hundebettchen. Hier soll Musik entstehen? Und ob. Fast alles, was Flo zum Musik mischen braucht, versteckt sich in Programmen auf seinem Laptop. An den Wänden hängen Eierkartons aus Schaumstoff - um den Raum schalldicht zu machen. Wenn der Bass losgeht. Laute Töne. Monoton. Lärm in den Ohren. Das ist Techno - für die, die ihn nicht besser kennen. Flos Musik hingegegen hämmert nicht. Sie ist angenehm. Melodie, gerappte Teile, von ihm selbst.

"G-House" nennt sich diese softere Version der elektronischen Musik. Eine kleine Sparte. Die rücke aber immer mehr in den Vordergrund, findet der Künstler, "weil kleine Leute dahinter stecken, die engagiert sind". Dazu gehört Flo allemal. Seit einem Jahr ist er bei einem Label unter Vertrag. Darüber verkauft er seine Musik und wirbt für sich. Gerade gründet er ein neues Label, mit einem Kumpel zusammen. Damit will er Techno-Künstlern aus der Region eine Plattform für Veröffentlichungen bieten. In diversen Chartlisten landete er unter den Top 100 bis Top 10 weltweit.

Sein Netzwerk reicht weit über das Saarland hinaus. In Köln, Mexiko und Miami arbeitet Flo mit "Typen" zusammen an neuen "Tracks". Die elektronische Musik - sie hat ihre eigene Sprache. "Da spricht dich jeder mit "Bro" oder "Bruder" an", erklärt der DJ.

Und so hat auch jeder, der in der Szene richtig am Start ist, seinen "Residenz-Club", wie Flo ihn nennt. Er herrscht zurzeit über die Saarbrücker Clubs "Mauerpfeiffer" und "Silo". In der Nacht. Wenn die Szene zum Leben erwacht. Dann steht Flo hinter dem DJ-Pult. Legt los. Die Leute rasten aus. Alles tanzt. Alles schwitzt. Alles feiert. Den DJ. Seine Musik.

Für Flo Belohnung nach harter Arbeit. Arbeit, für die er einen klaren Kopf braucht. Keine Drogen-Dröhnung. Das findet er "widerlich und abstoßend". Drogen - der Fluch der Szene. "Ich muss mir die Musik nicht schön ziehen", sagt Flo bestimmt. Das lässt sein Beruf auch nicht zu. Linsenmaier ist Erzieher in einer Wohngruppe von zwölf Jugendlichen. "Ich könnte niemals am Wochenende die Pillen einschmeißen und am nächsten Tag Anti-Drogen-Gespräche mit meinen Jugendlichen führen", sagt er. Seine Droge - die Musik eben.

Jenseits vom Geschäft ist Flo kein Party-Tier. In der Szene seien zwar einige der Meinung, er müsse die Clubs auch als Gast besser kennen. Aber Flo zieht es ins Ruhige, ins Grüne. In den Wald mit seiner Mary, einer braun-weißen Mischlingshündin. "Dann ist der Kopf frei und es flutscht", erzählt er. Ein neuer Track - mal entsteht er an einem Tag, mal dauert es zwei Wochen. "Ich bin oft sauer und verbissen, wenn es nicht funktioniert." Aber es funktioniert eben oft. Jungproduzenten bewundern Flo und seine Musik. Fragen ihn nach Rat. Und darin geht er auf. Über Musik reden und sie anderen erklären.

Dabei musste er mit dem Techno erstmal warm werden. "Ich fand Techno früher ganz schlimm und nichtssagend", erzählt Flo. Bis er vor rund acht Jahren über Freunde in die Szene kam. Ausprobierte und merkte, wie schwer es ist. Heute hat er sich einen Namen gemacht. Macht sein Ding. Reitet auf keiner Welle mit. "Ich liebe alles, was ich mache und bin damit voll zufrieden", sagt Flo. Ganz ohne Wunderpillen. Weil es die Musik ist, die ihn oben hält.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort