Für kurze Zeit mal jemand anderes sein

Saarbrücken · Wenn Cosplayer in ihr Kostüm schlüpfen, sehen sie ihren Vorbildern aus Filmen und Comics zum Verwechseln ähnlich.

 In typisch japanischen Kostümen auf dem linken Foto: Lara Dohr (l.) und Vanessa Fixemer. Auf dem rechten Foto: Prinzessin Zelda alias Tanja Weber und Orko aus der Zeichentrickserie He-Man alias Kai Dörrenbächer. Fotos: Becker&Bredel

In typisch japanischen Kostümen auf dem linken Foto: Lara Dohr (l.) und Vanessa Fixemer. Auf dem rechten Foto: Prinzessin Zelda alias Tanja Weber und Orko aus der Zeichentrickserie He-Man alias Kai Dörrenbächer. Fotos: Becker&Bredel

Foto: Lara Dohr (l.) und Vanessa Fixemer. Auf dem rechten Foto: Prinzessin Zelda alias Tanja Weber und Orko aus der Zeichentrickserie He-Man alias Kai Dörrenbächer. Fotos: Becker&Bredel

Eine hellbraune Perücke, farbige Kontaktlinsen, ein buntes Kostüm: Schon ist Vanessa Fixemer aus Riegelsberg eine Figur aus einem Videospiel. Mit jedem ihrer Outfits wird sie zu einer anderen Person, die eigentlich nur in Computerspielen oder in japanischen Zeichentrickserien, so genannten Animes, existiert. Dieses Hobby stammt aus Japan und heißt Cosplay. Die 19-jährige Vanessa, die seit fast fünf Jahren in ihrer Freizeit an Kostümen arbeitet, nahm am vergangenen Sonntag an einem Cosplay-Wettbewerb in der Saarbrücker Otaku Lounge teil. "Es macht sehr viel Spaß, wenn ich mit nur wenig Aufwand jemand anderes sein kann, mich auch so verhalte und so spreche", sagt sie.

Loraine Welsch, 23 Jahre, aus Ottweiler sieht das genauso: "Ich schlüpfe gerne in andere Rollen, dabei kann ich mich kreativ ausleben und lerne neue Menschen kennen, die das Hobby so sehr lieben wie ich." Neue Kontakte waren bei der großen Anzahl an Teilnehmern schnell geknüpft. Insgesamt 35 Cosplayer aus dem Regionalverband Saarbrücken kamen im Kostüm zu der Veranstaltung. 22 davon nahmen an dem Wettbewerb teil.

Der 27-jährige Marco Keppel war sogar mit seinen Freunden aus Aachen angereist. Während die dargestellten Figuren oft für Personen unbekannt sind, die nichts mit Animes oder Computerspielen zu tun haben, wurde Marcos Kostüm von jedem direkt erkannt. "Ich bin heute die böse Version des Anakin Skywalker aus Star Wars", sagte er. Auf der Bühne überzeugte Marco die Jury nicht nur mit seinem Kostüm, sondern auch mit seiner filmreifen Darbietung. Er ließ sich auf die Knie fallen und beklagte verzweifelt den Verlust der rechten Hand seines Sohnes Luke Skywalker. Mit dieser Vorstellung gewann er ebenso wie eine Hutmacherin aus Alice im Wunderland den ersten Platz. Die 17-jährige Laura Blass aus Köllerbach steckte im Kostüm des Hutmachers. Mit Perücke, verschiedenen farbigen Kontaktlinsen, einem bunten Kostüm mit Hut und weißer Schminke im Gesicht sah sie dem Filmoriginal sehr ähnlich. "Das ist mein erstes selbst genähtes Kostüm. Ich war vollkommen überrascht, als ich den ersten Platz gewonnen habe", sagte sie.

Aber Cosplay sei weit mehr als sich zu verkleiden und eine Figur zu verkörpern. "Viele wissen gar nicht, wie viel Arbeit in einem solchen Kostüm steckt", sagte Tanja Weber. Die 28-jährige Cosplayerin aus Saarbrücken hat mit ihrem Zelda-Outfit schon den offiziellen Nintendo Cosplay Wettbewerb 2014 in Kassel gewonnen.

Allein sich als Zelda anzuziehen, dauere etwa eine Stunde. "Ich habe ein ganzes Jahr an dem Kostüm gearbeitet. Etwa 1200 Euro hat alles gekostet, bis das Kleid fertig war", erklärte sie.

Der Zeitaufwand scheint sich zu lohnen. Auf sogenannten Cosplay-Events, auf denen Liebhaber des Hobbys ihre selbst genähten Gewänder präsentieren, wird Tanja etwa 150-mal am Tag angesprochen und fotografiert. "Viele sind sehr begeistert und wollen wissen, wie ich das Kostüm so hinbekommen habe", berichtete sie.

Am Wettbewerb hatte Tanja nicht teilgenommen. Mit ihrem Kostüm hätte sie wahrscheinlich den ersten Platz gewonnen. Sie wollte aber anderen, die das Hobby erst seit kurzem haben, eine Chance geben. Und so kam sie, um sich mit Gleichgesinnten zu treffen und sich auszutauschen. "Viele ältere Menschen denken bei Cosplay eher an Karneval. Aber es ist eine Art von Kunst und ein Handwerk", sagte Tanja.

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