„Ich bin kein Risiko-Typ“

Saarbrücken · Vor wenigen Jahren war er nur den wenigsten bekannt. Nun gehört der Saarländer Eike Staab zu den Aufsteigern in der deutschen Hip-Hop-Szene. Am 12. Februar erscheint sein zweites Solo-Album „Besta“. Die SZ hat mit dem Künstler über sein aktuelles Leben zwischen Gangster-Rap und Studium gesprochen.

 Der 27-jährige Saarbrücker Eike Staab macht unter dem Künstlernamen „EstA“ Musik. Foto: Lee Maas

Der 27-jährige Saarbrücker Eike Staab macht unter dem Künstlernamen „EstA“ Musik. Foto: Lee Maas

Foto: Lee Maas

Über sein "mangelndes Taktgefühl" hat sich sein Musiklehrer in der Schule immer beschwert. Heute hat der mittlerweile 27-jährige Eike Staab Songs auf Youtube, die mehr als eine Million Mal geklickt werden, einen eigenen Wikipedia-Eintrag und fast 50 000 Fans auf Facebook . Seine großen Vorbilder? Die deutschen Gangster-Rapper Sido und Materia. "Ich schreibe teilweise anstößige Sachen", gesteht der Saarbrücker Rapper, den viele nur unter dem Künstlernamen "EstA" (eine Kombination aus seinen Initialen) kennen. Zu größerer Bekanntheit verhalf ihm im Jahr 2012 die Teilnahme an sogenannten Video-Battle-Turnieren. Das Prinzip: Jeweils zwei Rapper treten gegeneinander an, indem sie Videos veröffentlichen, die bezwecken, den Gegner verbal kleinzumachen oder zu "dissen", wie es im Rap-Jargon heißt. Schließlich schaffte es Staab, der schon seit seiner frühen Jugend Rap-Songs aufnimmt, ein Jahr später beim größten deutschen Hip-Hop-Festival Splash bis ins Halbfinale: "Da stand ich dann zum ersten Mal vor über 3000 Zuschauern. Der Wahnsinn, ein absoluter Höhepunkt."

Die Turniere zeigten Wirkung, denn bald wurde der in der Szene bekannte Rapper Baba Saad auf den Saarländer aufmerksam und nahm ihn 2013 beim Bremer Label "Halunkenbande" unter Vertrag. Sein erstes Album "EstAtainment" landete prompt auf Platz 11 der deutschen Albumcharts.

Doch seit April 2015 gehen Staab und das Bremer Label getrennte Wege. "Ich will lieber das machen, was ich für richtig halte, auch wenn es dann nicht so viele Klicks auf Youtube gibt", sagt der Künstler zu seiner Entscheidung, den Vertrag nicht zu verlängern. Es habe "persönliche und musikalische Differenzen" gegeben.

Ende 2015 gründete er dann in Hamburg gemeinsam mit Kollegen sein eigenes Label "Nur!Musik", mit dem er nun neu durchstarten will. Er nennt es den "besten Nebenjob der Welt". Bis zum Masterstudium, das er im Sommer beginnen möchte (der Ort ist noch unklar), hat er Zeit, sein zweites Solo-Album "Besta" zu "promoten", wie er es nennt. Obwohl er derzeit in Berlin wohnt und seine Musik in Hamburg aufnimmt, ist er nach wie vor heimatverbunden. Sein jüngstes Video zu dem Song "EstA-Magst du EstA" ist am Saarbrücker Bahnhof entstanden.

In seiner Geburtsstadt absolvierte er auch sein Abitur und anschließend eine Ausbildung zum Elektroniker. Mittlerweile hat Staab zusätzlich einen Bachelor als Wirtschaftsingenieur in der Tasche: "Ich bin kein Risiko-Typ." Zweigleisig fährt er auch in seiner aktuellen Single "Sex mit der Ex".

Mehr als 100 000 Nutzer haben sich den Song bereits auf Youtube angehört. Viele Kommentatoren bescheinigen ihm Ohrwurm-Potential. "Man muss den Song mit einem Augenzwinkern sehen", sagt Staab und lacht. Im Video singt er davon, wie er seine aktuelle Freundin mit der Ex betrügt. "Komischerweise bekomme ich vor allem von Mädchen positive Rückmeldungen", sagt er.

Staab scheint mit diesen lebensnahen Songtexten, die er nach eigenen Angaben allesamt selbst verfasst, einen Nerv zu treffen: "Ich gehe mit offenen Augen durch die Welt. Wenn mich eine Situation beeindruckt, schreibe ich sie direkt auf.""Sex mit der Ex" ist Teil seiner neuen CD, die am 12. Februar erscheint. Ein Album, für das er sich Zeit gelassen hat: "Wenn ich das Album höre, denke ich: Ich bin älter geworden." Von Reife zeugt auch das, was er gelegentlich in einem Hamburger Jugendcafé macht: Gemeinsam mit seinem Produzenten Sinch gibt er Rap-Workshops für Jugendliche, die er auch gern im Saarland anbieten würde. "Da sind teilweise große Talente dabei." Er wolle den jungen Leuten die Ratschläge geben, die er sich selbst gewünscht hätte. Denn Staab weiß: "Als Rapper muss man ein dickes Fell haben."

Am Freitag, 12. Februar, präsentiert EstA die Songs aus seinem neuen Album ab 19 Uhr im Kleinen Club der Saarbrücker Garage. Karten im Vorverkauf sind für zehn Euro erhältlich, zwölf Euro an der Abendkasse.

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