Überraschungen im Viertel

Saarbrücken · Heute starten die „Perspectives" im Zirkuszelt auf dem Tbilisser Platz. Nächste Woche geht es in den öffentlichen Raum: Choreograf Ali Salmi lädt ein zur nächtlichen Performance aus Licht und Tanz.

So kann es aussehen, wenn Ali Salmi, Choreograf und Chef der Forbacher Compagnie Osmosis, mit seiner Produktion „Dance in the City” Häuserfronten bespielt. Foto: Marcus Guzzo

So kann es aussehen, wenn Ali Salmi, Choreograf und Chef der Forbacher Compagnie Osmosis, mit seiner Produktion „Dance in the City” Häuserfronten bespielt. Foto: Marcus Guzzo

Foto: Marcus Guzzo

Seine Produktionen verbinden Tanz mit Videoprojektionen und spielen stets im Freien, im öffentlichen Raum. Bei den Perspectives ist Ali Salmi, Gründer und Chef der in Forbach ansässigen Compagnie Osmosis, schon eine Art Stammgast. Im Vorjahr zeigte er vor dem Ausbesserungswerk Burbach Männer bei schweißtreibender Arbeit an schweren Maschinen. Diesmal kommt seine Compagnie nach Saarbrücken mit leichtem Gerät: mit Lastenfahrrädern, auf die Videoprojektoren montiert sind. Zwei Tänzer treten in die Pedale, eine Tänzerin bewegt sich zu Fuß, über die Hauswände flimmern tanzende Gestalten - so ziehen sie an fünf Abenden durchs Nauwieser Viertel, das Publikum im Tross.

Was macht die Stadt aus? Was passiert eigentlich hinter den Fassaden? Das sind zwei der Fragen, die Ali Salmi den Zuschauern in seinem getanzten Stadtrundgang mit auf den Weg geben will. Bevor Salmi sich dem Tanz zuwandte, hatte er Architektur studiert. In "Dance in the City" bringt er nun beide Themen zusammen. Zuerst habe man die Tanzszenen für die Projektionen erarbeitet, erzählt Salmi. Und das nicht irgendwo, sondern im lothringischen Briey, in einem Studio in der berühmten Wohnmaschine des Architekten Le Corbusier und um sie herum. Le Corbusier hat einst mit dem "Modulor" ein für die Architekturgeschichte bedeutsames Proportionssystem nach menschlichem Maß entwickelt. Das, so erklärt Salmi, floss in seine Arbeit mit ein.

Die Premiere von "Dance in the City" fand in Châlons-sur-Sâone statt. Da jede Stadt anders ist, musste er den Rundgang für Saarbrücken neu adaptieren. Für das Nauwieser Viertel habe er sich entschieden, weil man zum einen für die Projektionen eine gewisse Geschosshöhe benötige, zum anderen, weil es ein Viertel sei, an dem man noch Geschichte ablesen könne, sagt Salmi. "Es ist hier so ähnlich wie in Forbach", meint er. "In manchen Ecken sieht es noch aus wie kurz nach dem Krieg".

In Baulücken will er seine Zuschauer führen, in Ecken, die sie sonst übersehen. Nicht nur mit Filmprojektionen will er Leerräume und Brandschutzwände bespielen, auch eine Tänzerin soll sie mit ihren Bewegungen Ecken im Viertel erkunden. Passende Tanzszenen und Bewegungen zu finden, sei aber nicht schwierig, sagt Salmi. "Wir haben einen gewissen Grundstock erarbeitet, aus dem wir schöpfen können". Am Sonntag, 24. Mai, tritt die Compagnie zur Generalprobe durchs Nauwieser Viertel an. "Für die Einwohner wird es eine Überraschung", sagt Salmi schmunzelnd."Wir haben ihnen nichts davon gesagt."

Das deutsch-französische Festival Perspectives 2015 beginnt heute und dauert bis 30. Mai. Der Tanzparcours "Dance in the City" mit der Compagnie Osmosis startet vom 25. bis 30. Mai jeweils um 22 Uhr an der Johanneskirche. Für die Teilnahme braucht man keine Karte und keine Anmeldung. Vorverkauf für das sonstige Perspectives-Angebot: Fürstenstraße 15a, Saarbrücken .

festival-perspectives.de

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HintergrundWie entsteht ein Festival? In Reportagen und Interviews wollen wir darstellen, was alles nötig ist, damit ein Festival wie Perspectives stattfinden kann. Wir haben den Zirkus-Akrobaten Rémi Lecocq (7. Mai) porträtiert, wir haben den Aufbau des Festivalclubs (13. Mai) gezeigt und mit dem Zauberer Yann Frisch gesprochen (16. Mai). Die Festivalchefin ist zu Wort gekommen (18. Mai), die Zirkusgruppe Akoreacro hat einen Blick auf ihr Wohnwagendomizil am Staatstheater gestattet (20. Mai). In den nächsten Tagen stellen wir Figurentheaterspieler und Regisseure vor. red

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