Letzter Schultag mit 72 Jahren

Saarbrücken · Er hört nach ungewöhnlich langer Zeit auf, Kinder zu unterrichten, aber es wird für Albrecht Langenbahn dennoch nicht langweilig – er singt in drei Chören, engagiert sich beim KulturBürgerverein Rodenhof und hat gerade erst einen Musikverlag gegründet.

Albrecht Langenbahn denkt gerne nach. Er spricht von Gedanken, die wachsen. Als er so etwa 14 Jahre alt war, sagt er, ist ein Gedanke gewachsen, der nicht ganz unwichtig für sein Leben war. Er sei damals "kein Topschüler gewesen". Die Schuld dafür habe er nicht bei sich selbst, sondern bei andern gesucht. "In dem Fall war der Lehrer schuld, dass ich nicht so gut war wie mein Nachbar", erzählt Langenbahn. Er habe beschlossen, "ein Lehrer zu werden, der besser ist als der, den ich jetzt habe".

1963 begann Langenbahn, diesen Gedanken Wirklichkeit werden zu lassen. Er ließ sich zum Fachlehrer für Musik und Sport ausbilden und unterrichtete ab 1965 an den beiden katholischen Volksschulen St. Barbara (für Mädchen) und St. Johannes (für Jungs) in Altenkessel.

Es waren drei Buchstaben, die einen neuen Gedanken wachsen ließen. Er sei ja "nur" Lehrer für Sport und Musik, sagten Kollegen. Eine Weile habe ihn diese Einschränkung nicht gestört, erinnert sich Langenbahn. Aber als der Gedanke zu Ende gewachsen war, stand fest: "Ich wollte Volllehrer werden."

Sein Arbeitgeber, das saarländische Kultusministerium, wollte ihn für ein weiteres Studium aber nicht beurlauben. Es herrschte Lehrermangel, sagt Langenbahn, da wurde jeder gebraucht. Er kündigte, gab seinen Beamtenstatus auf und ging zum Studium nach Landau in die Pfalz. Dort lernte er nicht nur, er lehrte auch - als Dozent an der örtlichen Musikschule.

1974 kehrte Langenbahn als "Volllehrer", der zusätzlich auch katholische Religion unterrichten durfte, in den Volksschuldienst zurück. Doch bald schon wuchs ein neuer Gedanke: Langenbahn spürte, dass die Sonderschule die beste "pädagogische Herausforderung" für ihn ist. Diesesmal erlaubte ihm das Ministerium das Zusatzstudium in Mainz.

Als er 50 wurde, keimten neue Gedanken. Sie führten den Lehrer , der durch kirchliches und bürgerschaftliches Engagement auf dem Rodenhof verwurzelt ist, von der Sonderschule Altenkessel beruflich nach St. Ingbert.

1994 übernahm der Vater von 4 Kindern dort die Leitung der Caritasschule St. Christopherus. Als er sich dort mit 66 Jahren in die Pension verabschiedete, kam ein Gedanke von außen. Ein Ministerialreferent merkte, dass Langenbahn noch nicht genug hatte und bot ihm eine Stelle als Honorarlehrer an der Krankenhausschule der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Kleinblittersdorf an. Sechs Jahre unterrichtete er dort.

"Es war schön, jetzt ist genug", sagt Langenbahn. Er will nun seine über die Jahre entstandenen Kompositionen für Schulorchester vermarkten. Und im nächsten Jahr will er versuchen, auf dem Rodenhof ein Hausmusikorchester zu gründen. Ein echter Ruhestand? Nein. Er habe "eine aktive Mutter gehabt, die einem ein aktives Leben schmackhaft machen konnte", sagt er.

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