Wider die Engstirnigkeit des Schubladendenkens

Saarbrücken · Kräftiger Beifall für das neue und originelle Programm des Ensembles Vintage 78

"Chanson, Swing, Doubletten und mehr" lautete die Devise des Ensembles Vintage 78 am Freitag in der Nauwieser Kulturplattform (Schmollerstraße 18). Mit "Doubletten" meint das Sextett Zweierkombinationen inhaltlich verwandter Kompositionen verschiedener Genres und Epochen. So erklang etwa ein Song des Renaissance-Komponisten John Dowland nach einem Chanson von Jacques Brel, oder auf Camille Saint-Saens'"Danse macabre" folgte Heinz-Rudolf Kunzes "Du also bist mein Tod". Die Volksballade "Es waren zwei Königskinder" wurde mit Noten der "Toten Hosen" verknüpft und Schuberts "Der Doppelgänger" mit Stings "Moon over Bourbon Street".

Zweifellos eine originelle Programmgestaltung wider die Engstirnigkeit des Schubladendenkens. Darüber hinaus empfahlen sich die Vintage 78-Musiker mottogetreu als Jazzfans mit einer besonderen Liebe für Django Reinhardt, wobei an der Rhythmusbasis (mit Volkmar Straßberger, Gitarre) robustes Swingen zu beobachten war: Nicht zuletzt wegen Schlagmann Mark Hubertus, der kraftvoll zugange war, passend zum energisch zupackenden Kontrabassisten Erich Steiner.

Druckvolles Musizieren auch an der Front, da schonte sich keiner: Weder der an Geige, Bratsche und Klavier solide agierende Ensemblechef und Arrangeur Martin Stark, noch Cornell Wegmann (Saxofon, Klarinette, Flöte) - er ist neu im Team und glänzte als dessen versiertester Solist. Neu dabei ist zudem die Vokalistin Manuela Simmler, hier von Martin Stark als "Goldkehlchen" vorgestellt. Wohl wegen ihres mit klassischem Ansatz geführten zarten lyrischen Timbres, mit dem sie reichlich höchste Register ansteuerte. Deutlich erkennbar schien Simmler sich sängerisch zunächst nicht recht wohlzufühlen. "Hört man mich?", so ihre Frage ans Auditorium. "Nein" schallte es korrekt zurück. Nachdem dieses Abmischungsmanko behoben war, legte das gesamte Ensemble in Sachen Miteinander deutlich zu - namentlich die zweite Konzerthälfte hatte den kräftigen Beifall verdient.

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