Busunternehmer Baron über Hürden einer grenzüberschreitenden Linie und Vernetzung der Region per ÖPNV

Saarbrücken · Die Linie MoselleSaar (MS) pendelt zwischen Saarbrücken und St. Avold und fährt auch Forbach an. Welche Schwierigkeiten der Betrieb einer solchen grenzüberschreitenden Linie mit sich bringt, erzählt der deutsche Partner und Busunternehmer Andreas Baron von Baron Reisen SZ-Redaktionsmitglied Patricia Müller.

 Andreas Baron, Geschäftsführer von Baron Reisen mit Sitz in Dorf im Warndt. Foto:pam

Andreas Baron, Geschäftsführer von Baron Reisen mit Sitz in Dorf im Warndt. Foto:pam

Herr Baron, wer fährt mit der Buslinie Moselle Saar (MS)?

Andreas Baron: In erster Linie sind es Leute, die in Saarbrücken einkaufen gehen. Die nutzen die MS wegen der hohen Parkgebühren in der Stadt. Wir haben die Fahrzeiten an die Öffnungszeiten der Geschäfte angepasst. Es gibt auch viele Berufstätige, die in Saarbrücken arbeiten. Wir haben unseren Fahrplan auch so angepasst, dass die morgens hin und abends zurückkommen. Und dann auch nicht zu unterschätzen ist die Zahl der Schüler, zum einen die vom Deutsch-Französischen Gymnasium, wir haben aber auch Schüler, die beispielsweise eine Ausbildung machen und in Saarbrücken auf die berufsbildenden Schulen gehen.

Zu welchen Schwierigkeiten kam es beim Start der grenzüberschreitenden Buslinie?

Baron: Damals gab es noch zwei Währungen, es gab Franc und Mark. Die Einführung des Euro war für die Linie MS eine riesen Erleichterung. Problematisch war auch, dass wir mit dem Auslaufen der EU-Mittel schauen mussten, wie wird das weiterfinanziert. Der Eurodistrict SaarMoselle war noch kurz vor der Gründung, und es hat so ein bisschen die Verknüpfungsstelle zwischen Deutschland und Frankreich gefehlt. Unsere Verwaltungen sind verschieden aufgestellt. Also es hat schon ein bisschen gedauert, um auch die Gemeinden und das Departement zu überzeugen, dass wir das weitermachen müssen. Meine Meinung ist: 1999 waren wir vielleicht 10 Jahre zu früh. Ich gehe davon aus, in 10 Jahren wird es selbstverständlich sein, dass wir grenzüberschreitenden ÖPNV haben. Aber damals waren wir der Zeit voraus. Europa hat sich erst noch mehr zusammenschließen müssen, sodass man sagen kann, die Grenze verschwindet immer mehr, was mittlerweile so gekommen ist: eine Währung, keine Grenzkontrolle mehr. Also ich glaube, mittlerweile sind wir auf dem Weg der Normalität.

Sehen Sie Verbesserungsmöglichkeiten der grenzüberschreitenden Linie?

Baron: Wo wir noch Lücken sehen, ist, wenn sonntags in Saarbrücken verkaufsoffen ist, dass wir hier noch stärker reagieren können und dass man teilweise noch nach wie vor das Marketing rühren muss. Da sind wir zugebenermaßen noch sehr zurückhaltend. Aber das liegt nicht alleine an uns, dass man versucht, die Leute zu überzeugen. Auch für die jüngere Generation könnten wir am Wochenende abends einen Probebetrieb versuchen. Wo wir noch dran sind, ist das Thema Echtzeitauskunft. Die Echtzeitauskunft funktioniert über den Fahrkartenautomat, der heutzutage ein Bordrechner ist. Er übermittelt Verspätungsmeldungen oder seine Position über das Internet an die Fahrplanauskunft saarfahrplan.de. Dann sind wir in der Lage, über eine Smartphone-App zu sehen, ob der Bus pünktlich kommt oder nicht. Wenn wir aber über die Grenze fahren, haben wir das Problem, dass das deutsche Netz irgendwann weg ist. Und dann schießen die Kosten für das Daten-Roaming im französischen Netz durch die Decke. Teilweise ist die Technik grenzüberschreitend noch nicht so weit. In Frankreich haben sie eine andere Datendrehscheibe als hier. Das ist in Europa nicht geregelt. Jedes Land hat seine eigene Version und dann wird's kompliziert. Wir haben auch nach wie vor keinen übergreifenden Tarif. Wenn jemand in St. Avold einsteigt, löst er bis Saarbrücken und kann dann auch nur bis Saarbrücken fahren. Das heißt, will er mit der Saarbahn fahren oder mit dem Bus, muss er nochmal neu lösen. Eigentlich ist das der nächste Schritt, den wir machen müssen: Wie kann man einheitliche Angebote schaffen? Aber wir können das nicht alleine stemmen. Da würde ich mir ein bisschen mehr Unterstützung wünschen.

Beobachten Sie die Verkehrsentwicklung und sehen zusätzlichen Bedarf für den Aufbau einer neuen grenzüberschreitenden Linie?

Baron: Wir schauen uns an, wie sich der Verkehrsstrom entwickelt. Vielleicht von hier in Richtung Saargemünd… Oder vielleicht vom touristischen Ansatz. In Petite-Rosselle haben wir das Carreau Wendel, wir haben in Velsen ein Erlebnisbergwerk und in Völklingen das Weltkulturerbe - versuchen Sie das mal am Wochenende mit dem ÖPNV zu erreichen. Da müssen wir ansetzen. Wir könnten eine Ringlinie machen, die über Deutschland und Frankreich fährt, von Merlebach über Petite-Rosselle. Wir schieben den Tourismus zwar immer weit weg, aber wir haben diese Entwicklungen hier in der Region, wo Leute auch übernachten und mit dem Fahrrad kommen. Dann könnten wir sagen, wir haben einen Fahrradträger am Bus. Aber das Problem ist, in den öffentlichen Kassen die Mittel zu finden und jemanden, der sagt, das brauchen wir unbedingt. Das wird schwierig. Da hört das Denken an der Landesgrenze auf.

Webreportage im Internet:

<strong>saarbruecker-zeitung.de/grenzverkehr

Zum Thema:
Seit 1999 bedienen die Firmen Baron Reisen und Schon & Brullard die Strecke der Linie MS zwischen Saarbrücken und St. Avold. Die Linie wurde von der Verkehrsverbundgesellschaft (VGS) in Zusammenarbeit mit dem Conseil Général entwickelt und hat zur Weiterentwicklung desgrenzüberschreitenden Linienverkehrs beigetragen. Im Laufe der Jahre kam es unter der Zusammenarbeit von Saarland, Eurodistrict Saar-Moselle, Conseil Générale de la Moselle sowie den Verkehrsunternehmen Keolis 3F und Baron zu einer Überarbeitung des Linienkonzeptes. red

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