Bundeswehr verteidigt Arbeit an saarländischen Schulen

Saarbrücken · „Einseitige Werbung“ an Schulen wirft die Linke der Bundeswehr vor. Die Jugendoffiziere aus Saarlouis, die im Jahr bis zu 200 Mal im Einsatz sind, weisen den Vorwurf zurück. Sie wollten niemanden „überrumpeln“, sagen sie.

Die Diskussion ist seit vielen Jahren ein Dauerbrenner in der Landespolitik. Die Linke warnt regelmäßig vor "einseitiger Werbung " der Bundeswehr an Schulen, die Lehrer-Gewerkschaft GEW fordert, den "Einfluss der Bundeswehr an Schulen zurückzudrängen". Die CDU fühlt sich davon meist herausgefordert und beklagt dann, wie vor einigen Tagen wieder, den "Griff in die verstaubte ideologische Mottenkiste der deutschen Linken".

Aufmerksam verfolgen die beiden fürs Saarland zuständigen Jugendoffiziere die Diskussion über ihre Arbeit. Erstmals schalten sie sich nun selbst in die Debatte ein. Dass die Jugendoffiziere - wie Kritiker unterstellen - "Werbung " für die Bundeswehr machen, weisen sie zurück. Nachwuchswerbung sei ihnen verboten, dies sei Sache der Karriereberater. Sie wollten auch niemanden mit ihrer Meinung "überrumpeln", sagt Hauptmann Dominic Ruffing (32). Ihr Ziel sei es nicht, Schülern eine Meinung vorzugeben, sondern sie authentisch über sicherheitspolitische Themen zu informieren, damit sie sich selbst eine Meinung bilden könnten, ergänzt Hauptmann Oliver Bommersbach (32). "Ich habe lieber hundert Schüler , die nicht meiner Meinung sind, als einen, der gar keine Meinung hat", sagt Bommersbach.

In den Klassen sprechen die beiden Offiziere zum Beispiel über Auftrag und Aufgaben der Bundeswehr , über die deutsche Sicherheitspolitik, aber auch über konkrete Konflikte wie im Nahen Osten oder in der Ukraine. Bis zu 200 Mal im Jahr sind Ruffing und Bommersbach im Einsatz, meist bei Vorträgen in Schulklassen. Hinzu kommen Tagesseminare mit Klassen in Bonn oder Straßburg oder das mehrtägige Planspiel POL&IS, bei dem Schüler in die Rolle von Ministern schlüpfen und bei Verhandlungen, Konferenzen oder in internationalen Konflikten die Positionen eines Staates vertreten müssen. "Der Lehrer ist immer dabei", sagt Bommersbach, "wir übernehmen nicht den Unterricht."

Jugendoffiziere sind den Grundsätzen der politischen Bildung verpflichtet, wie sie 1976 im "Beutelsbacher Konsens" vereinbart wurden. Dazu gehört, dass sie Schüler nicht indoktrinieren dürfen. Themen, die in Politik und Wissenschaft umstritten sind, müssen auch in den Vorträgen als Kontroverse dargestellt werden. Das gilt zum Beispiel für die Auslandseinsätze der Bundeswehr . Ruffing sagt, er stelle auch Alternativen zu militärischen Einsätzen vor, etwa Hilfsmissionen der "Ärzte ohne Grenzen ". Er habe auch nichts dagegen, wenn Vertreter von Friedensinitiativen in den Unterricht eingeladen werden. "Die Schüler sollen sich ihr eigenes Bild machen", sagt Ruffing. Da mache es ihm auch nichts aus, wenn er manchmal als Bundeswehr-Vertreter in der Diskussion mit kritischen Schülern "keinen Blumentopf" gewinnen könne. Einen Vorteil ihrer Arbeit sehen die Jugendoffiziere darin, dass sie ihre persönliche Meinung in Diskussionen auch dann sagen dürfen, wenn diese der Linie der Bundesregierung widerspricht. Ruffing sagt zum Beispiel, er betrachte die bisherige Praxis der Bundesrepublik bei Waffenexporten "skeptisch".

Dass Jugendoffiziere an einzelnen Schulen im Saarland nicht gewünscht sind, wie dies in anderen Bundesländern mitunter vorkommt, sei ihnen nicht bekannt, sagen Ruffing und Bommersbach. Die Jugendoffiziere reagierten in der Regel auf Anfragen und böten sich nirgends aktiv an. Von Lehrern an Real- und Gesamtschulen, Gymnasien und beruflichen Schulen würden sie anderen Lehrern weiterempfohlen, es gebe viele Anfragen. "Unser Terminkalender ist voll", sagt Ruffing.

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