„Aus vollem Herzen Feministin“

Saarbrücken · In einer Serie stellt die SZ die Bundestagsabgeordneten aus dem Saarland vor. Heute: Elke Ferner (SPD) aus Saarbrücken, Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium.

 Die Saarbrücker SPD-Politikerin Elke Ferner wurde 1990 erstmals in den Bundestag gewählt. Foto: Bundestag

Die Saarbrücker SPD-Politikerin Elke Ferner wurde 1990 erstmals in den Bundestag gewählt. Foto: Bundestag

Foto: Bundestag

Als Elke Ferner 2013 Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wurde, sorgte sie für Aufsehen: Postwendend hatte sie ihren neuen Dienstausweis zurückgeschickt, weil sie dort als "Staatssekretär" und nicht als "Staatssekretärin" tituliert wurde. Ob sie Feministin ist? Ferner zögert nicht eine Sekunde: "Ja, aus vollem Herzen." Von Beginn an hat sich die 57-Jährige für die Gleichstellung von Frauen und Männern eingesetzt, ist Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen, seit kurzem sitzt sie auch im Vorstand der Sozialdemokratischen Frauen Europas.

Als ihr die Stelle als Staatssekretärin angeboten wurde, sah sie darin auch die Chance, "das, was wir vorher nur fordern konnten, zumindest in Teilen umzusetzen". Um jeden Preis - soll heißen mit jedem Minister, jeder Ministerin - hätte sie es nicht gemacht, denn das Amt sei zeitaufwändig und bedeute auch, dass sie seltener im Saarland sein kann. Doch mit Manuela Schwesig als Familienministerin sagte sie zu.

Als Staatssekretärin ist sie auch zuständig für Demografie und Ehrenamt, doch man merkt schnell, dass sie vor allem für das Thema Gleichstellung brennt. Als größten Erfolg dieser Legislaturperiode sieht sie denn auch die Frauenquote an. Die betrifft zwar nur etwa 100 Unternehmen und rund 180 Frauen, doch Ferner ist sich sicher: "Das wird die Republik verändern." Denn 3500 weitere Unternehmen sind zwar nicht an eine feste Quote gebunden, müssen sich aber eigene Zielvorgaben beim Frauenanteil in den Führungsetagen setzen - "das baut gesellschaftlichen Druck auf", sagt Ferner. In ihren Augen ist die Quote auch ökonomisch sinnvoll: "Wir haben die am besten ausgebildete Generation von Frauen, die das Land je hatte." Dieses Potenzial dürfe man nicht verschenken.

Dass es nach wie vor schwierig ist, Beruf und Familie zu vereinbaren, sei zwar ein Problem, das viel größere Problem sieht Ferner aber darin, dass Frauen "strukturell diskriminiert" würden: "Es wird immer noch den Frauen zugeschrieben, sich um die Kinder zu kümmern, nicht den Männern." Arbeitgeber sähen in ihnen meist eine "potenzielle Mutter", die irgendwann aussetzt oder weniger arbeitet, in Männern aber keinen "potenziellen Vater". Das müsse sich ändern, findet Ferner. Deshalb setzt sie sich mit Schwesig für die Familienarbeitszeit ein. Ein Modell, das eine 32-Stunden-Woche für Mütter und Väter vorsieht - beim Koalitionspartner stieß der Vorschlag bislang auf Ablehnung. "Die Union hat ein grundlegend anderes Gesellschaftsbild", sagt Ferner. "Da kommt man an dieser Stelle nicht zusammen." Doch sie ist überzeugt, dass die Familienarbeitszeit kommen wird: "Wir haben damit einen Nerv getroffen, vor allem bei der jüngeren Generation."

Ein dickes Brett, das sie bohren müssen, genau wie beim Entgeltgleichheitsgesetz, das Unternehmen dazu verpflichten soll offenzulegen, wie viel ihre Mitarbeiter durchschnittlich verdienen, und das dazu beitragen soll, die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen zu bekämpfen. Ein Thema, das bei der Union bislang auch nicht an oberster Stelle stand, doch nach der Sommerpause soll es angegangen werden.

Es gibt noch ein weiteres Thema, das Ferner am Herzen liegt, auch wenn es eigentlich nicht in ihr Ressort fällt: die Griechenland-Krise. Seit 20 Jahren hat sie ein Ferienhäuschen auf der griechischen Insel Syros, fährt mit ihrem Mann mehrmals im Jahr dorthin und erlebte über die Jahre hinweg, wie die Krise die Insel veränderte: "Viele Läden haben nach und nach dichtgemacht." Bei der Abstimmung über das dritte Hilfspaket stimmte sie mit Ja, auch wenn ihr wütende Parteifreunde aus dem Saarland schrieben, es müsse Schluss sein mit den Milliarden für Griechenland.

"Es wurden auf allen Seiten Fehler gemacht", sagt sie. Die Troika habe zu Beginn "zu schnell zu viel" verlangt. Und die Griechen müssten lernen, dass man "auf Dauer nicht über seine Verhältnisse leben kann". Das dritte Hilfspaket sei der richtige Weg, weil Griechenland damit endlich Wachstumsimpulse setzen könne: Vor allem im Tourismus stecke noch viel Potenzial.

saarbruecker-zeitung.de/

saarland-im-bundestag

Zum Thema:

Zur PersonElke Ferner wurde 1958 in Idar-Oberstein geboren. Sie ist gelernte EDV-Kauffrau. Von 1979 bis 1990 arbeitete sie als Programmiererin, unter anderem bei den Saarbrücker Stadtwerken. 1983 trat sie der SPD bei, seit 1990 sitzt sie (mit einer Unterbrechung von 1998 bis 2002) im Bundestag. Von 1998 bis 2000 war sie Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium. Von 2005 bis 2013 war sie Vize-Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion , seit 2013 ist sie Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium. noe

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort