Linke stürzt Kreisvorsitzenden Schnitzler

Saarbrücken · Die Linke hat den Kreisvorstand komplett ausgetauscht. Der Vorsitzende Lothar Schnitzler ist abgewählt, Sigurd Gilcher sein Nachfolger. Doch der hat viele Gegner, die mit der Wahl gar nicht glücklich sind.

Vor wenigen Wochen hat er den Vorsitz des Linken-Ortsvereins Alt-Saarbrücken verloren und am Wochenende auch noch den Chefposten im Kreisverband: Lothar Schnitzler, der für die Linke im Saarbrücker Stadtrat sitzt, ist bedient: "Dieser radikale Wechsel schadet der Linken in Saarbrücken und im Regionalverband." Sein Stadtratsmandat werde er aber behalten. "Für mich ist die Linke mehr als ein Machtspiel", sagte Schnitzler gestern.

Nach SZ-Informationen hatten viele Vorstandsmitglieder aber seinen Führungsstil kritisiert. Deshalb habe sich der alte Vorstand auf Sicherheitsdezernent Harald Schindel als Kandidaten geeinigt und vor der Wahl auch mit Schnitzler geredet, erklärte Dagmar Trenz, Beigeordnete im Regionalverband. Schnitzler habe sich dann selbst aufgestellt. Der Wahlsieger war aber Sigurd Gilcher, Mitglied der Linken-Fraktion in der Regionalversammlung und im Landesvorstand. 2014 hatte er einen parteiinternen Streit ausgelöst. Sein Abstimmungsverhalten in der Regionalversammlung soll zu einem Losverfahren geführt haben, das der NPD einen Ausschuss-Sitz einbrachte. Daraufhin hatten viele Linke-Politiker den Rücktritt Gilchers vom Amt des Landesgeschäftsführers gefordert. Er verzichtete dann auf eine erneute Kandidatur für dieses Amt. Gilcher sitzt gemeinsam mit der Landesvorsitzenden Astrid Schramm auch im Püttlinger Stadtrat. Mit Petra Brück und Thomas Wernet hat die Linke zwei weitere Mitglieder aus dem Köllertal zu Gilchers Stellvertretern bestimmt. Dagmar Trenz und Jürgen Trenz, Linke-Fraktionschef in der Regionalversammlung, kandidierten nicht mehr für den Vorstand. Jürgen Trenz kritisierte die Ämterhäufung für Linke-Politiker aus dem Köllertal. Dazu komme, dass Gilchers Sohn Helge Vorsitzender der Schiedskommission und Datenschutzbeauftragter der Partei sei.

Gilcher wies die Kritik an der Wahl zurück. Das zeuge von wenig Demokratieverständnis. Von den 16 Vorstandsmitgliedern seien im Übrigen elf aus Saarbrücken . "Es ist eine gute Mischung aus Erfahrenen und Jungen", meinte Gilcher. Die schwierige Aufgabe sei nun, die verschiedenen Lager zusammenzuführen. Gilcher: "Das wird kein Selbstläufer." Für die Partei sei es ganz wichtig, vor der Landtagswahl 2017 geschlossen aufzutreten. Claudia Kohde-Kilsch , Fraktionschefin im Stadtrat, ist ebenfalls nicht mehr im Kreisvorstand. Der habe gute Arbeit geleistet. Es sei aber früh klar gewesen, dass er nicht wiedergewählt wird. Sie hoffe jetzt auf eine gute Zusammenarbeit zwischen neuem Vorstand und Fraktion. Schindel befürchtet, dass es nun im Kreisvorstand weniger um Inhalte geht. Auf die komme es aber vor der Landtagswahl an.

Meinung:

Das große Hauen und Stechen

Von SZ-RedakteurMarkus Saeftel

Bei der Linken ist wieder Feuer unterm Dach. Während die Saarbrücker Stadtratsfraktion relativ geschlossen agiert, geht es auf der Kreisverbandsebene umso schlimmer zu. Die Fraktion um Sigurd Gilcher und Landeschefin Astrid Schramm hat den Machtkampf gewonnen. Die Saarbrücker Ortsvereine gaben dabei ein jämmerliches Bild ab, sie waren sich nicht einig. So fiel Sicherheitsdezernent Harald Schindel bei der Kreisvorstandswahl durch. Amtsinhaber Lothar Schnitzler war schon vor der Wahl aus dem Rennen. Andererseits stellt die Saarbrücker Linke weiter die Mehrheit im Kreisvorstand. Den beiden Lagern bleibt jetzt nichts anderes übrig, als sich zusammenzuraufen. Gerade in der Stadt und im Regionalverband ist die Linke stark. Bleibt die Partei aber zerstritten, droht ihr bei der Landtagswahl 2017 eine böse Schlappe.

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