Kommunen wissen bald nicht mehr, wo sie Flüchtlinge unterbringen sollen

Saarbrücken · Stadteigene Unterkünfte werden rar, Völklingens Oberbürgermeister denkt über Wohncontainer und eine zweite zentrale Aufnahmestelle nach. Das Innenministerium plant neue Projekte für die Betreuung.

 In der Landesaufnahmestelle können bis zu 1370 Flüchtlinge aufgenommen werden. Foto: rup

In der Landesaufnahmestelle können bis zu 1370 Flüchtlinge aufgenommen werden. Foto: rup

Foto: rup

Die Zahl der Flüchtlinge aus Krisengebieten wie Syrien oder Eritrea steigt - auch im Saarland. Mit bis zu 300 neuen Asylbewerbern pro Monat rechnet das hiesige Innenministerium in den kommenden Monaten. Wohnraum wird knapp. Die zentrale Landesaufnahmestelle in Lebach mit ihren 1370 Plätzen platzt bald aus allen Nähten und auch die Kommunen, auf die seit Jahresbeginn ein Teil der Flüchtlinge verteilt werden darf, bekommen die Not zu spüren. "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand", sagte der Leiter des Amtes für soziale Angelegenheiten der Landeshauptstadt, Guido Freidinger. Die Stadt wisse bald nicht mehr, wo sie die neuen Flüchtlinge unterbringen soll. "Wir tun uns schwer, noch Wohnraum zu finden. Private Vermieter scheuen davor zurück, ihre Wohnungen an Flüchtlinge zu vermieten", sagte Völklingens Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU ), der auch Präsident des Saarländischen Städte- und Gemeindetages (SSGT) ist. Stadteigene Unterkünfte gebe es kaum noch. "Wir müssen uns überlegen, ob wir nicht bald Wohncontainer aufstellen." Lorig wiederholte seine Forderung nach einer zweiten zentralen Aufnahmestelle im Saarland. Diese hat das Innenministerium jedoch bereits abgelehnt.

Um die Lage der Flüchtlinge im Land zu verbessern, hat eine Arbeitsgruppe von Vertretern des Innen- und des Sozialministeriums, der Kommunen und der Wohlfahrtsverbände unter anderem einen Leitfaden zur Verteilung, Betreuung und Integration der Betroffenen beschlossen. Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Caritas und Diakonie sollen demnach mehr Flüchtlinge in eigenen Wohnungen und Projekten betreuen. Das Land unterstützt dabei die Schaffung von drei Stellen für Integrationshelfer beim DRK. Zudem will das Sozialministerium in den Kommunen mehr Ehrenamtliche für die Flüchtlingsarbeit gewinnen. "Mit diesen Maßnahmen hat die Arbeitsgruppe weitere wichtige Schritte für ein menschenwürdiges Leben der Asylbewerber im Saarland eingeleitet", sagte Innenministerin Monika Bachmann (CDU ).

Die Grünen im Landtag begrüßten die angekündigten Verbesserungen. Diese könnten jedoch "nur ein erster Schritt" sein. "Die zurzeit bestehenden 5,1 Vollzeitstellen für Integrationslotsen sind zu wenig", sagte Vize-Fraktionschef Klaus Kessler . Es sei unklar, ob die drei neuen Stellen ausreichten. Die Grünen fordern daher die Landesregierung auf, einen Betreuungsschlüssel für Flüchtlinge zu erstellen, wie es ihn in einigen anderen Bundesländern gibt. "Nur so kann der tatsächliche Bedarf an Integrationshelfern ermittelt werden", so Kessler. Bachmann müsse die geplanten Kooperationen in Bezug auf die Kosten konkretisieren und ein Finanzierungskonzept ausarbeiten, um die Kommunen zu unterstützen. Auch die Bundesregierung müsse den Kommunen finanziell beistehen, da diese die Aufgabe nicht alleine stemmen könnten. Die Grünen verlangen, die Aufenthaltsdauer in Lebach auf maximal drei Monate zu begrenzen.

Zum Thema:

Am RandeDie Stadt Mainz denkt wegen der großen Zahl an Flüchtlingen über eine Unterbringung auf einem Schiff nach. "Die Not muss uns alle Dinge prüfen lassen", sagte Sozialdezernent Kurt Merkator (SPD ). In diesem Jahr kämen etwa 550 Flüchtlinge. "Wir müssen im nächsten Jahr weitere 600 unterbringen." Ein Schiff sei besser als eine Turnhalle, die keine Intimsphäre biete, sagte Merkator. Zudem seien zwei Container mit 320 Plätzen in Planung. Schon im Jahr 1992 hatte Mainz Flüchtlinge in einem Schiff auf dem Rhein untergebracht. dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort