Der Minister und die Stadt

Saarbrücken · Er spricht regelmäßig mit der Oberbürgermeisterin über Saarbrücken, denn die Stadt liegt dem Saarbrücker Ulrich Commerçon am Herzen. Sein Ministerium hat in den letzten Jahren besonders den Krippenausbau vorangetrieben.

 Das Pingusson-Gebäude, bis vor zwei Jahren Sitz des Kultusministeriums. Foto: Robby Lorenz

Das Pingusson-Gebäude, bis vor zwei Jahren Sitz des Kultusministeriums. Foto: Robby Lorenz

Foto: Robby Lorenz

Jung, urban und experimentierfreudig soll das neue saarländische Popfestival sein, dass Kultusminister Ulrich Commerçon fördert. Und da es in Saarbrücken stattfinden wird, kann die Stadt davon profitieren. Hier lebt er auch, und von hier aus hat er seine politische Karriere gestartet, die ihn 2012 ins saarländische Kabinett beförderte. Dort ist er der einzige Minister aus Saarbrücken . Betrachtet er somit Saarbrücken quasi als Spezialauftrag? Anders gefragt: Was kann und will er als Saarbrücker Minister speziell für Saarbrücken tun?

Seine Antwort beginnt er bei dem Gebäude , das er so ungern verlassen hat: Sein erstes Büro als Kultusminister hatte er im Pingusson-Gebäude. Im Elysée-Jahr hat er Veranstaltungen veranlasst, am 14. Juli 2013 empfing der französische Generalkonsul hier seine Gäste. Symbolträchtig. Gute Werbung für das Haus. Doch es steht noch immer leer. Jüngst sprach Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer davon, das Kultusministerium werde aus der alten Post in der Trierer Straße hierhin zurückkehren. Commerçons Werbung für das denkmalgeschützte Gebäude hat Saarbrücken direkt wohl nichts gebracht. Die Stadt hat ohnehin ganz andere Sorgen: kein Geld. Commerçon räumt ein, dass die Landeshauptstadt in den letzten Jahren nicht gezielt gefördert worden sei. Eher "mit der Gießkanne", wie er sagt. Immerhin habe sein Ministerium einem besonderen Bedarf der Stadt Rechnung getragen, dem nach Krippenausbau. Seit 2012 seien landesweit dafür 45,8 Millionen Euro ausgegeben worden, davon 14,3 Millionen für die Landeshauptstadt (31,2 Prozent).

Die Rolle Saarbrückens ist für ihn ganz klar: Die Attraktivität des Landes hängt von der Attraktivität Saarbrückens ab, sagt er. Das Saarland werde von außerhalb durch Saarbrücken wahrgenommen. Und er spricht aus, was man außerhalb Saarbrückens nicht gerne hört: "Das Saarland hat eine Chance, wenn es sich ähnlich wie ein Stadtstaat begreift."

Charlotte Britz, seit 2005 Oberbürgermeisterin in Saarbrücken , wird solche ministeriellen Worte gerne hören. Auch, dass er Verständnis zeigt für die Stadt, die etwa beim Erweiterungsbau des Saarlandmuseums nicht einbezogen war, Kritik daran aber durchaus aushalten muss, weil viele den Bau als städtisches Malheur begreifen. Bis 2012 war Peter Jacoby (CDU ) der Saarbrücker Minister in der Saar-Regierung. Er gab gerne die Losung aus "Stadt und Land Hand in Hand".

Doch Händchenhalten war das nicht, eher Fäusteballen, bis zum Beispiel der Haushalt jeweils genehmigt war. Commerçon sagt, man könne nicht von Saarbrücken als Wirtschaftsmotor reden, und es dann von Genehmigungsverfahren abhängig machen, ob der Motor in Gang kommt. Das sei jetzt anders, das habe die Landesregierung jetzt vernünftig geregelt. Sein Befund: Die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Land sei deutlich besser geworden. Der Kultusminister hat sich nach eigenen Worten in die Gespräche über Haushaltsgenehmigungen und Konsolidierungsmaßnahmen eingeklinkt.

Der Kultusminister als städtischer Berater? Soweit will er nicht gehen. Einen jour fixe zwischen ihm und Charlotte Britz gebe es allerdings. "Dabei diskutieren wir wichtige Entwicklungen in der Stadt." Das neue Festival, das das Saarland als Land ausweisen soll, in dem Nachwuchs Chancen hat, setzt auch auf die Urbanität Saarbrückens. Es soll, sagt der Minister , andere Blicke auf die Stadt ermöglichen. Vielleicht ist das ja nicht nur von außen, sondern auch innerhalb des Landes nötig. Damit überall bemerkt wird, was der Kultusminister schon jetzt über die Landeshauptstadt sagt: Sie sei die einzige wachsende Stadt im Land. Und junge Leute wollten ein städtisches Umfeld.

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