Saarbrücken will nicht nur für Autofahrer freundlich sein

Saarbrücken · Saarbrücken gilt als autofreundliche Stadt, will aber auch anderen Verkehrsteilnehmern ein besseres Fortkommen ermöglichen. Teil der Bürgerbeteiligung ist der Beirat, der die diversen Interessen widerspiegelt. Nach zwei Sitzungen sagen Mitglieder: Das läuft gut bei uns!

 Sie erläuterten die Arbeit des VEP-Beirates: (v.l.) Manfred Backes, VVS, Veronika Kabis, Leiterin des Saarbrücker Integrationsbüros, und Petra Tücks, Universität des Saarlandes. Foto: Iris Maurer

Sie erläuterten die Arbeit des VEP-Beirates: (v.l.) Manfred Backes, VVS, Veronika Kabis, Leiterin des Saarbrücker Integrationsbüros, und Petra Tücks, Universität des Saarlandes. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Was im Verkehrsentwicklungsplan (VEP) der Stadt Saarbrücken stehen wird, weiß keiner genau, gewiss ist aber eines: Saarbrücken soll nicht "autofreundlicher" werden, als es heute ist. Es ist auszuschließen, dass dem motorisierten Individualverkehr noch mehr Raum zuwächst. Es geht den Beteiligten darum, "ein Optimum an Mobilität und Lebensqualität für alle zu erreichen", wie es Manfred Backes formuliert. Der leitende Mitarbeiter des VVS-Konzerns, zu dem unter anderem Saarbahn und Busse gehören, vertritt im VEP-Beirat den öffentlichen Nahverkehr und erinnert sich beim Besuch unserer Redaktion noch gut an die Debatten um den Verkehrsplan 1997: Damals sei es ideologisch heiß hergegangen, das Thema Verkehr habe heute deutlich weniger Brisanz. Dass der VEP-Beirat nicht öffentlich tagt und nach außen nur mit einer Stimme spricht, trägt nach Überzeugung von Stadt-Pressesprecher Thomas Blug zum konstruktiven Arbeiten und zum gehaltvollen Endergebnis bei. Den skeptischen Einwand von Redaktionsleiterin Ilka Desgranges, dass diese Struktur nach viel Konsens und wenig Veränderung rieche, erwidern die Beiratsmitglieder mit dem Verweis auf den "offenen Prozess", der zwar auf Verständnis und Rücksichtnahme ziele, bei dem aber nicht auszuschließen sei, dass es am Ende auch relative "Verlierer" geben könnte. Generell lautet die Zwischenbilanz der Mitglieder des Beirates nach zwei von sechs Sitzungen: Es läuft rund und gut!

Nach Worten von Manfred Backes entscheiden oft Kleinigkeiten darüber, wer welches Verkehrsmittel benutzt oder stehen lässt: Gibt es an der Saarbahn-Haltstelle eine Möglichkeit, ein teures Fahrrad sicher und trocken abzustellen? Kann ein Kind flüssig an die Schule gelangen? Liegt der Mitfahrerparkplatz günstig zum Arbeitsplatz? Ist die Vernetzung der Fahrpläne gelungen? Wie teuer ist das Fahren und Parken? Wer Verbesserungen anstrebe, müsse nicht immer die Infrastruktur ändern, sondern oft reichten schon Serviceangebote, weiß Backes. Veronika Kabis, Leiterin des Zuwanderungs- und Integrationsbüros, erinnert da nur an die Bedienbarkeit der Fahrkartenautomaten und Lesbarkeit der Buspläne. Wie viele der Migranten in Saarbrücken mögen ratlos davor stehen?

Für Petra Tücks von der Universität kommt es bei der Verkehrsplanung darauf an, das Umland (also das ganze Saarland) einzubinden und die Angebote der Verkehrsträger abzustimmen. Und überhaupt: Muss der Hauptbahnhof wichtigster Umsteigeplatz für an- und abreisende Studierende bleiben? Muss ein Student aus St. Wendel mit dem Zug an der Uni vorbeifahren, um danach mit dem Bus ab dem Bahnhof wieder hinzukommen? Wobei Thomas Blug bereits heute zart darauf hinweist, dass der fertige Verkehrsentwicklungsplan nicht zum Umbau der Stadt führen werde. Er sei ein Leitfaden für die Jahre bis 2030 und diene dazu, Geld zielgerichtet einzusetzen. Und wenn sich die Beiräte etwas wünschen dürften, dann Mitdiskutieren von Anfang an statt Geschimpfe hinterher.
Zum Thema:

VEP-Beirat: Die Landeshauptstadt Saarbrücken entwickelt einen Verkehrsentwicklungsplan (VEP) mit dem Planungshorizont 2030. In den zweijährigen Prozess werden Bürger, Institutionen und Interessengruppen eingebunden. Im VEP-Beirat sind die für den Themenbereich Mobilität /Verkehr zentralen Institutionen und Akteure in der Form eines Runden Tisches vertreten. Er tagt nicht öffentlich und zwar sechsmal bis Anfang 2016. wp

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