Der gescheiterte Zeitplan um das Saarbrücker Herz

Saarbrücken · In nur drei Monaten sollte die Wilhelm-Heinrich-Brücke für 5,8 Millionen Euro saniert und umgebaut werden. Aber der Zeitplan kann nicht eingehalten werden – und das Konzept wird vielleicht geändert.

 Der Verkehr fließt vorerst ungestört weiter: An der Wilhelm-Heinrich-Brücke wird 2014 nur an der Unterseite gearbeitet. Foto: B&B

Der Verkehr fließt vorerst ungestört weiter: An der Wilhelm-Heinrich-Brücke wird 2014 nur an der Unterseite gearbeitet. Foto: B&B

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Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. In nur drei Monaten sollte nach den Plänen der Stadt die Wilhelm-Heinrich-Brücke in Saarbrücken komplett saniert und umgebaut werden. Ein sehr optimistisches Vorhaben. Nicht nur das Zeitfenster von August bis Oktober schien knapp, auch das Konzept stand in der Kritik. Nun ist klar: Das Projekt kann in der geplanten Zeit nicht umgesetzt werden. Eine Zusammenfassung der Ereignisse:

Alles begann mit einem unerwarteten Geldsegen Anfang April. Da teilte die Landesregierung der Stadt mit, dass 10,5 Millionen Euro aus dem europäischen Regionalförderprogramm Efre für Saarbrücken abrufbar seien. Das 5,8-Millionen-Euro-Projekt um das Herz der Landeshauptstadt würde aus diesem Programm mit einer halben Million Euro bezuschusst. Einzige Bedingung: Die Arbeiten müssen bis Ende Oktober fertig sein. Flott musste es also gehen. "Es ist ein mutiges Versprechen, aber wir können das bis Oktober schaffen", sagte Baudezernentin Rena Wandel-Hoefer damals.

Schließlich sah der Plan folgendermaßen aus: Der Fahrbahnbelag sollte mit einem innovativen "Schicht-Verfahren" erneuert und die Unterseite der Brücke "ertüchtigt" werden. Für die größte Diskussion sorgte aber die Änderung der Verkehrsführung. Bislang gibt es in beide Richtungen vier Fahrspuren für Autos, in Zukunft sollen es nur noch drei sein. Eine soll jeweils in beiden Richtungen zu einer Fahrradspur umgewandelt werden.

Rot-Rot-Grün war im Stadtrat mit einer Mehrheit dafür, die CDU kritisierte die Pläne. Es sei "absurd, dass dort, wo der Verkehr noch einigermaßen fließt, jetzt noch ein künstlicher Engpass geschaffen werden soll", sagte der Vorsitzende der CDU-Stadtratsfraktion, Peter Strobel . Weil die Radspur zudem zwischen den Bahnen der Autos liegen soll, werde es "gefährlicher" für die Radfahrer .

Die Befürworter hatten eine andere Sicht auf die Dinge. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club schrieb in einer Pressemitteilung, das Radfahrer auf einem Radweg besser zu sehen und sicherer seien. Würde die Fahrbahnerneuerung nicht genutzt, bliebe für viele Jahre eine gravierende Lücke im Radwegnetz bestehen. Auch die SPD verteidigte die Maßnahme, wenngleich sie in Sachen Fahrspuren andeutete, mit sich reden zu lassen: "Wir brauchen auf der Brücke Platz für Autos, Fahrräder und Fußgänger. Dazu sind sicherlich Kompromisse notwendig, die aber nicht auf Kosten der Sicherheit gehen dürfen", sagte Peter Bauer, der Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion.

Dann wurde es zwei Monate ruhiger, bis der anberaumte Beginn der Arbeiten im August vor der Tür stand. Wegen Problemen mit der "Ausschreibungsqualität", wie es Baudezernentin Rena Wandel-Hoefer formulierte, wird dieses Jahr nur noch die Unterseite der Brücke saniert. Die startete dieser Tage, kostet 2,1 Millionen Euro und soll im Frühjahr 2015 abgeschlossen sein - ein Teil der Fördermittel floss trotz der Verzögerung. Über den Rest muss neu verhandelt werden, sagt Wandel-Hoefer. Denn nächstes Jahr geht es an der Oberfläche weiter. Dann wird aber nicht nur an der Wilhelm-Heinrich-Brücke gearbeitet. Die Verlängerung der Brücke zwischen Dudweilerstraße und Stadtgraben soll auch neu gestaltet werden. "Das war vorher schon für 2015 vorgesehen und ist in dem Gesamtkonzept enthalten", erklärt Wandel-Hoefer.

Offen ist dagegen, wie es mit den Radspuren auf der Brücke am Ende aussieht - denn der Plan wird überdacht. "Jetzt, wo der irrsinnige Zeitdruck raus ist bei der Sanierung der Wilhelm-Heinrich-Brücke, ist Gründlichkeit vor Schnelligkeit angesagt", erklärte SPD-Mann Bauer zuletzt. Die CDU sieht das genauso. Grüne und Piraten sind für die ursprüngliche Idee. "Wir setzen uns mit den Parteien im Oktober noch einmal zusammen und besprechen alles", sagt Wandel-Hoefer. Dann muss eine Entscheidung fallen.

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