Fluglärm-Gegner wollen schnell Ruhe

Saarbrücken · Kurzfristig weniger Kampfjet-Flüge, mittelfristig eine drastische Verkleinerung des Übungsgebiets und langfristig gar keine Flüge mehr – das fordert die Bürgerinitiative gegen Fluglärm von Politik und Militär.

Wenige Tage vor einem Gespräch von Innenminister Klaus Bouillon (CDU ) mit Vertretern der Bundeswehr hat die Bürgerinitiative (BI) gegen Fluglärm ihre Forderungen nach weniger Übungsflügen über dem Saarland präzisiert. Vorstandsmitglied Holger Marzen forderte innerhalb von zwei Jahren die Auflösung des Übungsluftraums "TRA Lauter". "Niemand muss über dieser dicht besiedelten Region mit Kampfjets üben, auch nicht die Air Base Spangdahlem und der Fliegerhorst Büchel", sagte Marzen. Wie zivile Wochenpendler könnten diese Piloten montags an einen Fliegerhorst an der Nordsee fliegen, über der Nordsee üben und freitags wieder zurückkommen.

Als Sofortmaßnahme innerhalb eines Monats forderte Marzen, dass die TRA Lauter nur noch so stark genutzt wird wie andere Übungslufträume in Deutschland. Zudem verlangte er, dass Überschallflüge, Abendübungen nach 18 Uhr und Übungen unterhalb von 3000 Metern in der Region sofort eingestellt werden. "Der besonders belastende Abendlärm nach 18 Uhr ist von einer gelegentlichen Erscheinung zum Regelfall geworden", so Marzen. Die Anzahl der Überschallknalle sei deutlich gestiegen.

Mittelfristig solle der Übungsluftraum TRA Lauter innerhalb eines halben Jahres drastisch verkleinert werden, auch aus touristischen Gründen. "Die Verkleinerung würde selbst denen helfen, die immer noch unter der TRA leben, denn die schiere Größe der TRA ist mit dafür verantwortlich, dass sie so beliebt ist", sagte Marzen.

Oberflächlich gesehen habe Bouillon (CDU ) keine rechtliche Handhabe, gegen den Fluglärm vorzugehen. Allerdings verweist Marzen auf das Diskriminierungsverbot des Grundgesetzes und das Recht der Bürger auf Lärmschutz. "Ich traue es ihm zu, sich durchzusetzen, weiß aber nicht, wie weit er zu gehen bereit ist", sagte Marzen über Bouillon . Der Lärm sei ein Standortnachteil des Saarlands und torpediere einen sanften Erholungstourismus.

Verkehrsministerium und Lobby der zivilen Luftfahrt seien extrem stark, schließlich hätten sie die TRA Eifel schließen können, weil sie im Weg gewesen sei. "Die TRA Lauter ist im Prinzip auch im Weg und verhindert sicherere, überkreuzungsfreie und direkte, spritsparende Routen", so Marzen. "Da würde Klaus Bouillon bei der zivilen Flugsicherung und beim Verkehrsministerium offene Türen einrennen." Militärische Übungslufträume über dicht besiedeltem Land seien ein "menschenverachtender Anachronismus aus dem Kalten Krieg".

 Die Belastung durch den Lärm militärischer Übungsflüge – hier ein Kampfjet über der St. Wendeler Basilika – hat nach Angaben von Betroffenen im vergangenen Jahr zugenommen. Foto: atb

Die Belastung durch den Lärm militärischer Übungsflüge – hier ein Kampfjet über der St. Wendeler Basilika – hat nach Angaben von Betroffenen im vergangenen Jahr zugenommen. Foto: atb

Foto: atb

Zum Thema:

Der militärische Fluglärm steht im Mittelpunkt eines Treffens von Innenminister Klaus Bouillon (CDU ) mit Vertretern des Verteidigungsministeriums am Freitag in Saarbrücken . Bouillon will erreichen, dass die Region entlastet wird, hat aber bereits durchblicken lassen, dass er dies nicht erzwingen kann. Für das Verteidigungsministerium wird Drei-Sterne-General Eberhard Zorn, der Leiter der für die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr zuständigen Abteilung "Führung Streitkräfte", verhandeln. Zorn ist gebürtiger Saarbrücker und seit Kurzem Saarland-Botschafter. kir

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