Mittler zwischen Kulturen und Generationen

Saarbrücken · Ibrahima Ndiaye alias Ibou kam 1987 aus dem Senegal nach Saarbrücken. Er ist ein vielbeachtetes Multi-Talent, hat bereits sechs Bücher veröffentlicht – und kommt besonders bei Kindern gut an.

 Mit Kindern kann Ibou super umgehen. Foto: Regina Riepe

Mit Kindern kann Ibou super umgehen. Foto: Regina Riepe

Foto: Regina Riepe

Wenn man wissen will, was Ibou macht, muss man nur ins Internet schauen. Da wimmelt es nur so von Youtube-Filmchen, die begeisterte Zuschauer bei seinen Auftritten aufgezeichnet haben. In einem sieht man den aus Senegal stammenden Multi-Künstler, wie er auf einer großen Bühne vorm Schokoladenmuseum einer Kölner Menschenmenge von seinen ersten Erlebnissen mit der saarländischen Sprache erzählt. "Joo, wart mo grad, oh leck ej", bekam der an der Sprache Goethes geschulte Germanistikstudent als Antwort zu hören, als er einen Passanten am Saarbrücker Hauptbahnhof nach dem Weg zur Saaruferstraße fragte.

Lang ist's her. 1987 kam Ibou aus Afrika an die Saar, wurde hier heimisch und machte sich als begnadeter Geschichtenerzähler, Musiker und Vermittler zwischen den Kulturen einen Namen. Heute erwischt man Ibrahima Ndiaye, wie er richtig heißt, nur noch selten in Saarbrücken . Denn er ist meistens auf Tour. "Im Sommer haben Afrika-Festivals Hochsaison", erzählt Ibou.

Rund zehn solche Festivals hat er gerade absolviert, in Köln, Stuttgart, Osnabrück, im österreichischen Minnig, auch in Würzburg, wo er diesmal den Preis für den besten Künstler des Festivals bekam. "Ich arbeite da meist als Moderator und als Geschichtenerzähler oder auch Kabarettist", erklärt er.

Auch als Schriftsteller ist Ibou viel gefragt. Auf Einladung von Goethe-Instituten, Ministerien und Stiftungen las und erzählte er jüngst etwa in Lettland, Portugal und Südafrika. Sechs Bücher hat er geschrieben. Das neuste, "Dikum, Dakum" wurde in vier Sprachen übersetzt. Das Bilderbuch für Kinder, das anhand von Tieren in der Wüste schildert, dass man gemeinsam mehr erreicht als allein, sei sogar Pflichtlektüren in den Schulen von Ruanda, berichtet der Autor stolz. Im Juni 2013 stand es auf der weltweiten Bestenliste für Kinderbücher als Buch des Monats, mit dem man ihn zu vielen Kinderbuchmessen einlud. Mit Kindern kann Ibou besonders gut. "Sie merken sofort, ob jemand ihnen nur etwas verkaufen will, oder sich Zeit nimmt und ihnen etwas geben will", weiß er. "Ich bringe immer Zeit mit, und das merken gerade die Kinder, die vielleicht etwas langsamer sind und sonst zu kurz kommen", hat er festgestellt.

Bei seinen Lesungen erzählt ihnen Ibou oft eigene Kindheitserlebnisse aus dem Senegal . Die Wirkung: Selbst die stillsten Kinder würden dann anfangen, auch von sich zu erzählen, oft zur Verblüffung ihrer Lehrer. "Die Kinder wollen mir dann zeigen, dass sie ganz Ähnliches erlebt haben, dass wir gar nicht so verschieden sind, trotz der Verschiedenheit unserer Kulturen", sagt Ibou. Begeistert lernen sie dann ein paar Sätze in seiner Muttersprache Wolof zu sprechen oder auch zu singen und nebenbei noch etwas über afrikanische Werte und Tugenden.

Von seinem Talent als kultureller Vermittler hat auch die Deutsche Welle längst erfahren. Seit 2010 erarbeitet Ibou für sie als Autor und Komponist Bildungsprogramme , die weltweit im Radio ausgestrahlt werden.

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