Mit scharfer Kritik hat der Fraktionsvize der Landtags-Grünen, Klaus Kessler , die erneute Forderung von Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD ) nach einem Rechtsanspruch auf einen Platz in einer echten Ganztagsschule (die SZ berichtete) kommentiert. "Wie es scheint, lässt Bildungsminister Commerçon keine Gelegenheit mehr aus, um den Bürgerinnen und Bürgern in Sachen Ganztagsschulausbau Sand in die Augen zu streuen", erklärte Kessler gestern. Es stehe außer Frage, dass ein Rechtsanspruch auf einen Platz in einer echten, so genannten gebundenen Ganztagsschule "das Idealziel wäre". Doch um dieses zu erreichen, müsste das Saarland auch in der Lage sein, jedem Schüler einen Platz in einer solchen Schule anzubieten, betonte Kessler, der von 2009 bis 2012 Schulminister der CDU /FDP/Grünen-Koalition und davor Chef der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Saarland war. "Dazu hätte Minister Commerçon jedoch schon längst die Weichen stellen und einen mit den Schulträgern abgestimmten Stufenplan erarbeiten müssen", sagte Kessler. Fest stehe, dass Commerçon kein Konzept für den Ausbau der echten Ganztagsschule, mit pädagogischen Inhalten von 8 bis 16 Uhr, habe. Dazu gehöre auch ein Anreizsystem für die Schulen, die sich schwer damit täten, Anträge zur Umwandlung in eine echte Ganztagsschule zu stellen, stellte Kessler fest.

"Stattdessen setzt er jetzt, kurz vor Ende der Legislaturperiode, Seitenhiebe gegen die CDU ", so Kessler. Das lenke davon ab, dass Commerçon einen "konsequenten Ausbau der gebundenen Ganztagsschule nicht gegen den Koalitionspartner CDU " habe durchsetzen können. Laut einer Bertelsmann-Studie besuchten nur 6,9 Prozent der Saar-Schüler eine echte Ganztagsschule. Im Bundesdurchschnitt seien es 17,6 Prozent, so Kessler. CDU und SPD hatten 2012 im Koalitionsvertrag 25 echte Ganztagsschulen bis 2017 versprochen. Heute gibt es nur 17 davon.