Petersburg, Berlin, Paris

Saarbrücken · Der Saarbrücker Bildhauer Martin Steinert kommt voran mit seinem Projekt „Wooden Cloud“ und plant auch weitere große Projekte.

Manchmal hat man eine gute Idee, und auf einmal öffnet sich die Welt. So ähnlich geht es derzeit dem Saarbrücker Bildhauer Martin Steinert. Seine Skulpturen, die er aus Dachlatten zusammenzimmert, erfreuen sich großer Beliebtheit an vielen Orten. Und seit er die Idee geboren hat zu "Wooden Cloud - Architektur der Wünsche", ist er viel in der Welt unterwegs. "Wooden Cloud" nahm im letzten Jahr seinen Anfang in der Saarbrücker Johanneskirche - eine temporäre Steinert-Skulptur, gebaut aus simplen Dachlatten, auf die die verschiedensten Menschen ihre Wünsche für sich, für die Welt, für die Zukunft geschrieben hatten. Von Anfang an ist "Wooden Cloud" dabei als Weltumspannendes Projekt erträumt worden. Martin Steinert will es in möglichst vielen Großstädten realisieren. Und das scheint zu gelingen.

"Die Begeisterung ist groß", erzählt Steinert im SZ-Gespräch. Im April war er nach St. Petersburg eingeladen, wo er viele spannende Begegnungen hatte. "Die Leute sind so interessiert an allem". Die Inhaberin seines Hotels machte sich sogar kurzerhand zu seiner Managerin und Dolmetscherin und organisierte alle möglichen Treffen. Wenn alles gut geht, wird die erste "Wooden Cloud" nach Saarbrücken in ein paar Wochen in St. Petersburg gebaut. "Der Direktor des großen Petersburger Sommer-Kunstfestivals will die Skulptur in seinem Programm haben", sagt Steinert. Nach derzeitiger Planung könnte Steinert seine Architektur der Wünsche mitten in der Peter-und-Paul-Festung bauen. Ein paar organisatorische Fragen sind noch offen. Und ums Thema Zensur wird noch gerungen. Denn zwar verbaue er in seiner Wunsch-Wolke natürlich keine Sprüche wie "Ich wünsche Angela Merkel den Tod". Aber ansonsten sollen die Menschen frei sein in ihren Wünschen. Da sei in Russland noch Diskussionsbedarf, meint Steinert. Aber grundsätzlich richtet er sich darauf ein, ziemlich kurzfristig nach Petersburg zu fliegen.

 Martin Steinert im letzten Sommer beim Bau seiner „Wooden Cloud“ in der Johanneskirche. Foto: Dietze

Martin Steinert im letzten Sommer beim Bau seiner „Wooden Cloud“ in der Johanneskirche. Foto: Dietze

Foto: Dietze

Eile tut auch Not, denn schon im August ist der Bildhauer mit einem großen Projekt in Bochum, wo er in der Kirche Christ-König eine große Holzskulptur bauen soll. Eine aus Latten gezimmerte riesige Kugel wird er durch den leeren Kirchenraum rollen lassen. Gleich danach arbeitet er an einem privaten Kunst-am-Bau-Auftrag im Saarland. Zwei Projekte, die zur Abwechslung auch mal angemessen bezahlt werden, wie er sagt. Denn "Wooden Cloud" ist zunächst ja noch ein Vorschuss-Geschäft. Die Sponsoren-Werbung hat Steinert noch nicht wirklich intensiv in Angriff genommen. "Wenn Petersburg läuft, wird es sicher einfacher sein, Unterstützer zu finden", meint er. Zumal die nächsten Stationen schon anstehen. Im Frühling wird es die Architektur der Wünsche in Berlin geben. Da seien die Absprachen schon ziemlich konkret. "Und jetzt wurde auch aus Paris Interesse signalisiert", erzählt er. Petersburg, Berlin, Paris - eine geschichtsträchtige Achse, verbunden durch die Wünsche ihrer Bewohner. Das käme der Verwirklichung der Wünsche des Künstlers selbst schon ziemlich nahe.

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