Drogenhilfezentrum soll ausgebaut werden

Saarbrücken · Mit einem neuen Konzept reagiert Sozialstaatssekretär Kolling auf die hohe Zahl der Drogenopfer. Das Drogenhilfezentrum mit Druckraum soll zum Beratungs- und Hilfezentrum erweitert werden.

Die Zahlen sind alarmierend: 27 Menschen starben im Jahr 2016 infolge ihres Drogenkonsums, 2015 zählte die Polizei 19 Drogentote. Für den Zeitraum von 2004 bis 2014 weist die Statistik insgesamt 132 Todesopfer aus, die mit Missbrauch von Betäubungsmitteln (BTM), meist Heroin, erklärt, wurden. Auf diese Entwicklung und die Erkenntnis, dass die Zahl der Nutzer harter Drogen steigt, reagiert Sozial- und Gesundheitsstaatssekretär Stephan Kolling (CDU ) mit einem neuen drogenpolitischen Konzept, das gemeinsam mit dem 2015 einberufenen Suchtbeirat erarbeitet wurde. In diesem Gremien sind neben Land, Stadt Saarbrücken und Kreisen auch Träger von Hilfeeinrichtungen vertreten. Kolling ist Drogenbeauftragter der Landesregierung. Gegenüber unserer Zeitung bestätigte er, dass insbesondere die Hilfestrukturen für Betroffene verbessert und aktualisiert werden sollen. Weitere Schwerpunkte seien der Ausbau der Präventionsangebote und die regelmäßige Aufarbeitung sowie die Beobachtung des Drogengeschehens und des Konsumverhaltens. Konkret stellt Kolling beispielsweise fest: "Die Zahl der Cannabiskonsumenten hat sich drastisch erhöht. Über 10 000 gibt es im Saarland." Der Gesundheitspolitiker warnt in diesem Zusammenhang: "Je jünger der Konsument ist, desto größer sind die Gefahren eines dauerhaften Schadens. Vor allem führt der Konsum in vielen Fällen zum Einstieg in härtere Drogen."

Zwischen 90 und 130 Klienten werden täglich im so genannten Druckraum des Drogenhilfezentrum (DHZ) in der Saarbrücker Brauerstraße gezählt. Hier können sich Abhängige, die sich haben registrieren lassen, quasi unter Aufsicht spritzen. Geschäftsführer des gemeinnützigen DHZ ist Armin Spaniol. Er sagt, viele der DHZ-Klienten seien als Mischkonsumenten bekannt.

Abhängige, die unter ärztlicher Kontrolle substituiert werden, also mit Drogenersatzstoffen wie Methadon behandelt werden, haben keinen Zugang zum Druckraum. Genau hier will Kolling ansetzen. Es sei bekannt, dass manche Drogenpatienten , die vom Arzt etwa vormittags ihre Methadondosis erhalten, später zusätzlich Drogen konsumierten. Deshalb plädiert Kolling dafür, dass der Druckraum im DHZ zumindest probeweise auch für Substituierte geöffnet werde. Kolling: "Wir müssen die Druckraumverordnung ändern." In Hessen und Nordrhein-Westfalen gebe es ähnliche Änderungen, die erfolgreich angelaufen seien.

Kolling vertritt zudem den Standpunkt, das 1992 gegründete DHZ, das vom Land, dem Regionalverband und der Stadt finanziell getragen wird, sei "räumlich und von der Ausstattung her nicht mehr zeitgemäß". Ziel müsse es sein, an einem zentralen Standort wie etwa dem jetzigen in Saarbrücken , die Angebote des Drogenhilfezentrums, der Substitution, die von elf Fachärzten praktiziert wird, sowie der psychosozialen Betreuung und Begleitung "mit allen Partnern und Akteuren" neu aufzustellen. Ein weiterer Vorteil: Die Arbeit der einzelnen Präventionsfachstellen könne gezielt ergänzt werden.

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