Weiter viele Opfer häuslicher Gewalt

Saarbrücken · In den eigenen vier Wänden glaubt man sich in der Regel sicher, doch oft genug ist das nicht der Fall: Die Zahl der Opfer häuslicher Gewalt im Saarland nimmt offenbar nicht ab.

Die Beratungs- und Interventionsstelle für Opfer häuslicher Gewalt im Saarland verzeichnet mit 801 gemeldeten Fällen im Jahr 2013 und 796 Fällen im vergangenen Jahr eine gleich bleibend hohe Inanspruchnahme. Das geht aus dem Jahresbericht 2013/14 des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) hervor, der gestern vorgestellt wurde. Damit wenden sich rund ein Drittel der insgesamt bei der saarländischen Polizei registrierten Opfer häuslicher Gewalt an die Beratungsstelle, wie deren Leiterin Christine Theisen gestern mitteilte. "Die Dunkelziffer dürfte allerdings deutlich höher sein", so Theisen. In rund 94 Prozent der Fälle seien die Opfer Frauen . Bei rund einem Viertel der Opfer handelt es sich um Migrantinnen, die vornehmlich aus Russland und der Türkei stammten. In mehr als der Hälfte aller Fälle lebten Kinder im Haushalt der Betroffenen. Kinder können durch das Miterleben der Gewalt psychische Schäden davontragen. Nach Angaben Theisens üben die Täter in rund 20 Prozent aller Fälle wiederholt Gewalt aus. Die Arbeit der saarlandweiten Interventionsstelle wird zu 90 Prozent aus Landesmitteln bestritten. Träger der Einrichtung in der Richard-Wagner-Straße 17 in Saarbrücken sind der SkF und der Caritas-Verband. In den weitaus meisten Fällen erfolge die Vermittlung der Betroffenen an die Beratungsstelle durch die Polizei , die dafür zuvor das Einverständnis der Opfer einhole.

Die Opfer häuslicher Gewalt stammen "aus allen Gesellschafts- und Bildungsschichten", erklärte Theisen. Opfer seien meist "junge Frauen ohne finanzielle Mittel" oder "Frauen ab 40 mit gutem Bildungsstand". Die meisten Fälle häuslicher Gewalt im Saarland registriert die Beratungsstelle im Regionalverband Saarbrücken sowie in der Landeshauptstadt.

Auch bei der Schwangerschaftsberatung der SkF sei die Nachfrage gleich bleibend hoch, so die SkF-Vorsitzende Gaby Schäfer . Die SkF unterhält Schwangerschaftsberatungsstellen in Saarbrücken , Neunkirchen und St. Wendel. Allein in der Beratungsstelle in Neunkirchen suchten im vergangenen Jahr 644 Frauen um Hilfestellung. Insgesamt angestiegen sei bei der Schwangerschaftsberatung der Anteil ratsuchender Flüchtlinge und Menschen ohne Anspruch auf Sozialleistungen und ohne Krankenversicherungsschutz.

Das Elisabeth-Zillken-Haus in Saarbrücken , eine stationäre Einrichtung für Mädchen, Frauen und deren Kinder in Notlagen, bietet seit 2013 auch Eingliederungshilfen für psychisch kranke Frauen an. Zudem ermöglicht es ein ambulant betreutes Wohnen für Frauen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten sowie ambulante Hilfen zum selbstbestimmten Leben und Wohnen für seelisch behinderte Frauen .

skf-saarbrücken.de

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