Bunte Zeichen im Stadtbild

Saarbrücken · Städter ohne eigenen Garten können sich in Saarbrücken dennoch gestalterisch betätigen. Die Verwaltung freut sich über jeden Paten, der Baumscheiben pflegt und säubert. Der Spareffekt ist nicht erwähnenswert, es gewinnt aber die Ästhetik des Gesamtbildes.

 Rund 200 Baumpaten sorgen für ein schöneres Stadtbild, hier zum Beispiel in der Seilerstraße (links). Die beiden anderen Fotos sind am Staden entstanden. Foto: Michel/Stadt Saarbrücken

Rund 200 Baumpaten sorgen für ein schöneres Stadtbild, hier zum Beispiel in der Seilerstraße (links). Die beiden anderen Fotos sind am Staden entstanden. Foto: Michel/Stadt Saarbrücken

Foto: Michel/Stadt Saarbrücken

Dönerreste, leere Sektflaschen, von Hundehaufen ganz zu schweigen - wenn Beate Manrig morgens zu "ihrem" Patenbaum in der St. Johanner Rosenstraße kommt, ist immer Dreck wegzuräumen und wäre stets Grund, über rücksichtslose Zeitgenossen zu klagen. Die junge Unternehmerin, die hier ihren Laden "Roter Faden" betreibt, sieht die Herausforderung aber gerade darin, immer weiterzumachen und nicht zu jammern. Manrig: "Es ist wichtig fürs Stadtbild, man setzt ein Zeichen."

Beate Manrig ist eine von etwa 200 Saarbrücker "Baumpaten". Genau genommen kümmern sich diese Personen nicht direkt um die Bäume. Vor allem will ihnen keiner einen Baumschnitt zumuten, das bleibt Sache der Profis. Die Baumpaten übernehmen vielmehr die Fürsorge für die Baumscheibe oder das Beet um den Baum herum. Sie bepflanzen die wenigen Quadratmeter nach eigenem Stilempfinden, halten diese Ecke in Ordnung, und da sie ihre Kleingärten auf öffentlichem Grund naheliegenderweise auch wässern, hat auch der Baum etwas davon und das Amt für Stadtgrün und Friedhöfe wird entlastet. Einen nennenswerten Spareffekt sieht Abteilungsleiter Volkmar Schulz allerdings nicht, der große Gewinn liege im ästhetischen Bereich. Je mehr ehrenamtliche Baumpaten, desto schöner und bunter werde das Stadtbild. Wer mit wachem Auge durch die Stadt geht, wird in vielen Quartieren die Arbeit der Baumpaten entdecken. Die meisten lieben es, in Üppigkeit und Buntheit zu schwelgen. Zwischen den "Gartenschau"-Inseln findet man aber stets auch zurückgenommene oder "Öko"-Arrangements.

Beate Manrig ist sozusagen eine Idealbesetzung für die Baumpatenschaft: etwas ausgefallener moderner Geschmack, jeden Tag am Ort und mit dem befreundeten Gartenbauer Ben Krebs auch noch einen vorzüglichen Gestalter und Berater an der Hand. Derzeit finden sich in Beate Manrigs Beet unter anderem Pfingstrosen, Rhododen dron, Hahnenfuß und zwei Kunstwerke, nämlich Säulen aus Holz.

Klassisch gestaltet Heidi Werner "ihre" Verkehrsinsel an der Ecke Max-Ophüls-Platz/Seilerstraße. Die Rentnerin sät gern "Sommerwiesen"-Samen und setzt im Herbst Tulpenzwiebeln. Dauergast im Beet ist Buchs, und im Herbst werden empfindliche Pflanzen zum Kälteschutz abgedeckt. Die leidenschaftliche Gärtnerin "braucht große Toleranz", um die Diebstähle und Beschädigungen wegzustecken, mehr als ein Ausgleich sind für sie die vielen anerkennenden Worte von Nachbarn und Passanten.

"Die Baumscheibe vor dem Haus ist für viele Stadtbewohner das Gärtchen vor der Haustür, der Vorgartenersatz, das eigene Stück Erde, mit dem sie sich identifizieren", weiß Ursula Michel, gelernte Landschaftsarchitektin, die beim Amt für Stadtgrün die Baumpatenschaften betreut. Nach ihrer Beobachtung befruchten die Patenschaften nicht nur den fachlichen Austausch und die Kreativität der Bevölkerung. Es entstehen auch wertvolle soziale Kontakte. Als vorbildlich gilt etwa die Arbeit von Bettina Caspers-Selzer vom Stadtteilbüro Alt-Saarbrücken, die 16 Baumpaten betreut, darunter viele ältere Leute.

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Baumpaten gehen mit der Stadt schriftlich eine befristete "Grünflächen-Patenschafts-Vereinbarung" ein. Sie verpflichten sich, die Baumscheibe zu pflegen und Aufsicht zu führen, das heißt, bei Beschädigungen das Amt zu verständigen. Bei Erdaustausch und sonstigen Erfordernissen helfen die Experten vom Amt gern. Ein Bonbon für alle neu Entschlossenen: Es gibt kostenlos das vorzügliche neue Buch über die Saarbrücker Straßenbäume im Wert von 25 Euro. Info bei Ursula Michel, Tel. (06 81) 9 05-14 73, ursula.michel@saarbruecken.de. wp

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