„Ich wurde noch nie in meinem Leben so behandelt!“

Saarbrücken · Zwei Männer aus Idar-Oberstein sagten gegen den wegen Körperverletzung im Amt angeklagten Kommissar aus. Der Beamte räumte ein, einen 36-Jährigen am Boden fixiert zu haben, indem er ihm seinen Fuß ins Gesicht drückte.

Der Tankstelleninhaber (36) aus Idar-Oberstein war mit seinem Lebenspartner, einem Mann (40) aus der Sicherheitsbranche , an Wochenenden Stammgast in Saarbrücken . Seit 9. Februar 2014 meidet das schwule Paar die Landeshauptstadt. Den Grund dafür gaben beide am Freitag vor dem Schöffengericht am Saarbrücker Amtsgericht zu Protokoll: Angst, dass sich eine brutale Begegnung mit einer Polizeistreife wiederholen könnte.

Beide Männer wurden, so steht es in der Anklageschrift, Opfer des angeklagten Kommissars M. (31). "Ich wurde noch nie in meinem Leben so behandelt", sagte der 36-Jährige. Er äußerte die Vermutung, dass die Homosexualität der Grund für den Übergriff war, was der Kommissar aber bestritt.

Im Kern weitgehend übereinstimmend schilderten beide Opfer, wie aus ihrer Sicht eine Kontrolle morgens gegen acht Uhr auf einem Supermarktparkplatz in der Saarbrücker Mainzer Straße ablief. Der Kommissar riss demnach die Fahrertür auf, forderte Führerschein und Fahrzeugpapiere. Er griff den 36-Jährigen an Hals und Arm. Der Fahrer wurde aufgefordert, sich auf den nassen Asphalt zu legen, was er ablehnte. Als der Mann aus dem Wagen stieg, wurden ihm die Hände eng auf dem Rücken gefesselt. Mit einem Beinstoß wurde er zu Boden geworfen, lag mit dem Gesicht auf dem Asphalt. Der Polizist soll dann seinen Fuß auf das Gesicht des Opfers gestellt und den Fuß noch mit Druck bewegt haben. Salziges Tauwasser von den Sohlen sei dem Mann dabei in die Augen gelaufen.

Der Kommissar rief Verstärkung, die den verletzten Fahrer zur Dienststelle brachte. Der Beamte selbst und sein Streifenpartner, der dem Geschehen angeblich fast tatenlos zuschaute ("Der stand da wie ein Mauerblümchen"), fuhren mit dem gefesselten Beifahrer in die Inspektion. Auf der Fahrt drückte der Angeklagte auf dem Rücksitz den Kopf des Mannes gegen die Seitenscheibe. In der Dienststelle wurde der 40-Jährige von dem Kommissar in ein Büro gestoßen, so dass er zu Boden fiel. Dies soll die Revanche für eine Beleidigung gewesen sein. Der Kommissar räumte den Vorfall ein, sagte auf Nachfrage von Richter Markus Kehl, der Stoß sei unnötig gewesen.

"Wir hatten absolut nichts gemacht, wurden aber behandelt wie Schwerverbrecher", klagten beide Männer. Ihnen sei später gesagt worden, sie seien verwechselt worden. Der Kommissar schilderte den Zwischenfall als Reaktion auf eine Widerstandshandlung. Er hatte dem 36-Jährigen, dessen Verletzungen ärztlich attestiert und mit Fotos dokumentiert sind, Schmerzensgeld angeboten.

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