Hooligans im Visier der Polizisten an der Grenze

Saarbrücken · Auf dem Fußballplatz treten Deutsche und Franzosen heute Abend gegeneinander an. An der binationalen Kontrollstelle an der Goldenen Bremm in Saarbrücken spielen dagegen alle Beamten im selben Team und mit einem gemeinsamen Ziel: dass die EM bis zum Ende friedlich bleibt.

 Am Grenzübergang freuen sich deutsche und französische Beamte auf die heutige Partie. Foto: Maurer

Am Grenzübergang freuen sich deutsche und französische Beamte auf die heutige Partie. Foto: Maurer

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Schwarz-rot-golden angemalte Gesichter, Deutschland-Flaggen und Trikots - diese Bilder wird es heute Abend aus Marseille geben, wo die deutsche Fußballnationalmannschaft auf Gastgeber Frankreich trifft. Dafür dass es auch außerhalb des Stadions bei solchen friedlichen Bildern bleibt, haben auch Beamte aus Saarbrücken und Lothringen gesorgt. Seit gestern Nachmittag und bis tief in die Nacht haben die Beamten der Bundespolizei und ihre französischen Kollegen an der Goldenen Bremm und am Saarbrücker Hauptbahnhof verstärkt kontrolliert. Im Fokus der Grenzpolizisten: gewaltbereite Fans.

"Wir wollen Straftaten in Frankreich verhindern und das Ansehen Deutschlands bewahren, dass es nicht durch Bilder von deutschen Hooligans beschädigt wird", erklärt Polizeioberkommissar Jürgen Glaub. Bisher wurden 14 Menschen daran gehindert, während der EM, nach Frankreich zu reisen. Diese Ausreiseuntersagung ist meistens auf die Dauer des Spiels befristet und erfolgt nur, wenn es Hinweise auf eine konkrete Gefahr gibt. "Bei einem Verdacht kontaktieren wir zum Beispiel die Dienststelle des Heimatortes und fragen, ob diese Person bereits in Zusammenhang mit Fußballspielen negativ aufgetreten ist", erklärt Glaub. "Auch das Auto kann durchsucht werden. Findet man dort Waffen oder zum Beispiel Sturmhauben, können wir die Ausreise verhindern", fügt Peter Fuchs , Bundespolizeidirektor aus Bexbach hinzu. 33 Menschen, deren Namen zwar noch im System stehen, aber bei denen nichts dafür sprach, dass sie jetzt nach Frankreich reisen, um dort zu randalieren, durften weiterreisen, wurden aber von den Polizisten gezielt angesprochen. "Besitzen sie ein Ticket für das Spiel, kopieren wir es. Kommt es im Stadion zu Krawallen, können wir unseren französischen Kollegen vor Ort schnell mitteilen, ob diese Person im betroffenen Block gesessen hat", sagt Fuchs. Viele würden erst Straftaten begehen, wenn sie den Eindruck hätten, man könnte sie danach nicht ausfindig machen. Gemeinsame Kontrollen sind für die saarländischen Bundespolizisten und die französischen Kollegen der Grenzpolizei aus Forbach Routine. Auch im Umgang mit Fußballfans funktioniert das Duo. "Wir hatten eine ähnliche Situation als Frankfurt in der Europa-League gegen Bordeaux gespielt hat", gibt Patrick Hoen ein Beispiel.

Geplant sind die verstärkten Maßnahmen auch für Sonntag. "Das wird aber nicht nötig sein. Deutschland kommt nicht ins Finale, sondern Frankreich", scherzt Hoen. Im gemeinsamen Kommissariat schlagen zwei Fußballherzen. Während Hoen vom Sieg der "Bleus" überzeugt ist, hat sein deutscher Kollege Thomas Antonius Stauter einen ganz anderen Tipp - nämlich 4:0 für die "Mannschaft". Philippe Gerhardt ist skeptisch: "Die Deutschen sind Weltmeister, aber wir sind auch nicht schlecht. Vielleicht wird's am Ende doch eine Glücksache." Am besten sollten die Tore während der zweiten Halbzeit fallen. Die erste halbe Stunde wird er auf dem Heimweg im Radio verfolgen, Dienstschluss ist um 21 Uhr. Eine enge Partie sagt auch Peter Fuchs für heute voraus: "Elfmeterschießen und dann gewinnt Deutschland." Hier hätten alle dieses Duell am liebsten als Finale erlebt. Aber egal wer heute weiter ist, freuen werden sie sich alle - und zwar über friedliche Fanbilder im Fernsehen.

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