Polizei testet Unfallaufnahme mit dem Tablet

Saarbrücken · Den Beamten soll es zeitliche Entlastung bringen und den Bürgern mehr Polizeipräsenz auf den Straßen: Nach einmonatigem Test der digitalen Unfallaufnahme in Saarlouis reifen die Pläne für einen saarlandweiten Einsatz.

 Sandra Bauer und Dominik Paul von der Polizei in Saarlouis nutzen die neue Technik bei Verkehrsunfällen bereits – gestern demonstrierten sie dies vor der Staatskanzlei in Saarbrücken. Foto: daniel Kirch

Sandra Bauer und Dominik Paul von der Polizei in Saarlouis nutzen die neue Technik bei Verkehrsunfällen bereits – gestern demonstrierten sie dies vor der Staatskanzlei in Saarbrücken. Foto: daniel Kirch

Foto: daniel Kirch

Rummms! Zwei Autos sind mitten im Saarlouiser Stadtverkehr zusammengekracht. Als die Polizei zur Unfallaufnahme eintrifft, zücken die Beamten einen Tablet-PC und tippen die Daten der Unfallbeteiligten, ihrer Fahrzeuge und der Straßenverhältnisse ein. Sekunden später landen die erfassten Daten per App automatisch im Polizeisystem Poladis.

Es ist ein Pilotprojekt, das seit einem Monat von der Polizeiinspektion Saarlouis getestet wird und die Beamten von aufwendiger Papierarbeit entlasten soll, wie Innenminister Klaus Bouillon (CDU ) gestern bei der Vorstellung des Projekts erklärte. Bisher üblich ist, dass Polizisten einen Unfall handschriftlich in einen Block notieren und das Ganze später auf der Wache noch einmal in den Polizeicomputer tippen. Die durch die digitale Unfallaufnahme per Tablet oder Smartphone eingesparte Zeit soll künftig "in den Schutz der Bürger investiert werden", sagt Bouillon. Die Polizei könne so "eine höhere Präsenz auf den Straßen zeigen".

Genutzt wird die gemeinsam von Industrie, Verwaltung und dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Saarbrücken entwickelte Idee zur mobilen Unfallaufnahme nur bei "einfachen" Verkehrsunfällen (also ohne Personenschäden, schwerwiegende Sachschäden, Alkoholeinfluss der Fahrer oder eine Straftat). Von den jährlich rund 33 000 Unfällen im Saarland sind dies 28 000.

Die Erfahrung mit der mobilen Unfallaufnahme, die die Polizeiinspektion Saarlouis während des vergangenen Monats gemacht hat, sei überwiegend positiv, erklärte Landespolizeipräsident Norbert Rupp gestern. Ausgestattet mit drei Tablet-PCs und zwei Smartphones hätten die Beamten 40 und damit rund ein Drittel aller Unfälle digital erfasst. Zwar müsse das System hier und da noch nachgebessert werden, aber die Zeitersparnis sei bereits spürbar. Das DFKI will das Konzept auf dem nationalen IT-Gipfel nächste Woche in Saarbrücken vorstellen. Und Innenminister Bouillon plant, es im nächsten Jahr saarlandweit einzuführen.

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Hintergrund Kritik an der geplanten Ausweitung der Videoüberwachung im Saarland hat Innenminister Klaus Bouillon (CDU ) gestern zurückgewiesen. Es sei "ohne jeden Zweifel sinnvoll, gefährliche Orte mit Kameras zu überwachen". Allerdings werde man sehr genau prüfen, wo der Einsatz rechtlich auch möglich ist. Bei den 105 Standorten im Saarland, die die Polizei dafür empfohlen hatte (wir berichteten), sei dies juristisch wohl "nicht immer möglich", so Bouillon. Auf einer Prioritätenliste seines Ministeriums stünden derzeit 36 in frage kommende Standorte ganz oben, 46 Standorte hätten eine nachgeordnete und 23 eine untergeordnete Priorität. Die Landtagsopposition hatte die Pläne Bouillons harsch kritisiert. Auch der Koalitionspartner SPD ließ Zweifel an der Notwendigkeit von insgesamt 105 Überwachungsstandorten im Saarland erkennen. jos

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