Stadt sieht „kein Fehlverhalten“ beim Stadion

Saarbrücken · Saarbrücker Stadtrat soll am 9. März entscheiden, wie es mit der Ludwigspark-Sanierung weitergeht.

 Was passiert mit dem Ludwigsparkstadion? Am 9. März kommt der Stadtrat zusammen, um über die weitere Vorgehensweise zu entscheiden. Die Möglichkeiten reichen von der Weiterführung der geplanten Sanierung bis hin zur kompletten Neuplanung.

Was passiert mit dem Ludwigsparkstadion? Am 9. März kommt der Stadtrat zusammen, um über die weitere Vorgehensweise zu entscheiden. Die Möglichkeiten reichen von der Weiterführung der geplanten Sanierung bis hin zur kompletten Neuplanung.

Foto: Becker & Bredel

Der Brandschutz, nur zwei Bieter und damit wenig Konkurrenz, was wiederum zu hohen Preisen führt - der Saarbrücker Baudezernent Heiko Lukas konnte gestern einige Gründe dafür nennen, warum die Sanierung des Ludwigsparkstadions statt 20 nun voraussichtlich 28 Millionen Euro kosten wird. Seine Chefin, Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD), schloss aber eine Ursache für die Kostensteigerung aus - nämlich, dass in der Stadtverwaltung oder einer ihrer Eigenbetriebe Fehler bei der Berechnung gemacht wurden. Man habe das intern geprüft, sagte Britz gestern, und es sei "kein Fehlverhalten zu erkennen".

Britz, Lukas und Sportdezernent Harald Schindel informierten gestern zunächst die Medien, dann den Stadtrats-Sportausschuss und den Ausschuss, der für den städtischen Gebäudemanagementbetrieb zuständig ist, in einer Sondersitzung über den Sachstand zur Stadionsanierung. Am 9. März soll dann der Stadtrat entscheiden, wie es weitergehen soll mit dem Ludwigspark.

Britz sieht drei Möglichkeiten. Erstens: Die Sanierung wird wie geplant durchgezogen. Dazu müsste das Land allerdings möglichst schnell mitteilen, ob die Zusage, das Projekt mit 14,5 Millionen Euro zu fördern, steht. Man führe da "gute Gespräche", sagte der Baudezernent. "Auf der Arbeitsebene", fiel ihm die Oberbürgermeisterin ins Wort. Was bedeutet: Auf der politischen, also auf der Entscheidungsebene hakt es offenbar.

Dass am 26. März Landtagswahl ist, mache die Sache nicht leichter, gab Britz deutlich zu verstehen. Der 1. FC Saarbrücken, der das Stadion als Hauptmieter nutzen wird, habe im Land nicht nur Fans, der Verein werde auch "gehasst", sagte Britz. Dennoch: "Wir dürfen jetzt nicht nur Polit-Theater machen, sondern müssen sachlich zu einer Entscheidung kommen, dazu gehört auch Mut", mahnte sie.

Möglichkeit zwei: Das laufende Vergabeverfahren wird aufgehoben, die Stadionsanierung europaweit neu ausgeschrieben. Das werde zu einer Verzögerung von etwa zwei Jahren führen, hat Lukas ausgerechnet. Damit wäre dass Stadion nicht wie geplant im Sommer 2018, sondern erst 2020 bespielbar. Und eine Garantie, dass das Projekt dadurch billiger wird, habe man natürlich nicht.

Für beide Varianten sei es unumgänlich, dass sich Stadt und Land "gemeinsam auf eine Sonderregelung zur Finanzierung der Mehrkosten außerhalb des laufenden Haushalts verständigen". Das könnte nach SZ-Informationen etwa heißen, dass die dem saarländischen Innenminister unterstellte Kommunalaufsicht einer städtischen Tochtergesellschaft erlaubt, einen Sonderkredit aufzunehmen.

Eine dritte Möglichkeit sei, "das Umbauprojekt komplett abzubrechen und neu zu planen". Das ist für Lukas die schlechteste Variante. Die Baugenehmigungen würden damit nichtig, es sei "unwahrscheinlich, dass so ein zweit- oder drittligataugliches Stadion" gebaut werden kann, und es entstünden neue Planungskosten.

Für die Planung habe man bisher rund vier Millionen Euro ausgegeben, sagte Lukas. 1,5 Millionen Euro seien bereits verbaut worden. Damit habe man noch nicht mehr Geld ausgegeben, als zur Verfügung steht, betonte Britz. Und das Kanalsystem, das davon unter anderem gebaut wurde, sei auch für das angrenzende Wohngebiet auf dem Rodenhof wichtig.

Britz, Lukas und Schindel wollten sich gestern auf keine der drei von ihnen genannten Möglichkeiten festlegen. Man werde das mit den Stadtratsfraktionen beraten, eine Zielrichtung festlegen und dann in neue Verhandlungen mit dem Land eintreten. Wobei klar sei: Man wolle kein zusätzliches Geld aus der Landeskasse, aber ein "zeitnahes Signal", ob das Land zu den 14,5 Millionen steht und einer "Sonderregelung" zur Finanzierung der Mehrkosten durch die Stadt zustimmt.

Kommentar

Mutlosigkeit schadet unserem Land


Von SZ-Redakteur Martin Rolshausen

Es sei "sehr ambitioniert" gewesen, für 20 Millionen Euro das Stadion sanieren zu wollen, sagte Oberbürgermeisterin Charlotte Britz gestern. Man kann auch sagen: Es war feige. Wie beim Vierten Pavillon des Saarlandmuseums wurde politisch gerechnet, so also, dass unterm Strich die Botschaft ans Volk rauskam: Nicht aufregen, so teuer wird das gar nicht. Diese Mutlosigkeit schadet unserem Land. Ein gutes Museum kostet Geld, ein gutes Stadion auch. Wenn man uns Wählern den Sinn solcher Projekte schlüssig erklärt, dann machen wir auch mit. Aber erst kleinrechnen und dann erwarten, dass der Wähler sich nicht veräppelt fühlt, ist wirklich sehr ambitioniert.

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