Schicksalstag für Sparschweine

Saarbrücken · Der Weltspartag wurde beim ersten internationalen Sparkassenkongress im Jahr 1924 beschlossen. 1925 wurde er dann zum ersten Mal begangen und feiert dieses Jahr seinen 91. Geburtstag. Zu diesem Anlass haben wir die Saarbrücker Passanten gefragt, ob sie sparen und für was. Zudem wollten wir wissen, ob das traditionelle Sparschwein in den Haushalten noch zu finden ist.

 Anny-Ellen Reichel aus Saarbrücken am Zählautomaten für Münzen in der Saarbrücker Sparkasse: Das Kleingeld wird in einen Schacht geworfen und dem Konto gutgeschrieben. Möglich ist das für Geldmengen in „sparschweinüblicher“ Menge. Fotos: Becker&Bredel

Anny-Ellen Reichel aus Saarbrücken am Zählautomaten für Münzen in der Saarbrücker Sparkasse: Das Kleingeld wird in einen Schacht geworfen und dem Konto gutgeschrieben. Möglich ist das für Geldmengen in „sparschweinüblicher“ Menge. Fotos: Becker&Bredel

Auch wenn das Sparschwein immer seltener wird - es gibt sie noch, die Sparer und Pfennigfuchser. Für sie ist es an einem Tag im Jahr fast wie Weihnachten - am Weltspartag. In diesem Jahr ist das heute, Freitag, 28. Oktober. Dann öffnen die Banken ihre Türen, damit die Kunden ihr gesammeltes Kleingeld abgeben können.

"Am Weltspartag ist es bei uns immer voll", erzählt Nadine Schuler von der Sparkasse Saarbrücken am Neumarkt. Vor allem viele Kindern kommen an dem Tag, um ihr gespartes Kleingeld einzutauschen und um den Umgang mit Geld ein bisschen zu üben. Meist sind die Großeltern dabei und helfen, die Sparschweine zu schlachten. Am Ende ihres Besuchs dürfen sich die kleinen Sparer dafür ein kleines Geschenk aussuchen, zum Beispiel ein neues Sparschwein oder ein Kuscheltier.

Der Weltspartag hat schon lange Tradition und soll die Bürger nach Angaben der Sparkasse über das Sparen informieren und gleichzeitig die Sparkultur fördern. Viele Saarbrücker versuchen zu sparen, aber die Versuchungen sind oft zu groß, wie einige Saarbrücker in einer SZ-Umfrage erzählten. Das klassische Sparschwein wird immer seltener.

Natürlich können die Kunden das ganze Jahr über ihr Kleingeld in den Banken der Stadt abgeben, aber am Weltspartag ist es etwas ganz Besonderes. Bei der Sparkasse Saarbrücken etwa kommen im Jahresdurchschnitt zwischen 40 und 50 Säcke Kleingeld pro Tag zusammen, sagt Nadine Schuler. Am traditionellen Weltspartag sind es noch viel mehr.

Doch bei aller Tradition - etwas hat sich geändert. Früher brachten die Sparer ihr Kleingeld zur Bank und warfen es in die dafür vorgesehenen Münzautomaten. Diese gibt es inzwischen allerdings nur noch selten. Grund dafür ist nach Angaben der Sparkasse, dass die Firma, welche diese Automaten herstellte, sich aus Deutschland zurückzog. Heute geben die Saarbrücker ihr Geld persönlich an einem Schalter ab. Selber sortieren muss der Kunde es vorher nicht, es gibt spezielle Säcke, Beutel oder Tüten von den Banken , in denen die Münzen abgegeben werden können. Der Beutel wird dann verschlossen, beschriftet und gewogen und danach erst maschinell ausgezählt. Der Betrag wird dem Konto gutgeschrieben, dass der Kunde vorher angegeben hat. Dieser Vorgang dauert meist zwei bis drei Tage, dann ist das Geld auf dem Konto. In den meisten Banken ist dieser Service gebührenfrei, steht jedoch nur Kunden der jeweiligen Bank zur Verfügung.

Aber in einigen wenigen Banken gibt es sie noch, die Münzzählautomaten. Etwa bei der Commerzbank , und zwar je einen Automaten in ihren Filialen in der Kaiserstraße und der Faktoreistraße, wenn auch nur für Kunden der Commerzbank . "Ich versuche zu sparen, aber einen bestimmten Grund habe ich dafür nicht", erzählt Stefanie Busch. Die Versicherungsfachangestellte aus Saarbrücken lässt ihr übriges Geld am Ende des Monats dann einfach auf ihrem Konto und spart es an. "Ein Sparschwein habe ich schon lange nicht mehr. Mein Sohn sammelt jedoch sämtliche Münzsorten und wirft sie in seine vielen kleinen Spardosen", so die 30-Jährige.

Auch Christine Gros, die in Saarbrücken zum Bummeln unterwegs ist, bemüht sich, zu sparen: "Es ist nicht immer einfach. Ich versuche dennoch immer etwas auf der hohen Kante zu haben. Gerade in Notfällen ist so etwas wichtig." Die Lehrerin aus Blieskastel besitzt ebenfalls kein Sparschwein mehr. "Ich überweise jeden Monat denselben Betrag auf mein Sparbuch. Letztens habe ich für meinen Urlaub darauf zurückgegriffen", so die 47-Jährige.

"Ich müsste eigentlich mehr sparen. Das ist nur leider nicht immer so einfach, da die Versuchungen so groß sind", erzählt Nico Weber: "Aber ich werfe jeden Tag mein Kleingeld in meine Sparbüchse." Sein Kleingeld bringt der 30-jährige Saarbrücker dann einmal im Jahr zur Bank und lässt es einzahlen. "Für den Urlaub oder außergewöhnliche Anschaffungen, wie zum Beispiel eine teure Uhr, machen sich kleine Ansparungen immer gut", sagt der Gastronom.

Beatrix Dörr möchte immer etwas in der Rückhand haben. Allerdings besitzt auch sie kein traditionelles Sparschwein: "Ich spare immer mal etwas. Was bestimmtes habe ich nicht im Kopf, aber wenn man sich mal etwas leisten möchte, ist es gut, dass man etwas angespart hat." Um übrig gebliebenes Geld auf die hohe Kante zu legen, besitzt die 64-jährige ein extra Konto. "Früher habe ich auf der Bank gearbeitet. Wir haben immer viele Sparschweine ausgezählt. Aber man merkte richtig, wie es von Jahr zu Jahr weniger wird, da gerade die jungen Menschen mehr mit Karte bezahlen", sagt die 64-Jährige.

"Ich spare für mich selbst. Meistens gebe ich mein Gespartes für Make-up und Accessoires aus", erzählt Bana Shennak. Die 23-jährige Studentin besitzt zusätzlich noch ein kleines Sparschwein, in welches sie ihr herumliegendes Kleingeld wirft. "Aus der Spardose suche ich mir dann immer das notwendige Kleingeld für den Einkauf oder Ähnliches zusammen", sagt die Saarbrückerin.

 Stefanie Busch

Stefanie Busch

 Bana Shennak

Bana Shennak

 Nico Weber

Nico Weber

 Christine Gros

Christine Gros

 Beatrix Dörr

Beatrix Dörr

 Irene Ewen

Irene Ewen

Irene Ewen sammelt ihr Kleingeld ebenfalls in einer kleinen Dose: "Kleingeld sollte man immer im Geldbeutel haben. Ich suche mir auch aus meiner Dose immer etwas zusammen, wenn ich einkaufen gehe." Die 72-jährige Rentnerin sammelt ihr Geld für nichts Bestimmtes. "Ich möchte lediglich immer etwas Geld für den Notfall beisammen haben", sagt die Saarbrückerin.

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