Bahnhöfe öfter Ziel von Sprayern

Saarbrücken · Die Zahl der Graffitischmierereien an saarländischen Bahnhöfen und auf Zügen steigt rasant. Laut Bundespolizei sind die Täter im gesamten Land aktiv. Die Bahn setzt daher auf mehr Überwachungskameras.

 Diesen französischen Regionalzug haben Sprayer verunstaltet. Foto: Robert Schmidt

Diesen französischen Regionalzug haben Sprayer verunstaltet. Foto: Robert Schmidt

Foto: Robert Schmidt

Eine komplette Tür und mehrere Fenster des französischen Regionalzuges sind blau eingefärbt als er im Saarbrücker Bahnhof einfährt. Trotz eines großflächigen Graffitis auf der rechten Außenseite war der Zug am vorigen Dienstag zwischen Forbach und Saarbrücken im Einsatz. "Das sind großartige Künstler", versucht es der französische Zugbegleiter mit Galgenhumor. In der Nacht, so erzählt er, hätten Unbekannte den Zug beschmiert, während er im Bahnhof Saarbrücken gestanden habe. "Uns passiert das öfter, wenn wir unsere Züge in Saarbrücken lassen", so der Franzose.

Auch für Dieter Schwan, dem fürs Saarland verantwortlichen Sprecher der Bundespolizei , ist der Vorfall keine Ausnahme. In den ersten vier Monaten des Jahres sei die Zahl der Graffiti-Schmierereien in saarländischen Bahnhöfen "deutlich höher als zu erwarten" gewesen. Bis Ende April habe es 102 Vorfälle gegeben, 175 zählte die Bundespolizei für das gesamte Jahr 2014. Die Schadenssumme für die ersten vier Monate habe 120 000 Euro betragen im Vergleich zu 175 000 Euro für das gesamte Jahr 2014. Dieses Niveau habe man "bald erreicht", befürchtet Schwan.

Die Taten verteilten sich auf das gesamte Land. Da die Täter zudem auch noch oft zu den Tatorten anreisen würden, seien sie nur schwer zu ermitteln. Man habe Streifenbeamte für dieses Thema besonders sensibilisiert, so der Polizei-Sprecher. Betroffen seien neben Zügen auch Gebäude, Unterführungen und Schaukästen. Die teuersten Schadensfälle gebe es regelmäßig in Türkismühle, wo zwar selten gesprüht würde, wenn, "dann aber großflächig". Hier sei das Problem, dass der Bahnhof an ein Waldgelände grenze. So könnten Täter "ungesehen kommen, ungesehen sprühen, ungesehen gehen". In Saarbrücken gebe es zwar mehr Fälle, diese seien aber kleiner und daher günstiger zu entfernen.

Die französische Bahn (SNCF) wollte sich nicht zu dem Thema äußern, "um keine Werbung" dafür zu machen, wie es hieß. Die Deutsche Bahn erklärte ihrerseits, keine aktuellen Zahlen vorliegen zu haben. Im Durchschnitt zählt die Bahn nach eigenen Angaben seit Jahren konstant jährlich rund 200 Graffiti-Straftaten für das Saarland. Regionale Schwerpunkte für Graffitischmierereien sieht die Bahn jedoch vielmehr in Ostdeutschland, Hamburg und Nordrhein-Westfalen.

Zugenommen habe im Saarland Vandalismus in Form beschädigter Sitze, zerkratzter Scheiben oder zerstörter Aufzüge. Auch die Zahl der Übergriffe auf DB-Mitarbeiter sei gestiegen. Die Bahn habe eine "bedeutend geringere Kriminalitätsbelastung als der sonstige öffentliche Raum", relativiert dennoch der saarländische DB-Sicherheitschef Oliver Wisser. Man setze auf eine "kontinuierliche Weiterentwicklung" der eigenen Sicherheitskonzepte, darunter den Bau neue Kameras, erklärte Wisser. Zudem seien private Sicherheitskräfte 2014 vor allem auf dem Bahnhof Saarbrücken präsent gewesen. Hier seien Hausfriedensbrüche allgemein das größere Problem gewesen, welche jedoch teils auch von Sprayern begangen worden seien. Die Deutsche Bahn erinnert daran, dass Graffitischmierereien "kein Kavaliersdelikt" seien. Neben Geldbußen könnten auf die Sprayer auch Forderungen der Bahn zukommen. Regelmäßig verklage das Unternehmen auf Erstattung des entstandenden materiellen Schadens von oft "vielen tausend Euro".

Erst Anfang Juni wurde vom Amtsgericht Saarbrücken ein 20-Jähriger verurteilt, der einen Zug von innen besprüht hatte. Die Strafe: die Zahlung von 1 750 Euro an die Deutsche Bahn. Dazu kommen noch die Verfahrenskosten und 120 Arbeitsstunden.

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