Am Bahnsteig stand ein Mordaufruf

Saarbrücken · Wer am Bahnhof Scheidt aus- oder einstieg, passierte eine Serie von Hass-Schmierereien gegen Polizisten und die Polizei. Zumindest sie sind verschwunden. Aber nicht alle Vandalismusspuren lassen sich so schnell tilgen. Der Bahnhof bleibt ein Schandfleck. Und er ist nicht der einzige.

 Wer in Scheidt ein- oder ausstieg, musste noch vor ein paar Tagen an diesem Mordaufruf vorbei.

Wer in Scheidt ein- oder ausstieg, musste noch vor ein paar Tagen an diesem Mordaufruf vorbei.

Selbst der Sommerhimmel nimmt dem Bahnhof Scheidt nichts von seiner Hässlichkeit. An beschmierten Wänden entlang eilt der Blick zu fast leeren Rahmen. Nur gläserne Zacken erinnern daran, wo der Zweckbau Fenster hatte. Damals, als die Station Scheidt noch ein richtiger Dorfbahnhof an der Strecke Saarbrücken-Homburg war. Heute ist unweit der Kaiserstraße nur noch ein heruntergekommener Haltepunkt. Einsteigen, aussteigen. Nichts wie weg. Aber auf der Treppe zur Unterführung sticht überraschend Weiß ins Auge. Die Farbe ist so frisch, dass sie noch riecht. Das neue, rasch aufgetragene Weiß überdeckt die schlimmsten Graffiti . Noch bis Ende voriger Woche begleitete die Hass-Parole "Kill the Police" treppauf, treppab an beiden Handläufen die Reisenden.

Derselbe Schmierer hinterließ den Appell "Kill the Cops", um dann wieder auf der Gebäudeseite an den Gleisen zu fordern: "Kill the Police". Jetzt ist auch diese Hass-Sprüherei übertüncht. Leser-Reporter Harald Kühne wird es bemerken. Die "blöden Schmierereien" waren dem Scheidter ein Dorn im Auge. "Ich möchte nicht länger mit ansehen, dass so ein plakativer Aufruf an einem öffentlichen Platz in unserem Land geduldet wird", schrieb er und legte Bilder bei.

Bahn beseitigt Schmiererei

Nein, dulden werde die Bundespolizei solche Aufrufe sicher nicht, versichert Dieter Schwan. Er ist Sprecher der Inspektion Bexbach. Über die Hass-Schmierereien sagt er: "Wir haben diese Graffiti vor Kurzem festgestellt und Strafanzeige erstattet. Außerdem haben wir die Bahn darüber informiert. Sie sicherte uns zu, dass die Graffiti sofort beseitigt werden." Die Bahn hielt Wort.

Schwan sieht bei Graffiti auf Bahnhöfen einen "deutlichen Rückgang" im Saarland. Rund 100 Fälle habe es bislang in diesem Jahr gegeben. Ein positiver Trend, gab es doch 2015 auf den saarländischen Bahnhöfen gut über 200 Schmierdelikte. Unverändert hoch im Vergleich zum Vorjahr bleibt mit 107 Ermittlungsverfahren das Niveau bei Sachbeschädigungen. Dazu gehören zerstörte Automaten, Fahrplankästen und Unterstände. Tatort-Schwerpunkt? Die Region Saarbrücken .

Eine Bahnsprecherin aus Frankfurt nannte Vandalismus und Graffiti ein bundesweites Phänomen - nicht nur auf Bahnhöfen. Sie appelliert an die Bürger: "Jeder sollte die Augen aufhalten. Wir handeln. Aber wir können nicht überall sein."

Stark von Vandalismus betroffen sind die Saarbahn GmbH und ihre Kunden. Graffiti an Haltestellen, herausgerissene Notrufsäulen, beschädigte Kartenautomaten und zertrümmerte Haltestellen-Scheiben sind ebenso auf der Liste der Zerstörungen wie beschädigte Fahrgastanzeigen, zerstörte Kabel und Signale. In Bussen und Bahnen beschmieren die Täter Sitze, Böden und Wände, ritzen an den Scheiben mit scharfen Gegenständen rum und reißen sogar Deckenverkleidungen raus. Das geht ins Geld. 500 000 Euro im Jahr bürden die Zerstörer dem Unternehmen und seinen Kunden auf. Mehrere Abteilungen beseitigen Schäden. "So ist allein eine Abteilung rund 470 Stunden im Jahr damit beschäftigt, die Saarbahn-Haltestellen, -Fahrpläne und -Fahrkartenautomaten nach Schäden und Verschmutzungen wieder in Betrieb zu nehmen." Die Saarbahn GmbH erfasse alle Vandalismus-Schäden und versuche, sie beim Verursacher geltend zu machen. Wenn er denn bekannt ist und sich nicht vorm Bezahlen drückt. Die Saarbahn GmbH setze auf Videoüberwachung in allen Bahnen, in neuen Bussen, an Umsteigehaltestellen und an allen Haltestellen der Köllertalstrecke, um Täter abzuschrecken oder zu überführen. Natürlich arbeite das Unternehmen eng mit der Polizei zusammen und erstatte nach jedem Vandalismus Anzeige.

"Zur Ergreifung der Täter setzen wir keine Belohnung aus", fügt die Unternehmenssprecherin hinzu.

Den Tipp für den Artikel bekamen wir von Leser-Reporter Harald Kühne aus Scheidt. Wenn Sie Interessantes zu erzählen haben, hinterlassen Sie eine Sprachnachricht unter Tel. (06 81) 59 59 800, mailen Sie an leser-reporter@sol.de oder nutzen Sie das Formular: www.saarbruecker-zeitung.de/leserreporter

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 Im Durchgang zu den Bahnsteigen waren noch kürzlich weitere Gewalt-Graffiti.

Im Durchgang zu den Bahnsteigen waren noch kürzlich weitere Gewalt-Graffiti.

 Selbst beide Handläufe an der Treppe waren beschmiert. Die Deutsche Bahn handelte und ließ zumindest alle Hass-Graffiti am Haltepunkt Scheidt überstreichen. Fotos: SZ-Leser-Reporter Harald Kühne

Selbst beide Handläufe an der Treppe waren beschmiert. Die Deutsche Bahn handelte und ließ zumindest alle Hass-Graffiti am Haltepunkt Scheidt überstreichen. Fotos: SZ-Leser-Reporter Harald Kühne

Stichwort Schäden können Saarbahnkunden melden unter (0 68 98) 5 00 40 00 montags bis samstags von 6 bis 19 Uhr, sonn- und feiertags von 8 bis 18 Uhr. Die Nummer steht an allen Haltestellen. Kontaktdaten gibt's auch im Internet. saarbahn.de

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