„Ich liebe einfach alte Fahrräder“

Saarbrücken · Faszination Fahrrad: Von Freitag bis Sonntag war sie am Schloss zu erleben – in einer ganz besonderen Variation: Dort gastierte Deutschlands größtes Treffen für Oldtimer-Drahtesel. Und die Teilnehmer zelebrierten es unter anderem in nostalgischen Kostümen.

 Mit seinem Hochrad Coventry aus dem Jahr 1886 kam der 60-jährige Guy Gaudy aus Versailles an den Schlossplatz . Fotos: Heiko Lehmann

Mit seinem Hochrad Coventry aus dem Jahr 1886 kam der 60-jährige Guy Gaudy aus Versailles an den Schlossplatz . Fotos: Heiko Lehmann

 Die Saarbrückerin Magali Vogel zeigte, wie stilechtes Radeln im notalgischen Kostüm aussieht.

Die Saarbrückerin Magali Vogel zeigte, wie stilechtes Radeln im notalgischen Kostüm aussieht.

"Ich liebe einfach alte Fahrräder . Ich weiß nicht warum, aber es ist meine größte Leidenschaft", bekannte Guy Gaudy am Sonntag auf dem Schlossplatz. Der 60-jährige Franzose aus Versailles war mit vielen Freunden zum größten deutschen Fahrrad-Oldtimertreffen nach Saarbrücken gekommen: "Ich habe mein Coventry-Hochrad aus dem Jahr 1886 mitgebracht. Auf dem habe ich auch die Ausfahrten hier mitgemacht."

Von Freitag bis Sonntag trafen sich etwa 500 Radfans mit ihren Oldtimer-Rädern am Schloss. Es gab Ausfahrten, Hochradrennen und viele Aktionen auf dem Schlossplatz. Insgesamt rund 1000 Besucher kamen an den drei Tagen. "Es hat alles perfekt funktioniert, und es hat uns allen einen großen Spaß gemacht. Wir wollen unsere Bürger einfach mehr für das Fahrradfahren faszinieren", erläuterte Sven Uhrhan vom Regionalverband Saarbrücken , der die Großveranstaltung organisiert hatte.

Eigentlich waren es ja zwei Veranstaltungen in einem. Einmal die "2. Vélo Nostalgie" des Regionalverbandes und einmal die "Velocipediade" des "Vereins Historische Fahrräder ", der einmal im Jahr - immer in einer anderen deutschen Stadt - zu diesem Nostalgie-Treffen einlädt.

"Wir sind mit sechs Leuten aus Köln hier. Alte Fahrräder sind einfach eine Faszination für sich. Ich bin mit meinem Peugeot Safety aus dem Jahr 1890 hier. Das war damals ein echtes Nobelrad, heute kostet so ein Rad etwa 4000 Euro", verriet Axel Krumme. Ein paar Meter weiter wartete Julia Weinhold aus Chemnitz auf den Start der Nostalgie-Ausfahrt. "Ich bin mit einem echten Weinhold-Rad von 1946 hier. Das hat mein Uropa Fritz Weinhold selber gebaut", versicherte die 22-Jährige: "Damals, direkt nach dem Krieg, baute mein Uropa aus allen möglichen Teilen, die er finden konnte, Fahrräder zusammen. Und die Räder laufen heute noch einwandfrei." Unmittelbar vor dem Schlosseingang probierten sich Jungen und Mädchen auf uralten Kinderfahrrädern. Und Tim Bachmann vom Deutschen Fahrradmuseum in Bad Brückenau erklärte interessierten Menschen das Hochrad: "Das Schwierige ist das Auf- und Absteigen, das ist eine Kunst für sich. Das Fahren ist im Prinzip genau wie auf einem normalen Rad, nur bei sehr steilen Bergen sollte man sowohl aufwärts als auch abwärts besser absteigen." Der 22-jährige Hochrad-Experte Bachmann hatte sogar die samstägliche Tour über 20 Kilometer mit dem Hochrad absolviert: "Es hat Spaß gemacht, aber mir tut heute alles weh. Die Reifen sind aus Vollgummi."

Fahrrad-Liebhaber aus Österreich, Tschechien, Frankreich, England, Luxemburg, der Schweiz und aus vielen Teilen Deutschlands waren nach Saarbrücken gekommen, lernten Land und Leute kennen und verbreiteten nostalgisches und elegantes Flair. Sven Uhrhans Resümee: "Es wird eine 3. Vélo Nostalgie geben. Ob wir die Veranstaltung jedes Jahr oder alle zwei Jahre wiederholen, müssen wir noch festlegen."

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