Zwei Radarfallen geteert und gefedert

Saarbrücken · Unbekannte haben zwei Blitzanlagen in Saarbrücken beschädigt und zeitweise außer Funktion gesetzt.

 Mitarbeiter reinigen die Blitzer.

Mitarbeiter reinigen die Blitzer.

Foto: Becker & Bredel

Die Landeshauptstadt kassiert bei Autofahrern kräftig ab - zumindest wenn sie zu schnell unterwegs sind. Rund eine Million Euro sollen alleine die sieben fest installierten Blitzsäulen in diesem Jahr in die Stadtkasse bringen. So sieht es zumindest der Saarbrücker Haushaltsplan vor. Von "Raubrittertum" spricht daher mancher Autofahrer.

Einer von ihnen hat dieses mittelalterliche Sprachbild nun offenbar weitergedacht und zwei der Säulen auf historische Weise "bestraft": In der Nacht zum Dienstag wurden die Blitzer in der Egon-Reinert-Straße und in der Metzer Straße "geteert und gefedert". So sah es zumindest auf den ersten Blick aus.

Bei dem Material, mit dem die beiden Säulen bestrichen worden sind, handelt es sich nach Angaben der Polizei nämlich nicht um Teer, sondern um dunkelbraune Farbe. Mit der wurden die Säulen erst angepinselt und anschließend mit weißen Federn "geschmückt", so die Polizei.

In unmittelbarer Nähe des Blitzers in der Egon-Reinert-Straße am Rande des Nauwieser Viertels haben die Beamten einen Eimer mit Farbpinseln gefunden und sichergestellt. "Es ist davon auszugehen, dass diese Gegenstände in unmittelbarem Tatzusammenhang stehen", teilt die Polizei mit. Kriminaltechniker suchen nun nach Spuren an dem Eimer.

Was bei manchem Schadenfreude und Schmunzeln ausgelöst hat, ist nicht nur für die Polizei eine ernste Angelegenheit. Die Stadtverwaltung hat Strafanzeige gegen unbekannt erstattet. Man rufe die Bürgerinnen und Bürger, "die sachdienliche Hinweise geben können", auf, sich an die Polizei zu wenden, sagt Stadtpressesprecher Thomas Blug.

Die Messtechnik sei trotz der Verschmutzung von außen unversehrt geblieben. Die Blitzsäule in der Egon-Reinert-Straße sei recht schnell "gründlich gesäubert" worden und war bereits am Mittag wieder in Betrieb. Auch die Säule in der Metzer Straße sei inzwischen "wieder voll funktionsfähig", sagte Blug. Die Verschmutzung sei "mit städtischem Personal und geringem Materialeinsatz beseitigt" worden.

Schon kurz nachdem die Stadtverwaltung die sieben Säulen Ende April und Anfang Mai vergangenen Jahres in Betrieb genommen hatte, war die erste mit grüner Sprühfarbe außer Gefecht gesetzt worden - auch damals traf es die Säule in der Egon-Reinert-Straße. "Solche Schmierereien waren zu erwarten, sie kommen bundesweit sehr häufig vor", sagte Blug damals.

Vor zwei Wochen noch verwies die Stadtverwaltung darauf, dass die Blitzer nicht nur Geld in die Kasse bringen, sondern auch - wie vorausgesagt - wirksam im Kampf gegen das Rasen seien. Als die ersten Säulen aufgestellt wurden, blitzten sie 608 Mal am Tag. Im zweiten Halbjahr 2016 - also nachdem den meisten Autofahrern, die regelmäßig nach Saarbrücken kommen oder hier wohnen, sich an die Standorte "gewöhnt" hatten, sei "nur noch" 297 Mal pro Tag geblitzt worden.

Offenbar war unter diesen rund 300 einer, der sich und alle anderen Geblitzten rächen wollte.

 Jede Menge Federn blieben in der Metzer Straße (l.) und der Egon-Reinert-Straße in Saarbrücken zurück: Stadt-Mitarbeiter reinigten gestern die verschmutzten Radar-Säulen. Fotos: Becker & Bredel

Jede Menge Federn blieben in der Metzer Straße (l.) und der Egon-Reinert-Straße in Saarbrücken zurück: Stadt-Mitarbeiter reinigten gestern die verschmutzten Radar-Säulen. Fotos: Becker & Bredel

Hinweise bitte an die Polizei-Inspektion Saarbrücken-St. Johann unter Telefon (0681) 9 32 12 30 oder an jede andere Polizeidienststelle.

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