„Wir wollten einfach etwas Innovatives“

Saarbrücken · In diesem Unternehmen hat die Zukunft Einzug gehalten: Mit einer Fünffach-CNC-Technik, einer Vakuum-Membranpresse und einer Warmverformungsstation fertigt die Schreinerei Raphael Haas aus Mineralwerkstoffen futuristische Einrichtungsgegenstände.

 Einen außergewöhnlichen und mittlerweile prämierten Empfangstresen baute die Schreinerei Haas für die Zahnarztpraxis Jung und Braun in Saarbrücken: (v.l.) Bianka Glaub, Philipp Braun, Tanja Kleijges, Marina Richter. Foto: Heiko Lehmann

Einen außergewöhnlichen und mittlerweile prämierten Empfangstresen baute die Schreinerei Haas für die Zahnarztpraxis Jung und Braun in Saarbrücken: (v.l.) Bianka Glaub, Philipp Braun, Tanja Kleijges, Marina Richter. Foto: Heiko Lehmann

Foto: Heiko Lehmann

Runde und geschwungene Formen wie aus einem Guss. Eingearbeitete Designelemente und eine helle Beleuchtung mit leicht blau schimmerndem Glanz. Bereits beim Betreten der Zahnarztpraxis von Wolfgang Jung und Philipp Braun am Saarbrücker Staden gerät man ins Staunen. Der moderne Eingang mit einem ultra-futuristischen Tresen könnte auch als Weltraumpraxis durchgehen.

"Wir wollten einfach etwas Innovatives für unsere Praxis, und ich glaube, das ist uns auch gelungen", sagt Zahnarzt Philipp Braun. Verantwortlich für diesen bislang einzigartigen Empfang ist die Schreinerei Raphael Haas aus Elm bei Schwalbach. Seit zwei Jahren ist die Schreinerei in der Lage, mit einer Fünffach-CNC-Technik, einer Vakuum-Membranpresse und einer Warmverformungsstation Mineralwerkstoffe zu verformen und daraus unterschiedliche Produkte herzustellen. "Waschtische für Flugzeuge oder Sanitäranlagen an Autobahnraststätten werden so aus einem Guss hergestellt und entsprechen den hygienischen Ansprüchen", erklärt Schreinermeister Raphael Haas. Einen kompletten Empfangstresen für eine Zahnarztpraxis herzustellen schien zunächst unmöglich und auch nicht finanzierbar. "Mich hat allein schon die Idee fasziniert, so etwas zu bauen. Ich wusste sofort, dass so etwas eine absolute Neuheit auf dem Markt wäre. Wir haben mit investiert und diesen Tresen schließlich für die Kosten eines normalen Holztresens gebaut", erklärt der 54-Jährige, der mit seinen Mitarbeitern und seiner Tochter Kathrin, einer Architektin, den Tresen plante und in zwölf Wochen fertigstellte. In der zehnten Arbeitswoche waren Vertreter des Unternehmens Staron, das zum Samsungkonzern zählt, zu Gast in der Schreinerei in Elm. Staron ist auch der Name des Materials, aus dem der Tresen ist. "Das ist ein aluminiumgebundenes Plexiglas. Die Vertreter von Staron waren sofort aus dem Häuschen, da sie so etwas noch nicht gesehen hatten", sagt Raphael Haas. Die Folge: Samsung veranlasste ein aufwendiges Fotoshooting von dem Tresen. Und auf der internationalen Handwerksmesse in München und auf der Weltleitmesse für Holzindustrie in Hannover musste die Schreinerei aus Elm ihr Projekt vorstellen. "Das war schon ein irres Gefühl, als plötzlich angesagte, internationale Architekten alles über den Tresen und die Entstehung wissen wollten", sagt der Schreinermeister mit einem Grinsen. Mit dem Schreinerhandwerk hat das aber doch nur noch wenig zu tun, oder? "Schreiner, Modellbauer oder Idealist - in der heutigen Zeit muss man bereit sein, neue Wege zu gehen, und man muss auch mal etwas riskieren und auf sein Können vertrauen", sagt Raphael Haas, der für den futuristischen Zahnarztpraxis-Tresen von der Handwerkskammer des Saarlandes mit dem Förderpreis der Sparkassen Finanzgruppe für innovatives und kreatives Handwerk ausgezeichnet wurde. Eine kreative Idee, die sich gelohnt hat. "Wir haben sehr viele Aufträge seitdem. Zurzeit bauen wir mit diesem Verfahren eine komplette Außenküche für ein Schwimmband in St. Tropez", sagt der stolze Schreinermeister aus Elm.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort