„Augen zu und durch“

Saarbrücken · Berufspendler müssen wegen der Bauarbeiten unter der Wilhelm-Heinrich-Brücke längere Anfahrtszeiten zur Arbeit in Saarbrücken einplanen. Viele, die nicht unbedingt in die Stadt müssen, meiden Saarbrücken zurzeit.

 Man kommt trotz Sperrung in die Stadt, es dauert nur etwas länger als sonst. ArchivFoto: BuB

Man kommt trotz Sperrung in die Stadt, es dauert nur etwas länger als sonst. ArchivFoto: BuB

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Das Team der Marktkneipe Sankt J. hatte gestern das Bedürfnis "Danke!" zu sagen - für die Vollsperrung der Stadtautobahn und "im Sinne aller Gastronomen und Gewerbetreibenden". Bei den Planern bedankten sich die Kneipenleute dafür, dass das Personal "bei schönem Wetter von einem leeren Tisch zum anderen schlendern oder mit dem nutzlos rumstehenden Verkaufspersonal der umliegenden Fachgeschäfte und Boutiquen den ein oder anderen Plausch" halten kann. Und auch einige Radiosender hatten sich ein Dankeschön verdient - "für die ständigen Meldungen, die Innenstadt von Saarbrücken zu meiden".

"Unglücklich" sei die Gastronomie, klar, sagt Frank Hohrath, der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes im Saarland. Aber es sei wohl unmöglich ein "Zeitfenster zu finden", das die Arbeiten unter der Wilhelm-Heinrich-Brücke und auf der Fahrbahn für die Gastronomie erträglicher mache. Auch für die Geschäfte sei die Baustelle ein Problem, sagt Michael Genth vom Verein für Handel und Gewerbe. "Es kommen weniger Kunden", das sei schlecht. Aber die Sanierung der Brücke sei notwendig. "Je länger wir warten, desto teurer wird es. Also: Lasst es uns erledigen", sagt Genth. Und die Zeit um Pfingsten herum sei nicht die schlechteste, weil da viele Menschen wegfahren.

Der Termin sei mit dem Handel besprochen worden. Der Beginn der Baurbeiten sei auch rechtzeitig mitgeteilt worden, "so dass wir - wohl wissend, dass da weniger Menschen durch die Stadt laufen - unserer Personalplanung anpassen konnten", sagt Genth.

Dass Autofahrer die Innenstadt derzeit meiden, macht sich auch auf Parkplätzen bemerkbar. Dort wird weniger geparkt als sonst. Silke Erberich von Q-Park: "Ja, wir merken den negativen Einfluss der Autobahnsperrung an den Einfahrten in unsere Parkobjekte." Zahlen konnte Erberich nicht nennen.

Größere Auswirkungen auf Unternehmen hat die Autobahnsperrung bislang offenbar nicht verursacht. An der Universität ist die Stimmung entspannt. "Die meisten haben flexible Arbeitszeiten", erklärt Pressesprecherin Friederike Meyer zu Tittingdorf. Das Uni-Parkhaus sei gut gefüllt.

Auch im Winterberg-Klinikum "sind Dramen ausgeblieben", sagt deren Pressesprecherin Irmtraut Müller-Hippchen. Alle wüssten, dass sie mehr Fahrtzeit einplanen müssten, da die Sperrung "gut kommuniziert wurde".

Problematischer könnte die Lage für Arbeitnehmer sein, die unbedingt pünktlich erscheinen müssen, etwa Schichtarbeiter. Die ZF fühlt sich betroffen: "Wir haben das Pech, an einer Hauptachse zu sitzen", sagt Pressesprecherin Karin Markenstein. Stau sei für die Mitarbeiter der ZF sowieso schon ein alltägliches Problem, vor allem für die, die von Saarlouis kommen. Markenstein: "Die Leute müssen irgendwie schauen, dass sie pünktlich sind."

Bis voraussichtlich Donnerstag, 4. Juni, ist die Stadtautobahn noch gesperrt. "Ja, es tut weh", sagt Händler Michael Genth, "aber da hilft nur: Augen zu und durch."

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