Eine Geschichte, die sich an Herz und Verstand richtet

Saarbrücken · Authentische Dialoge und eine packende Story: Das Dokumentartheaterstück „Unter Fremden“ überzeugt. Schüler aus dem Regionalverband konnten es schon in Vorab-Aufführungen sehen. Heute ist nun Premiere.

 Szene aus dem Stück „Unter Fremden“. Foto: Oliver Dietze

Szene aus dem Stück „Unter Fremden“. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

"Na, gehst Du wieder Flüchtlinge verwöhnen?", lästert Mirko (André Fängler), als sich Stefan (Marcel Eid) verabschiedet, um Sozialstunden in einer Notunterkunft abzuleisten. Die zwei sind Neonazis und beste Freunde. Und doch legt Stefan Widerspruch ein. Denn aus eigener Anschauung weiß er inzwischen, dass das mit dem "Verwöhnen" ganz und gar nicht stimmt.

Um Flüchtlinge und die fremdenfeindliche Hetze und Gewalt, die ihnen von rechten Strömungen derzeit zunehmend entgegenschlägt, geht es in dem Theaterstück "Unter Fremden". Die äußerst gelungene Produktion des Kölner Künstlertheaters begeht am heutigen Donnerstag, 3. Dezember, in der Saarbrücker Jugendkirche Eli.ja ihre offizielle Deutschlandpremiere.

Wie das kommt? Das Jugendamt des Regionalverbands hat die Kölner Jugendtheater-Kompanie zu seiner jährlichen "thematischen Theatertour" für Schulklassen eingeladen. So konnten mehrere hundert Schüler und Schülerinnen das Stück in vier Vorab-Aufführungen in der Kirche bereits sehen.

Entsteht Fremdenfeindlichkeit nicht unter anderem durch Unwissen? "Unter Fremden" nimmt die Zuschauer mit in die Notunterkunft. Das Bühnenbild: zwei Kabinen mit Feldbetten , nur durch Vorhänge getrennt, in denen Alkofa, eine junge Frau aus Togo (Donia A. Touglo), und Karim, ein junger Syrer (ebenfalls André Fängler), nun wohnen. Beide schildern, wie sie Angehörige verloren haben, sich auf lebensgefährliche Weise bis nach Deutschland durchschlugen.

Während Stefan merkt, dass ihm die Fremden gar nicht so fremd sind, plant Mirko einen Anschlag. Wie wird sich Stefan nun verhalten? Das ist die spannende Frage. Das Stück "Unter Fremden" überzeugt auf ganzer Linie: Es konfrontiert fremdenfeindliche Positionen mit echten Menschen, bietet Informationen und eine packende, sogar mit Humor gespickte Geschichte , die sich an Herz wie Verstand richtet. Sechs Monate lang haben die Kölner für ihr Dokumentartheater, wie sie es nennen, in der Wirklichkeit recherchiert. Dass die Dialoge so authentisch wirken, ist kein Zufall: "Es ist alles so gesagt worden, wir haben uns eigentlich wenig selbst einfallen lassen, nur die Mischung", verriet Autor und Regisseur Georg zum Kley in der Publikumsdiskussion.

Premiere: Heute, 17.30 Uhr, Jugendkirche Eli.ja, Halbergstraße 15. Der Eintritt ist frei, Anmeldung unter Tel. (06 81) 5 06 51 59 oder per Mail an barbara.denne@rvsbr.de.

Szene aus dem Stück "Unter Fremden". Foto: Oliver Dietze

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