Wenn jeder Fall ein Einzelfall ist

Saarbrücken · Sandra Heller arbeitet als betrieblicher Ausbildungscoach bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) und ist für den Regionalverband zuständig. Sie soll für jeden Bewerber die passende Perspektive finden.

 Wendy Petereit und Sandra Heller (von links) helfen jungen Leuten, die passende Ausbildungsperspektive zu finden. Foto: Maurer

Wendy Petereit und Sandra Heller (von links) helfen jungen Leuten, die passende Ausbildungsperspektive zu finden. Foto: Maurer

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Mit ein bisschen Glück wird der nächste Termin bei Sandra Heller vielleicht auch der letzte für Denis Blaha. Drei Mal war der 15-jährige Schüler der Erweiterten Realschule Mandelbachtal beim Ausbildungscoaching. Das Arbeitsamt und das Jobcenter weisen Bewerber mit einem konkreten Berufswunsch Sandra Heller und ihrer Kollegin Wendy Petereit zu. Manche gehen noch zur Schule, andere haben eine Ausbildung abgebrochen, manche waren sogar schon an der Uni.

Heller ist für Saarbrücken und den Regionalverband zuständig, Petereit ist im übrigen Saarland für diese speziellen Fälle zuständig. Jeder Coach berät jeweils 30 Bewerber. Sobald einer vermittelt wurde, rückt ein weiterer Kandidat nach. Sechs Monate haben die zwei Ausbildungscoachs, um ihre Schützlinge unterzubringen. Das ist mal mehr, mal weniger einfach.

In den Terminen stehen die Coachs den Jugendlichen nicht nur mit Informationen zu Berufen und Ausbildungsmarkt zur Seite; es werden die Bewerbungsunterlagen auf Vordermann gebracht und Vorstellungsgespräche in Rollenspielen intensiv vorbereitet oder auch zur Übung Aufgaben für Einstellungstests gerechnet. "Wenn Bewerber motiviert sind, werden sie nach relativ kurzer Zeit fündig", schildert Sandra Heller.

In vielen Fällen ist aber darüber hinausgehende Unterstützung notwendig, bei mangelndem Selbstbewusstsein oder fehlender Motivation. "Wir nehmen uns für jeden einzelnen Bewerber viel Zeit und nutzen auch unsere Kontakte zu den Ausbildungsbetrieben der IHK", sagt Heller. "Viele kommen mit einem ganz speziellen Berufswunsch und wissen nicht, welche Alternativen und Nischen auf dem Ausbildungsmarkt noch existieren", beschreibt Heller eines der größten Probleme dieser angehenden Azubis unter 25. Der Ausbildungscoach ist dann dafür da, die verschiedenen Möglichkeiten aufzuzeigen und das Blickfeld zu erweitern. So hat auch Bewerber Denis Blaha letztendlich herausgefunden, welche Ausbildung die richtige für ihn ist. "Nachdem ich ein Praktikum in einem Metallbetrieb gemacht hatte, wollte ich Werkstoffprüfer werden. Bei der Beratung wurde mir klar, dass es riskant ist, sich nur auf diesen einen seltenen Ausbildungsberuf zu bewerben. Ich will es aber weiterhin in der Industrie probieren und bewerbe mich jetzt auch als Industriemechaniker", berichtet Blaha.

"Bei seltenen, aber sehr beliebten Berufen, wie dem Tierpfleger, müssen die Bewerber umdenken oder bereit sein, in ein anderes Bundesland zu ziehen", gibt Sandra Heller zu bedenken. Außerdem schätzen sich viele Bewerber falsch ein. Wer viele Fehltage und schlechte Noten im Zeugnis stehen hat, bekomme nur schwer einen Ausbildungsplatz in einem sehr begehrten Beruf oder bei einem großen Unternehmen, das sowieso sehr viele Bewerber anzieht. "Wir raten dann auch dazu, den Betrieb in einem Praktikum von sich zu überzeugen. Man muss die Jugendlichen ermutigen, viele Bewerbungen zu verschicken, aber auch, ihre Möglichkeiten ehrlich einzuschätzen und nicht zu beschönigen. Da ist Fingerspitzengefühl gefragt", weiß Heller.

Für die Mehrheit der Bewerber stehen die Chancen gut. Laut Heller werden über die Hälfte von ihnen innerhalb der sechs Monate erfolgreich vermittelt. 163 Bewerber konnten in diesem Jahr die Beratung schon in Anspruch nehmen.

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