Weiterhin Wohnraum für Flüchtlinge gesucht

Saarbrücken · Steigende Flüchtlingszahlen sind auch im Saarland zu verzeichnen. Die Asylbewerber sollen vor allem in sanierten Leerständen untergebracht werden, aber auch privater Wohnraum ist weiterhin gesucht.

Der Flüchtlingsstrom aus Kriegs- und Krisengebieten wie Eritrea und Syrien reißt nicht ab. Bei dem gestrigen Kongress in Saarbrücken zu den Folgen der Flüchtlingswelle für das Saarland sprach Saar-Innenminister Klaus Bouillon (CDU ) von weiteren 3000 Neuankömmlingen, die 2015 eine Unterkunft benötigen. Bis Ende des kommenden Jahres müsse er insgesamt 8000 Menschen den Kommunen zuweisen. Das bedeute zum Beispiel, dass allein der Landkreis St. Wendel in diesem und im nächsten Jahr 800 Flüchtlinge unterbringen müsse. Von Zeltstädten oder Massenunterkünften rät Bouillon dringend ab: "Das führt nur zu Aggressionen und so zur Spaltung der Gesellschaft." Das soll auch mit Hilfe einer Arbeitsgruppe der Landesregierung mit der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (VdW Saar) verhindert werden. Man wolle so gemeinsame Lösungen für Wohnraumprobleme erarbeiten, so VdW-Präsident Volker Leers. Am Wohnraumprogramm des Landes, das Fördermittel für die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum für Flüchtlinge vorsieht, beteiligen sich nach Bouillons Angaben bislang 50 der 52 Kommunen. "Die anderen beiden werde ich mir persönlich vorknöpfen", sagte Bouillon , ohne die Namen der Kommunen zu nennen. Diese Kommunen meinten wohl, sie hätten keinen Bedarf. "Die werden sich noch wundern." Heute will sich Bouillon mit Vertretern der Kommunen an einen Tisch setzen.

Nach einem SZ-Bericht über den Appell Bouillons an die Saarländer, privaten Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen, haben sich binnen weniger Tage mehr als 400 Interessenten an das Innenministerium gewandt. Wohnraum bieten zudem vor allem sanierte leerstehende Gebäude. "Wir brauchen so schnell wie möglich ein Ende der Leerstände", forderte Bouillon . Insgesamt gebe es 20 000 bis 22 000 leerstehende Gebäude im Saarland. Die Kommunen sollten alle Möglichkeiten nutzen, um so viele Menschen unterzubringen wie es geht. "Es muss schneller gehen", sagte er.

Die Saarbrücker Siedlungsgesellschaft kann bereits Erfolge verbuchen: "Wir sind dabei, Leerstände mithilfe von Fördermitteln des Innenministeriums zu sanieren, was nicht nur Asylsuchenden zugute kommt. Durch die Sozialbindung stehen diese Wohnungen langfristig auch Personen im Drittmittelbezug zur Verfügung", so Sozialmanagerin Bettina Zeller. Die Nachfrage bei der Siedlungsgesellschaft sei gestiegen: "Wir haben seit zwei Monaten deutlich mehr zu tun", erklärte Zeller. Meist seien die Wohnungen der Siedlungsgesellschaft für vier Personen ausgelegt, sodass idealerweise auch Familien untergebracht werden können. Es gebe zwei Schlafzimmer und einen gemeinsamen Wohnraum sowie Küche und Badezimmer. "Oft sind die Flüchtlinge Männer jüngeren Alters", sagt Zeller. Sie begeben sich meistens alleine auf die Flucht, da diese sehr gefährlich sei. Viele der Bewohner leben daher nur übergangsweise in den Wohnungen . Danach würden die Familien nachziehen und es beginne die gemeinsame Wohnungssuche.

Anerkannte Flüchtlinge würden sich, sagt Leers, auf dichter besiedelte Regionen konzentrieren: "Ohne Neubau werden wir hier den Bedarf nicht befriedigen können."

Saar-Umweltminister Reinhold Jost (SPD ) setzt hingegen auf Sanierung statt Neubau. Sanierung sei nicht nur schneller zu verwirklichen, sondern weise noch viel mehr Vorteile auf. Wohnungs-Leerstände seien vor allem in Dorfzentren sichtbar. Wenn hier Flüchtlinge unterkämen, tue man auch etwas für die Stärkung des ländlichen Raums. "Das ist auch wichtig für die Auslastung von Grundschulen, Kitas und anderen Einrichtungen", argumentierte Jost.

Neben der Wohnungsfrage seien aber auch andere Fragen zu klären, betonte die Saarbrücker Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD ): "Die Menschen müssen integriert werden." Vor allem seien geeignete Sprachkurse für die Asylbewerber wichtig. Asylanträge dauern im Saarland durchschnittlich 3,5 Monate, im Bundesdurchschnitt von fünf Monaten liegt das Saarland damit weit vorne. Dennoch hofft Britz auf eine weitere Verkürzung.

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