Sherlock Holmes trifft Mister Rox

Saarbrücken · Was konnte er für Geschichten erzählen! Heinz Rox-Schulz war nicht nur der „König der Globetrotter“, er wusste auch, wie man Menschen mit Worten in seinen Bann zieht. Autoren aus ganz Deutschland haben nun versucht, noch wildere Geschichten zu einigen der Gegenstände zu erzählen, die er aus der ganzen Welt mit nach Saarbrücken gebracht hat.

 Oliver Graute war einer der Autoren, die am Dienstagabend in der „Baker Street“ aus dem Artefakte-Buch lasen. Foto: Oliver Dietze

Oliver Graute war einer der Autoren, die am Dienstagabend in der „Baker Street“ aus dem Artefakte-Buch lasen. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

"Es gibt keine Wahrheit, es gibt nur Geschichten." Der Satz stammt von dem amerikanischen Schriftsteller Jim Harrison. Der alte Mann ist zwar nicht Teil des Autorenteams, das sich über den Nachlass des Saarbrücker Abenteurers Heinz Rox-Schulz hergemacht hat. Aber die 16 Autorinnen und Autoren, die das Material für das Buch "Die Baker Street Artefakte" zusammengetragen haben, sind auch alles andere als Dokumentare und akribischen Faktensammler.

Die Geschichte des Buches begann vor etwa zwei Jahren in einem Bestattungsinstitut. Christian von Aster las dort in der Mainzer Straße auf Einladung des "Baker Street"-Teams einige seiner schauerlichen Geschichten. Anschließend saß man im "Baker Street"-Pub gegenüber zusammen und warf auch einen Blick in den damals neu eingerichteten Abenteuersalon. Dort sind Exponate aus der Sammlung von Heinz Schulz, der als Mister Rox in die Welt zog und von seinen Reisen viel Kurioses mitbrachte, ausgestellt. Bis zum Tod von Rox 2004 waren die Mitbringsel Teil des kurz darauf geschlossenen Abenteuermuseums.

"Darüber muss man Geschichten schreiben", habe er gesagt, kurz nachdem er den Abenteuersalon betreten hatte, erinnert sich Christian von Alster. Die Idee: Sogenannte Phantastik-Autoren bekommen jeweils Fotos von zweien der Artefakte, wie die Wissenschaft durch menschliche Einwirkung erzeugte oder veränderte Gegenstände nennt. Einen Gegenstand sollen sie aussuchen und ihn zum Mittelpunkt einer möglichst fantastischen Geschichte machen.

So wurde aus der von Rox mitgebrachten Kornmumie ein gefährliches Relikt aus der Zeit, als Außerirdische mit dem ägyptischen Pharao paktiert haben sollen. Sherlock Holmes und sein Erz-Rivale Professor James Moriarty beschäftigen sich mit einem Rosenkranz aus der Globetrotter-Sammlung.

Ein Stoffhase, ein Blech-Spielzeugauto, ein Schlüssel mit Perlen, eine Spieldose, ein Kompass, ein Ring, der Schnabel eines Tukans, eine aztekische Urne, ein Stoffkreuz, die Säge eines Rochens, eine Schreibfeder, eine Ritualmaske, ein Zauberkasten, ein alter Dolch - zu all diesen Artefakten gibt es nun neue Geschichten. Keine besseren als die, die Mister Rox erzählt hat, aber welche, die ähnlich unterhaltsam sind. Über Wahrheit solle man sich dabei nicht so viele Gedanken machen, denn, so steht es auf dem Buchdeckel, "Wahrheit ist, was man daraus macht".

"Die Baker Street Artefakte" sind im Verlag Feder&Schwert erschienen. Info Tel. (06 81) 9581 18 56

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Auf einen BlickSie haben Geschichten zur "Die Baker Street Artefakte"-Sammlung beigesteuert: Christian von Aster, Sandra Baumgärtner, Tom Daut, Oliver Graute, Markus Heitz, Michael Hess, Oliver Hoffmann, Benjamin Kiehn, Diana Kinne, Silke Lindenberger, Christoph Marzi, Germaine Paulus, Mark Schneider, Nicole Schuhmacher, Isa Theobald und Vera Wehberg. ols

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