Mehr Hilfe direkt vor Ort

Saarbrücken · Bei Problemen mit der Krankenkasse hilft die Unabhängige Patientenberatung (UPD). Meist per Telefon, denn die Möglichkeit zum persönlichen Gespräch sei laut UPD noch nicht überall bekannt.

 Habe ich meine Ärztin richtig verstanden? Fragen wie diese beantwortet die Unabhängige Patientenberatung. Foto: dpa/Wüstenhagen

Habe ich meine Ärztin richtig verstanden? Fragen wie diese beantwortet die Unabhängige Patientenberatung. Foto: dpa/Wüstenhagen

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Das Angebot der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD) im Saarland wächst. Als die UPD Ende 2015 die Möglichkeit einer persönlichen Beratung einstellte, erntete sie Kritik aus vielen politischen Lagern. Seit dem 1. April 2016 gibt es nun wieder ein Büro in der Saarbrücker Futterstraße. Und seit dessen Eröffnung hat sich einiges getan.

Wo am Anfang nur ein Berater an zwei Tagen für die persönlichen Anfragen der Saarländer zur Verfügung stand, gibt es jetzt zwei Kräfte. "Die Berater sind fast täglich vor Ort", erklärt Thorben Krumwiede, Geschäftsführer der UPD. Hierbei erfolge eine Anpassung an den tatsächlichen Bedarf - und der war in den vergangenen Monaten noch nicht enorm hoch. Insgesamt wurden knapp 1500 Beratungen durchgeführt, davon jedoch nur rund 100 persönlich und der Rest telefonisch.

"Die persönliche Beratung ist noch nicht so bekannt", sagt Krumwiede. Viele Anliegen könnten bereits am Telefon erledigt werden, sodass ein persönlicher Termin nicht notwendig werde. Diese gebe es oft "bei komplexen Fragen und gerade dann, wenn ärztliche Unterlagen mitgebracht werden".

Ein typisches Thema für die UPD seien Ansprüche gegenüber den Krankenkassen . Hier gehe es um Fragen zum Tagegeld oder um die Korrektheit von Bescheiden und Berechnungen: "Da gehen wir sehr ins Detail und sprechen die Möglichkeiten durch." Weitere Themen, zu denen es viele Fragen gibt, sind Pflege und Patientenrechte . Hierzu gehören beispielsweise das Recht auf freie Arztwahl , Einsicht in Patientenakten sowie das Recht auf eine ärztliche Zweitmeinung. Oft gibt es auch Fragen zu Vorsorge sowie zu Arzneimitteln und ihren Neben- und Wechselwirkungen.

Neben der Beratung in Saarbrücken möchte die UPD die mobile Beratung ausbauen. Im vergangenen Jahr fanden an drei Terminen jeweils zehn Beratungsgespräche in Saarlouis statt. Für dieses Jahr kommen Termine in St. Wendel und Merzig dazu.

Diese Ausweitung des Angebots findet die Zustimmung von Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU ). "Dem Anliegen der Saarländer, neutrale und verlässliche Beratungsangebote zu finden, muss auch in Zukunft zweifellos Rechnung getragen werden", betont sie. Zufrieden mit der Entwicklung zeigt sich ebenfalls Volker Schmidt , gesundheitspolitischer Sprecher der Landtags-SPD. "Die Nähe zu den Bürgern muss bei solchen Anliegen immer im Vordergrund stehen", unterstreicht er. Deshalb begrüße er die mobile Beratung, da telefonischer Kontakt persönliche Gespräche nicht ersetzen könne.

Auch Klaus Kessler , stellvertretender Fraktionschef der Grünen im Landtag, sieht "durchaus eine Verbesserung". Allerdings bleibe die Kritik bestehen, dass die Beratungsdichte weiterhin reduziert sei. Schließlich seien vor Schließung der Beratungsstelle 2015 doppelt so viele Kräfte im Einsatz gewesen. Außerdem hege er Zweifel an der Unabhängigkeit der Beratung. "Vorher, als die Beratung noch über den VdK und die Verbraucherzentrale ging, war diese Unabhängigkeit gegeben", bemerkt er. Die UPD als gemeinnützige GmbH wird finanziert vom GKV-Spitzenverband, der zentralen Interessenvertretung der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen in Deutschland, und dem Verband der Privaten Krankenversicherung. Diese dürften aber keinen Einfluss nehmen, betont eine Sprecherin der UPD.

Kritisch bleibt derweil Astrid Schramm , gesundheitspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Landtag: "Es war ein Fehler, eine gut funktionierende Anlaufstelle bewusst zerstört zu haben, eine telefonische Beratung über ein kassennahes Callcenter ersetzt nun mal keine persönliche Beratung." Jetzt werde Schadensbegrenzung betrieben, zwei Berater reichten nicht aus. Außerdem findet sie: "Die Beratungen sollten wieder von gemeinnützigen, patientennahen Organisationen ausgeübt werden, wie es sich vorher bewährt hat."

Zum Thema:

Auf einen Blick Die mobile Beratung bietet einmal pro Quartal Patientenberatungen in drei Städten an. In Merzig ist das Beratungsmobil jeweils samstags in der Fußgängerzone vor der Stadthalle. Die Termine: 22. April, 5. August und 14. Oktober. In St. Wendel finden die Beratungen voraussichtlich vor dem Rathaus statt, und zwar montags, 16. Januar, 24. April, 7. August und 16. Oktober. Auf den Kleinen Markt in Saarlouis kommen die Berater dienstags, 17. Januar, 25. April, 8. August und 17. Oktober. Die Beratungen finden jeweils von 10 bis 15 Uhr statt, um eine Anmeldung unter Tel. (08 00) 0 11 77 25 wird gebeten. bsch

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