Serie „Arbeitsplatz Krankenhaus“ „Einfach zuhören und die Angst nehmen“

Saarbrücken · Wer denkt schon gern ans Krankenhaus – solange er gesund ist? Hauptsache, das Krankenhaus ist da, und wir fühlen uns sicher, weil für den Notfall alles bereit steht: Geräte und vor allem hilfsbereite Menschen. Genau um diese Menschen geht es in unserer Serie „Arbeitsplatz Krankenhaus“. Wir stellen die vor, die uns helfen, falls uns das Glück verlässt. Heute: den Krankenpfleger Jens Pospiech.

 Krankenpfleger Jens Pospiech will seinen Patienten auch seelischen Beistand geben.

Krankenpfleger Jens Pospiech will seinen Patienten auch seelischen Beistand geben.

Foto: Iris Maurer

Seit fast drei Jahrzehnten kennt Jens Pospiech seinen Arbeitsplatz. Denn im Winterbergklinikum ist er zur Welt gekommen. Heute ist er hier Krankenpfleger und hat sogar schon mit der Hebamme gearbeitet, die vor 27 Jahren bei seiner Geburt dabei war.

Aber mit dem Klinikum verbindet ihn noch mehr: Nach dem Abitur hat er hier seinen Zivildienst abgeleistet. Eigentlich habe er Lehrer werden wollen, erzählt er: "Aber dann hat mir die Arbeit im Krankenhaus so gut gefallen, dass ich es mir anders überlegt habe."

Dass für seine Ausbildung nur der Winterberg infrage kommt, stand für ihn fest: "Ich wollte nie woanders hin", sagt er. 2013 machte er sein Examen und arbeitet inzwischen als Krankenpfleger in der Abteilung für Gefäßchirurgie .

Patienten kommen hierher oft mit Blutgerinnseln, zum Beispiel in den Beinen. Daher finden auf der Station viele Operationen statt. Durch den hohen Anteil älterer Patienten sind auch einige dabei, die vor Operationen unruhig sind. "Da muss man auch einfach mal zuhören und die Angst nehmen", sagt Pospiech. Wenn das nicht ausreicht, ruft er schon mal den Operateur hinzu, der alles noch einmal genau erklärt.

"Ein Pfleger ist auch ein Vermittler zwischen Arzt und Patient", sagt der 27-Jährige. In der Gefäßchirurgie gebe es Patienten , die nur für eine spezielle Untersuchung hier seien, aber die meisten blieben über mehrere Wochen oder sogar Monate im Krankenhaus. "Da bleibt ein persönliches Verhältnis nicht aus. Man redet auch mal über Privates. Trotzdem muss ich als Pfleger natürlich eine professionelle Distanz wahren", erzählt er. Schicksalsschläge, die Patienten treffen, berührten ihn trotzdem. "Und wenn Patienten lange Zeit keinen Besuch bekommen", fügt er hinzu.

Mit denen erlebt er traurige, lustige, aber auch ganz besondere Momente - zum Beispiel, wenn er an Silvester Nachtschicht hat und sie zusammen das Feuerwerk anschauen. "Hier oben hat man einen fantastischen Ausblick", sagt Pospiech.

Nachtschichten hätten allerdings nicht nur positive Seiten, sagt er: "Soziale Kontakte leiden schon unter dem Schichtdienst, besonders, wenn man spontan einspringen muss." Besonders schwierig mache der Schichtdienst Freundschaften zu anderen Pflegern.

Und das wird nicht leichter. Denn berufsbegleitend studiert Pospiech jetzt Medizinalfachberufe in Kaiserslautern.

Nach dem Abschluss will er an der Schule für Gesundheitsfachberufe unterrichten. Erste praktische Erfahrungen als Lehrer darf er schon jetzt sammeln - natürlich an "seiner" Klinik.

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